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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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befand sich ganz unten in einem kleinen Samtbeutel. Ein weiterer Befehl. Hier war ihr ganzer verbliebener Besitz verstaut, mit Ausnahme ihres Schreibkastens. Glücklicherweise war er bei ihrer Gefangennahme verloren gegangen. Ihre Kleider hingen an einem Umhangständer, das letzte Möbelstück des Verschlags. Sie wählte eines aus, ohne richtig hinzusehen, zog es an und kämmte sich das Haar.
    Als sie sich in dem billigen Spiegel auf dem Waschtisch sah, geriet die Bürste mit dem Elfenbeinrücken ins Stocken. Mit abgehackten Atemzügen legte sie die Bürste neben den dazugehörigen Kamm. Das ausgewählte Kleid war dick, es bestand aus fein gewebter Wolle von einem Rot, das so dunkel war, dass es beinahe schwarz erschien. So schwarz wie der Mantel eines Asha’man. Ihr verschwommenes Bild starrte mit verzerrten Lippen zurück. Sich umzuziehen wäre eine Art von Niederlage. Entschlossen riss sie ihren mit Marderfell besetzten grauen Umhang vom Ständer.
    Als sie das Segeltuch zur Seite schlug, befanden sich bereits etwa zwanzig Schwestern in dem langen, von Segeltuchverschlägen gesäumten Mittelgang. Hier und da unterhielten sich welche mit gesenkten Stimmen, aber der Rest blickte einander nicht an, selbst wenn sie derselben Ajah angehörten. Da war Angst zu sehen, aber es war Scham, die viele Gesichter hatte erstarren lassen. Akoure, eine stämmige Graue, starrte die Hand an, wo sie gewöhnlich den Ring trug. Desandre, eine schmale Gelbe, verbarg die rechte Hand unter der Achsel.
    Die leisen Unterhaltungen verstummten, als Toveine hervortrat. Einige der Frauen starrten sie mit offener Feindseligkeit an. Darunter auch Jenare und Lemai, die ihrer eigenen Ajah angehörten! Desandre drehte sich brüsk um und wandte ihr den Rücken zu. Im Zeitraum von zwei Tagen waren einundfünfzig Aes Sedai den schwarz gekleideten Ungeheuern in die Hände gefallen, und fünfzig davon gaben Toveine Gazal dafür die Schuld, so als wäre Elaida a’Roihan nicht an der Katastrophe beteiligt gewesen. Wäre Logain nicht eingeschritten, hätten sie bereits in der ersten Nacht ihre Rache vollzogen. Sie verspürte keine Dankbarkeit dafür, dass er dem ein Ende bereitet und Carniele dazu gebracht hatte, die von Gürteln verursachten Striemen und von Fäusten und Füßen hervorgerufenen Blutergüsse zu Heilen. Sie wäre lieber von ihnen zu Tode geprügelt worden, als in seiner Schuld zu stehen.
    Sie rückte den Umhang auf ihren Schultern zurecht und schritt erhobenen Hauptes den Gang entlang, hinaus in die blasse Morgensonne, die zu ihrer düsteren Stimmung passte. Hinter ihr rief jemand giftige Worte, bevor die zufallende Tür sie abschnitt. Ihre Hände zitterten, als sie die Kapuze hochschlug und sich den dunklen Pelz ins Gesicht zog. Niemand stieß Toveine Gazal ungestraft herum. Das hatte auch Herrin Doweel, die sie im Laufe der Jahre zu scheinbarer Unterwürfigkeit gebrochen hatte, erfahren müssen, als ihr Exil endete. Sie würde es ihnen zeigen. Sie würde es ihnen allen zeigen!
    Das Schlafhaus, das sie sich mit den anderen teilte, lag am äußeren Rande eines großen, wenn auch sehr seltsamen Dorfes. Ein Dorf aus Asha’man. An anderer Stelle hatte man – so war ihr zugetragen worden – Gelände abgesteckt für Gebäude, die angeblich die Weiße Burg hoch überragen sollten, aber zurzeit lebten die meisten von ihnen hier an diesem Ort. Die fünf großen, wuchtigen Unterkünfte aus Stein, die sich an Straßen entlangzogen, die so breit wie die prächtigsten Straßen in Tar Valon waren, konnten jeweils einhundert Asha’man-Soldaten aufnehmen. Sie waren noch nicht gänzlich belegt, dem Licht sei dank, aber die dicken Mauern zweier weiterer Gebäude, die schon so weit fertiggestellt waren, dass man sie mit einem Strohdach versehen konnte, warteten mit ihren zugeschneiten Gerüsten auf die Ankunft von Arbeitern. Etwa ein Dutzend kleinerer Steingebäude diente als Unterkunft für jeweils zehn Geweihte; ein weiteres war bereits im Bau. Ringsum standen fast zweihundert Häuser, wie man sie in jedem Dorf finden konnte; hier wohnten die Verheirateten und die Familien der anderen, die noch nicht weit genug ausgebildet waren.
    Männer, die die Eine Macht lenken konnten, jagten Toveine keine Furcht ein. Einst hatte sie einen Augenblick lang ihrer Panik nachgegeben, das stimmte, aber darum ging es jetzt nicht. Jedoch fünfhundert Männer mit dieser Fähigkeit waren wie ein Stück Knochen, das zwischen zweien ihrer Zähne festklemmte, und zwar an

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