Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
könnte, und dafür verrate ich Euch alle meine Geheimnisse. Sogar die, die Euch erröten lassen, einverstanden?«
Das hörte sich interessant an. Aber das Feuerwerk war wichtiger, als eine Stunde mit ihr herumzuschmusen. Welche Geheimnisse konnte sie haben, die ihn erröten ließen? Was das anging, würde er sie vermutlich überraschen können. Nicht all die Erinnerungen der anderen Männer, die man in seinen Kopf gezwängt hatte, drehten sich um Schlachten. »Ein Glockengießer«, sagte er nachdenklich, ohne die geringste Ahnung, in welche Richtung ihn das führen sollte. Nicht eine jener alten Erinnerungen regte sich. »Nun, ich vermute … ein Glockengießer könnte … vielleicht …«
»Nein«, sagte sie abrupt. »Ihr werdet jetzt gehen und in zwei oder drei Tagen wiederkommen. Ich habe zu arbeiten und Ihr mit Euren Fragen und Schmeicheleien seid eine zu große Ablenkung. Nein, ich will nichts hören! Ihr werdet jetzt gehen.«
Er erhob sich mit finsterer Miene und stülpte sich den breitkrempigen Hut auf den Kopf. Schmeicheleien? Schmeicheleien! Blut und verdammte Asche! Beim Reinkommen hatte er seinen Umhang neben der Tür zu Boden fallen lassen, und er stöhnte leise, als er sich bückte, um ihn aufzuheben. Er hatte fast den ganzen Tag auf dem Stuhl gesessen. Aber vielleicht hatte er bei ihr einen kleinen Fortschritt gemacht. Und wenn er das Rätsel lösen konnte, dann sowieso. Alarmglocken. Gongs, die die Stunde schlugen. Es ergab keinen Sinn.
»Ich könnte mir vorstellen, einen so schlauen jungen Mann wie Euch zu küssen, würdet Ihr nicht einer anderen gehören«, murmelte sie in entschieden warmem Tonfall. »Ihr habt ein so knackiges Hinterteil.«
Er schoss hoch, hielt ihr aber weiterhin den Rücken zugewandt. Die Hitze in seinem Gesicht war pure Empörung, aber er war davon überzeugt, dass sie es als Erröten auslegen würde. Normalerweise konnte er seine Kleidung vergessen, solange es niemand ansprach. In den Schenken hatte es da den einen oder anderen Zwischenfall gegeben. Als er mit dem geschienten Bein und verbundenen Rippen und von Kopf bis Fuß mit Verbänden versehen flach auf dem Rücken lag, hatte Tylin seine Kleidung versteckt. Er hatte noch immer nicht herausgefunden, wo sie war, aber mit Sicherheit war sie versteckt und nicht verbrannt. Schließlich würde sie ihn ja wohl nicht für alle Zeiten festhalten wollen. Von seinen Sachen waren nur noch der Hut und das schwarze Seidentuch, das er um den Hals trug, übrig geblieben. Und das Medaillon aus Silber, das einen Fuchskopf darstellte, das unter seinem Hemd an einem Lederband hing. Und seine Messer; ohne die hätte er sich wirklich verloren gefühlt.
Als er es endlich geschafft hatte, aus dem verdammten Bett zu kriechen, hatte das verfluchte Weibsstück für ihn neue Kleider anfertigen lassen, und sie hatte dabei zugesehen, wie die verfluchte Schneiderin seine Maße nahm! Die schneeweißen Spitzenrüschen an seinen Ärmeln verbargen verdammt noch mal beinahe seine Hände, wenn er nicht achtgab, und noch mehr von dem Zeug quoll verflucht noch mal aus seinem Halsausschnitt und reichte fast bis zur Taille. Tylin mochte Spitze an einem Mann. Sein Umhang war von flammendem Scharlachrot – so rot wie die zu engen Hosen –, und mit goldenen Schnörkeln und – ausgerechnet! – weißen Rosen abgesetzt. Ganz zu schweigen von dem weißen Oval auf seiner linken Schulter mit dem grünen Schwert und dem Anker von Haus Mitsobar. Sein Mantel war blau genug, um einem Kesselflicker zu gehören, und zu allem Überfluss zogen sich goldene und rote tairenische Labyrinthe quer über die Brust und die Ärmel entlang. Mat erinnerte sich ungern daran, was er hatte durchmachen müssen, nur um Tylin davon zu überzeugen, auf die Perlen und Saphire und das Licht allein wusste was noch zu verzichten. Und er war kurz. Unanständig kurz! Auch Tylin liebte sein verdammtes Hinterteil, und es schien ihr egal zu sein, wer es noch sah!
Er rückte den Umhang auf den Schultern zurecht – wenigstens er verhüllte etwas – und nahm den schulterhohen Wanderstab, der neben der Tür lehnte. Seine Hüfte und sein Bein würden wehtun, bis er den Schmerz durch Laufen verdrängte. »Dann bis in zwei oder drei Tagen«, sagte er mit so viel Würde, wie er aufbringen konnte.
Aludra lachte leise. Aber nicht leise genug, dass er es nicht mitbekam. Licht, eine Frau konnte mehr mit einem Lachen anstellen als ein Schläger von den Docks mit einer Tirade voller Flüche! Mit der
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