Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
hätte ich etwas Prächtiges veranstalten können!«
»Ich will aber nichts Prächtiges«, sagte Mat. Er wollte gar nichts von dem Mann, aber Beslan hatte zufällig gesehen, wie Thom sich auf den Stallhof der Wanderin schlich. Thom war losgezogen, um Joline zu beschäftigen, bis Egeanin am Abend mit ihren Sul’dam kam; er sollte ihre Nerven beruhigen und sie mit höfischem Getue freundlich stimmen, aber er hätte auch alle möglichen anderen Gründe haben können, um das Gasthaus zu besuchen. Nun, vielleicht nicht viele, da es dort vor Seanchanern wimmelte, aber mit Sicherheit doch einige. Beslan hatte sich jedoch auf den richtigen Grund gestürzt wie eine Ente auf einen Käfer, und er wollte nicht zulassen, dass er nicht beteiligt wurde. »Es reicht, wenn ein paar Eurer Freunde die Ausrüstung anzünden, die die Seanchaner auf der Buchtstraße gelagert haben. Aber nach Mitternacht; besser eine Stunde später als zu früh.« Mit etwas Glück würde er die Stadt vor Mitternacht verlassen haben. »Das wird ihre Aufmerksamkeit nach Süden lenken, und Ihr wisst, dass es ihnen schaden wird, wenn sie Ausrüstung verlieren.«
»Ich habe gesagt, ich werde es tun«, sagte Beslan mürrisch, »aber Ihr könnt nicht gerade behaupten, dass Brandstiftung eine große Geste ist.«
Mat lehnte sich zurück, legte die Hände auf die Bambus nachempfundenen Lehnen und runzelte die Stirn. Er wollte seine Hände sowieso ausruhen, aber sein Siegelring verursachte auf dem vergoldeten Holz ein lautes Klicken, als er mit den Fingern trommelte. »Beslan, man wird Euch doch in einer Schenke sehen, wenn die Brände beginnen, oder?« Der junge Mann verzog das Gesicht. »Beslan?«
Beslan warf die Hände in die Luft. »Ich weiß, ich weiß, ich darf Mutter nicht in Gefahr bringen. Man wird mich sehen. Um Mitternacht werde ich so betrunken wie der Mann einer Wirtin sein! Ihr könnt darauf wetten, dass man mich sieht! Es ist einfach nur nicht besonders heldenhaft, Mat. Ich befinde mich mit den Seanchanern im Kriegszustand, ob Mutter es nun auch ist oder nicht.«
Mat versuchte, nicht zu stöhnen. Beinahe wäre es ihm gelungen.
Es gab natürlich keine Möglichkeit zu verbergen, dass die Rotwaffen Pferde aus den Ställen holten. An diesem Morgen bemerkte er zweimal, wie Dienerinnen einander Münzen gaben, und beide Male schaute ihn die Frau, die bezahlen musste, böse an. Obwohl Vanin und Harnan es sich anscheinend noch immer in dem langen Quartier neben den Ställen bequem machten, wusste der Palast, dass Mat Cauthon bald aufbrach, und die ersten Wetten wurden bereits ausgezahlt. Er musste nur dafür sorgen, dass keiner herausfand, wie bald, bevor es zu spät war.
Als der Morgen seinen Verlauf nahm, wurde der Wind stärker, aber Mat ließ Pips satteln und ritt seine endlosen Kreise auf dem Stallhof, krümmte sich im Sattel etwas zusammen und zog den Umhang eng um sich. Er ritt langsamer als gewöhnlich, und so machten Pips’ Hufe gemütliche, trottende Geräusche auf den Pflastersteinen. Gelegentlich schaute er zu den am Himmel immer dunkler werdenden Wolken empor, verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. Nein, bei diesem Wetter war Mat Cauthon wirklich nicht gern draußen. Mat Cauthon wäre lieber an einem warmen und trockenen Ort, bis sich der Himmel aufklarte, ja, das wäre er.
Die Sul’dam , die ihre Damane in ihrem eigenen Kreis auf dem Stallhof umherführten, wussten ebenfalls, dass er bald aufbrechen würde. Zwar hatten die Dienerinnen keinen direkten Kontakt zu den Seanchanerinnen, aber was eine Frau weiß, das weiß bald jede Frau im Umkreis von einer Meile. Ein Buschfeuer fraß sich nicht so schnell durch einen ausgetrockneten Wald, wie sich Klatsch unter Frauen verbreitete. Eine große blonde Sul’dam schaute in seine Richtung und schüttelte den Kopf. Eine stämmige kleine Sul’dam lachte laut und verzog ihr Gesicht, das so dunkel wie das einer Atha’an Miere war. Er war bloß Tylins Spielzeug.
Die Sul’dam bereiteten ihm keine Sorge, Teslyn hingegen schon. Er hatte sie einige Tage lang nicht unter den umhergeführten Damane gesehen. Heute ließen die Sul’dam ihre Umhänge im Wind flattern, aber die Damane hielten die ihren fest um die Körper geschlungen; nur Teslyns grauer Umhang flatterte vergessen in alle Richtungen, und sie strauchelte, wenn der Boden uneben war. Ihre Augen waren weit aufgerissen und blickten besorgt. Gelegentlich warf sie der schwarzhaarigen, drallen Sul’dam , die das andere Ende der silbernen
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