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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wie jeder andere ist, schätze ich. Es gibt da nicht viel zu sehen.« Sie trat vorsichtig an das vergoldete Geländer und schaute darüber hinweg, als hätte sie Angst herunterzufallen, aber dann nahmen ihre blauen Augen wieder den üblichen scharfen Ausdruck an. »Ich würde alles dafür geben, ihn untersuchen zu können, aber das ist natürlich unmöglich. Wer weiß, was er außer dem, was wir längst wissen, sonst noch tun könnte?« In ihrer Stimme lag genauso viel Ehrfurcht wie Bedauern.
    Shalon hatte keine Höhenangst, und sie drückte sich neben der Aes Sedai an das aufwendig geschmiedete Eisen, da sie sehen wollte, was die Quelle gestohlen hatte. Nach kurzem Zögern gesellte sich Harine zu ihnen. Zu Shalons Überraschung bestand die Höhe, die Kumira Unbehagen bereitete, aus kaum mehr als zwanzig Fuß. Unter ihnen erstreckte sich ein glatter Boden, dessen blaue und weiße Fliesen ein kompliziertes Labyrinth ergaben, das ein rotes, von einem gelben Rand umgebenes Oval einschloss. Unter der Galerie saßen drei Frauen in Weiß auf Stühlen, die die Kuppelwand berührten und in gleichmäßigen Abständen voneinander um die Fläche aufgestellt waren. Neben jeder Frau war eine anscheinend aus von Schlieren durchzogenen Kristallen bestehende Scheibe mit einem Durchmesser von einer vollen Spanne in den Boden eingelassen. In der Scheibenmitte war ein langer, schmaler Keil aus klarem Kristall eingelassen, der auf den Mittelpunkt des Raums zeigte. Die undurchsichtigen Scheiben wurden von Metallringen eingefasst und wiesen Markierungen wie von einem Kompass auf, allerdings wurden die Striche zwischen den großen Markierungen zusehends kleiner. Shalon war sich nicht sicher, aber sie hatte den Eindruck, als wäre der ihr am nächsten befindliche Ring mit Zahlen beschrieben. Das war alles. Keine monströsen Gebilde. Sie hatte sich etwas Gewaltiges und Schwarzes vorgestellt, das das Licht verschluckte. Sie umfasste das Geländer fester, um ihre Hände am Zittern zu hindern, und sie drückte die Knie durch, damit sie still dastand. Was sich auch immer dort unten befand, es hatte das Licht gestohlen.
    Das leise Geräusch von Halbschuhen verkündete die Ankunft neuer Personen auf der Galerie, die durch die gleiche Türöffnung kamen, die sie benutzt hatten. Es handelte sich um ein Dutzend lächelnder Frauen mit hochgestecktem Haar und wehenden blauen Seidenroben, die reich mit goldenen Stickereien versehen waren und hinter ihnen über den Boden schleiften. Sie trugen sie wie ärmellose Mäntel über den Gewändern. Diese Leute wussten, wie man seinen Rang zur Schau stellte. Jede der Frauen hatte einen großen Anhänger in der Form jenes goldgesäumten roten Ovals, der an einer Kette aus schweren goldenen Gliedern baumelte; das gleiche Emblem wiederholte sich an der Vorderseite eines schmalen Diadems aus Gold. Bei einer der Frauen bestanden die roten Ovale aus Rubinen statt Emaille, und der Goldreif über ihren Brauen lag beinahe unter Saphiren und Mondsteinen verborgen; am rechten Zeigefinger trug sie einen schweren goldenen Siegelring. Sie war hochgewachsen und erhaben, das schwarze Haar war hochgesteckt und zu einer Kugel geformt; obwohl ihr Haar großzügig von weißen Strähnen durchsetzt war, war ihr Gesicht faltenfrei. Die anderen Frauen waren groß, klein, stämmig, dünn, hübsch und unscheinbar; keine von ihnen war jung, aber jede strahlte Autorität aus. Doch sie hob sich durch mehr als ihre Edelsteine von ihnen ab. In ihren großen dunklen Augen lagen Leidenschaft und Weisheit, und von ihr ging mehr als nur Autorität aus; hier war jemand, der zu befehlen gewohnt war. Man brauchte Shalon nicht sagen, dass das die Erste Ratsherrin war, aber die Frau verkündete es trotzdem.
    »Ich bin Aleis Barsalla, Erste Ratsherrin von Far Madding.« Ihre honigsüße Stimme war tief für eine Frau und sie schien eine Proklamation zu verkünden und Beifall zu erwarten. Sie hallte durch die Kuppel. »Far Madding heißt Harine din Togara Zwei Winde, Herrin der Wogen des Clans Shodein und Außerordentliche Botschafterin der Herrin der Schiffe des Atha’an Miere willkommen. Möge das Licht Euch erleuchten und Wohlstand bescheren. Euer Kommen erfreut jedes Herz in Far Madding. Ich begrüße die Gelegenheit, mehr über das Atha’an Miere zu erfahren, aber Ihr müsst von Eurer beschwerlichen Reise ermüdet sein. Ich habe Euch in meinem Palast Quartiere zuweisen lassen. Wenn Ihr Euch ausgeruht und gegessen habt, können wir uns

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