Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
Schultern, schob sie nach vorn und dann nach unten, bis sie vor Aviendha auf den kalten Fliesen kniete, dann ging auch sie hinter ihr auf die Knie. »Ich biete ihr meine Tochter zur Prüfung dar.«
Zu einem anderen Zeitpunkt hätte Elayne vielleicht gekichert. Keine der Frauen sah auch nur mehr als ein halbes Dutzend Jahre älter als sie und Elayne aus. Zu einem anderen Zeitpunkt. Aber nicht jetzt. Die stehenden Weisen Frauen machten ernste Gesichter. Sie musterten Aviendha und sie, als würden sie sie beurteilen und wären sich absolut nicht sicher, ob sie die Prüfung bestehen würden.
»Wer wird für sie die Geburtswehen erdulden?«, fragte Monaelle und Amys trat vor.
Ihr schlossen sich zwei andere Frauen an, ein wilder Rotschopf namens Shyanda, die Elayne in Melaines Gesellschaft gesehen hatte, und eine ergrauende Frau, die sie nicht kannte. Sie halfen Amys, sich auszuziehen. Stolz in ihrer Nacktheit trat Amys Monaelle gegenüber und klatschte sich auf den straffen Bauch. »Ich habe Kinder geboren. Ich habe sie gestillt«, sagte sie und wog Brüste in den Händen, die aussahen, als hätten sie nichts dergleichen getan. »Ich biete mich an.«
Nach Monaelles würdevollem Nicken ging Amys zwei Schritte neben Elayne und Aviendha auf die Knie und hockte sich auf die Fersen. Shyanda und die ergrauende Weise Frau knieten ebenfalls nieder und flankierten sie, und plötzlich umgab jede Frau im Raum mit Ausnahme von Elayne, Aviendha und Amys der Schein der Macht.
Elayne holte tief Luft und sah, dass Aviendha das Gleiche tat. Gelegentlich klirrten die Armreifen einer der Weisen Frauen, aber außer den Atemzügen und dem kaum zu hörenden Donner in der Ferne war das der einzige Laut im Raum. Es war beinahe ein Schock, als Monaelle sprach.
»Ihr werdet beide das tun, was man euch befiehlt. Schwankt ihr oder hinterfragt ihr den Befehl, ist eure Entschlossenheit nicht stark genug. Ich werde euch fortschicken, und das ist dann das Ende hiervon, für alle Zeiten. Ich werde euch Fragen stellen und ihr werdet ehrlich antworten. Weigert ihr euch zu antworten, wird man euch fortschicken. Falls jemand der Anwesenden den Eindruck hat, dass ihr lügt, wird man euch fortschicken. Natürlich könnt ihr auch jederzeit aus eigenem Willen gehen. Dies ist ebenfalls das Ende für alle Zeiten. Hier gibt es kein zweites Mal. Also. Was ist das Beste, das ihr über die Frau sagen könnt, die ihr zur Erstschwester haben wollt?«
Elayne hatte die Frage halb erwartet. Das hatte zu den Dingen gehört, über die sie hatte nachdenken sollen. Eine Tugend unter vielen auszuwählen war nicht einfach gewesen, aber sie hatte eine Antwort parat. Sie setzte zum Sprechen an, aber plötzlich traten Stränge aus Saidar in Erscheinung und verflochten sich zwischen ihr und Aviendha und kein Laut kam aus ihrem oder Aviendhas Mund. Mechanisch tastete sie die Stränge ab; selbst in diesem Augenblick war der Versuch, etwas zu lernen, genauso sehr ein Teil von ihr wie ihre Augenfarbe. Die Stränge verschwanden, als sie den Mund wieder schloss.
»Aviendha ist so selbstbewusst, so stolz. Ihr ist es egal, was andere denken, dass sie tun oder sein soll; sie ist die, die sie sein will«, hörte Elayne sich sagen, während Aviendhas Worte plötzlich zur gleichen Zeit zu hören waren. »Selbst wenn Elayne solche Angst hat, dass ihr Mund austrocknet, wird sich ihr Geist nicht beugen. Sie ist mutiger als alle anderen Menschen, die ich kennengelernt habe.«
Elayne starrte ihre Freundin an. Aviendha hielt sie für mutig? Beim Licht, sie war kein Feigling, aber mutig? Seltsamerweise starrte Aviendha sie ungläubig an.
»Mut ist eine Quelle«, sagte Viendre in Elaynes Ohr, »bei manchen ist sie tief, bei anderen nur flach. Tief oder flach, Quellen trocknen irgendwann aus, selbst wenn sie sich später wieder auffüllen. Du wirst dich dem stellen, dem du dich nicht stellen kannst. Dein Rückgrat wird sich in Pudding verwandeln, und der Mut, dessen du gerühmt wirst, wird dich weinend im Staub zurücklassen. Der Tag wird kommen.« Sie klang, als wollte sie da sein, um dabei Zeugin zu werden. Elayne nickte knapp. Sie wusste, wie es war, wenn sich ihr Rückgrat in Pudding verwandelte; es hatte den Anschein, als würde sie jeden Tag dagegen ankämpfen.
Tamela sprach zu Aviendha, in einem Tonfall, der fast so zufrieden klang wie Viendres. » Ji’e’toh bindet dich wie Fesseln aus Stahl. Für Ji wirst du genauso sein, wie man von dir erwartet, bis zur letzten Haarsträhne. Für
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