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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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können. Barsine war seit Langem tot und er würde es bald auch sein.
    »Er ist in der Gasse!«, rief ein Mann. »Folgt mir! Beeilt Euch! Er kommt davon!«
    Mat hielt seine Augen auf den Gholam gerichtet. Dessen Blick flackerte an ihm vorbei, zur Straße, und er zögerte. »Ich habe den Befehl, mich keinem erkennen zu geben, nur denen, die ich ernte«, fauchte er Mat entgegen, »also wirst du noch eine Weile leben. Eine kleine Weile.«
    Er fuhr herum und rannte in die Gasse, rutschte leicht in dem Schlamm aus und schien trotzdem immer noch zu fließen, als er hinter die Schenke sprang.
    Mat rannte ihm hinterher. Er hätte dafür keinen Grund nennen können, außer dass das Ungeheuer versucht hatte, ihn zu töten und es wieder versuchen würde. Seine Nackenhaare sträubten sich. Also würde es ihn töten, wenn es ihm passte? Wenn das Medaillon das Ding verletzen konnte, vielleicht konnte er es dann damit auch töten.
    Er erreichte die Ecke der Schenke und sah den Gholam in demselben Augenblick, in dem dieser zurückblickte und ihn ansah. Wieder zögerte das Ding einen Augenblick lang. Die Hintertür der Schenke stand offen und ließ den Lärm von Zecherei hören. In der Rückwand des gegenüberliegenden Gebäudes fehlte ein Stein. Die Kreatur stieß ihre Hände in das Loch. Mat erstarrte. Sie schien kaum Waffen zu brauchen, aber wenn sie dort eine versteckt hatte … Wenn das Ding ihm mit einer Waffe entgegentrat, würde er es bestimmt nicht überleben. Arme folgten Händen, dann verschwand der Kopf des Gholams in dem Loch. Mat klappte der Mund auf. Die Brust des Ungeheuers schlängelte sich hindurch, dann die Beine, und schon war es verschwunden. Durch eine Öffnung, die vielleicht so groß wie Mats beide Hände war.
    »Ich glaube nicht, dass ich jemals etwas Ähnliches gesehen habe«, sagte jemand leise neben ihm, und er zuckte zusammen, als er begriff, dass er nicht länger allein dort stand. Der Sprecher war ein weißhaariger alter Mann mit gebeugten Schultern und einer großen Hakennase im traurigen Gesicht, der ein Bündel auf dem Rücken trug. Er schob einen sehr langen Dolch in eine Scheide unter seinem Mantel.
    »Ich schon«, sagte Mat in hohlem Tonfall. »In Shadar Logoth.« Manchmal trieben verloren geglaubte Teile seiner eigenen Erinnerung aus dem Nichts an die Oberfläche; diese war gerade aufgetaucht, als er den Gholam betrachtet hatte. Es war eine Erinnerung, die besser verschollen geblieben wäre.
    »Nur wenige überleben einen Besuch dort«, sagte der alte Mann und schaute ihn an. Irgendwie kam Mat sein faltiges Gesicht bekannt vor, aber er konnte es nicht unterbringen. »Was hat Euch nach Shadar Logoth geführt?«
    »Wo sind Eure Freunde?«, fragte Mat. »Die Leute, denen Ihr zugerufen habt?« Sie standen allein in der Gasse. Die Geräusche von der Straße drangen ungebrochen zu ihnen herüber, doch es ertönten keine Rufe, dass jemand davonkommen würde, wenn sie sich nicht beeilten.
    Der Alte zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, ob jemand da draußen gehört hat, was ich gerufen habe. Es ist schon schwer genug, etwas zu verstehen. Aber ich dachte, dass es den Burschen vielleicht vertreibt. Nachdem ich jedoch das hier gesehen habe …« Er zeigte auf das Loch in der Wand und lachte humorlos, was seine Zahnlücken enthüllte. »Vielleicht habt Ihr das Glück des Dunklen Königs auf Eurer Seite.«
    Mat schnitt eine Grimasse. Er hatte das zu oft über sich gehört und es gefiel ihm nicht. Vor allem, weil er nicht wusste, ob es womöglich stimmte. »Vielleicht«, murmelte er. »Verzeiht mir, ich sollte mich dem Mann vorstellen, der meinen Hals gerettet hat. Ich bin Mat Cauthon. Seid Ihr neu in Ebou Dar?« Das auf den Rücken geschnallte Bündel verlieh ihm das Aussehen eines Mannes auf der Reise. »Ihr werdet es schwer haben, einen Platz zum Schlafen zu finden.« Er nahm die knorrige Hand, die der andere ihm reichte, mit Vorsicht. Sie bestand nur aus Höckern, als wäre jeder Knochen zur gleichen Zeit gebrochen worden und schlecht geheilt. Aber sein Griff war kräftig.
    »Ich bin Noal Charin, Mat Cauthon. Nein, ich bin schon seit einiger Zeit hier. Aber meine Schlafstelle auf dem Dachboden der Goldenen Ente wird jetzt von einem fetten illianischen Ölhändler besetzt, der heute Morgen wegen einem seanchanischen Offizier aus seinem Zimmer geworfen wurde. Ich dachte, ich würde in der Gasse einen Platz zum Schlafen finden.« Er rieb sich mit einem verkrümmten Finger die große Nase und kicherte,

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