Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
Euren sind, aber ich habe in die Wege geleitet, dass zwanzigtausend Goldkronen in die Schatzkammer des Palasts gebracht werden, und wenn nötig gibt es noch mehr.«
»Informiert die Lady Birgitte«, sagte Elayne und verbarg ihre Erleichterung. Birgitte hatte noch nicht genug Gardesoldaten in Dienst gestellt, um eine Stadt von der Größe Caemlyns verteidigen, geschweige denn etwas anderes tun zu können, aber vor dem Frühling waren keine Einkünfte von ihren Gütern zu erwarten, und die Söldner waren teuer. Jetzt würde sie die Männer nicht wegen mangelndem Gold verlieren, bevor Birgitte die nötigen Männer für ihren Ersatz rekrutieren konnte. »Weiter, Meister Norry.«
»Ich fürchte, den Abwasserkanälen muss eine hohe Priorität eingeräumt werden, meine Lady. Die Ratten vermehren sich in ihnen, als wäre es schon Frühling, und …«
Er warf alles zusammen, so wie er es für wichtig hielt. Norry schien es als persönliche Niederlage aufzufassen, dass er immer noch nicht in Erfahrung gebracht hatte, wer Elenia und Naean befreit hatte, dabei war seit ihrer Rettung nicht mal eine ganze Woche verstrichen. Der Getreidepreis stieg in exorbitante Höhen, genau wie bei allen Lebensmitteln, und es war bereits abzusehen, dass die Reparaturen des Palastdaches länger dauern und teurer sein würden, als die Steinmetze veranschlagt hatten, aber Lebensmittel wurden immer teurer, während der Winter seinen Verlauf nahm, und Steinmetze kosteten immer mehr, als sie veranschlagt hatten. Norry räumte ein, dass die letzten Briefe aus Neu-Braem mehrere Tage alt waren, aber die Grenzländer waren anscheinend damit zufrieden, dort zu bleiben, wo sie waren, was er nicht verstehen konnte. Jedes Heer, vor allem eines, das angeblich so groß war, hätte das Umland mittlerweile völlig leer plündern müssen. Elayne verstand es auch nicht, aber sie war zufrieden, dass es so war. Gerüchte aus Cairhien, dass Aes Sedai Rand den Lehnseid schworen, gaben Egwenes Sorgen wenigstens einen Grund, obwohl es sehr unwahrscheinlich erschien, dass eine Schwester tatsächlich so etwas tat. Norrys Einschätzung zufolge war das die uninteressanteste Neuigkeit, aber Elayne sah das anders. Rand konnte es sich nicht leisten, sich die Schwestern um Egwene abspenstig zu machen. Er konnte es sich nicht leisten, sich überhaupt eine Aes Sedai abspenstig zu machen. Aber er schien immer wieder Möglichkeiten zu finden, es zu tun.
Kurz nach Halwin Norry kam Reene Harfor herein, nickte den Gardistinnen an der Tür zu und schenkte Aviendha ein offenes Lächeln. Falls die pummelige grauhaarige Frau je missbilligt hatte, dass Elayne Aviendha eine Schwester nannte, hatte sie es sich nie anmerken lassen, und mittlerweile schien sie es ehrlich zu begrüßen. Aber auch wenn sie lächelte, war ihr Bericht viel ernster als alles, was der Erste Sekretär zu berichten gehabt hatte.
»Jon Skellit wird von Haus Arawn bezahlt, meine Lady«, sagte Reene, und ihr rundes Gesicht war streng genug, um einem Henker gehören zu können. »Er ist jetzt zweimal dabei gesehen worden, wie er von Männern Geldbörsen angenommen hat, von denen man weiß, dass sie Arawn unterstützen. Und es besteht kein Zweifel, dass Ester Norham in jemandes Diensten steht. Sie stiehlt nicht, aber sie hat über fünfzig Goldkronen unter einer losen Bodendiele versteckt, und gestern Abend hat sie zehn Kronen hinzugefügt.«
»Verfahrt mit ihnen wie mit den anderen«, sagte Elayne traurig. Bis jetzt hatte die Haushofmeisterin neun Spione enttarnt, bei denen sie sich sicher war, und vier davon wurden von Leuten beschäftigt, deren Identität sie noch nicht hatte aufdecken können. Dass Reene überhaupt welche gefunden hatte, reichte schon aus, um Elayne zu ärgern, aber bei dem Barbier und der Friseurin war das etwas anderes. Beide hatten schon in den Diensten ihrer Mutter gestanden. Eine Schande, dass sie es nicht für angebracht gehalten hatten, ihre Loyalität auf Morgases Tochter zu übertragen.
Aviendha verzog das Gesicht, als Frau Harfor murmelte, sie würde sich darum kümmern, aber es war sinnlos, die Spione zu entlassen oder sie zu töten, wie es die Aiel vorgeschlagen hatte. Sie würden bloß von Spionen ersetzt, die sie nicht kannte. Ein Spion ist das Werkzeug deines Feindes, bis du seine Identität kennst, hatte ihre Mutter gesagt, aber dann ist er dein Werkzeug . Und Thom hatte gesagt: Entdeckst du einen Spion, dann wickle ihn ein und füttere ihn mit einem Löffel. Man würde den
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