Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
Schreibkasten gefunden.«
Toveine hatte das Gefühl, eine eiskalte Hand würde sich um ihren Hals legen. Sie versuchte es zu verbergen, aber Gabrelle sah sie direkt an.
»Er hat ihn verbrannt. Nachdem er den Inhalt gelesen hat. Er scheint der Meinung zu sein, er hätte uns einen Gefallen getan.«
Die Hand wich, und Toveine bekam wieder Luft. »Elaidas Befehl befand sich unter meinen Papieren.« Sie räusperte sich, um die Heiserkeit loszuwerden. Elaidas Befehl, jeden hier angetroffenen Mann zu dämpfen und sie an Ort und Stelle aufzuhängen, und zwar ohne den Prozess in Tar Valon, den das Burggesetz vorschrieb. »Sie hat harte Bedingungen auferlegt, und wenn diese Männer davon erfahren hätten, dann hätten sie genauso hart reagiert.« Trotz der von dem Ofen ausgehenden Hitze fröstelte sie. Dieses eine Blatt Papier hätte dazu führen können, dass man sie alle dämpfte und hängte. »Warum sollte er uns einen Gefallen erweisen wollen?«
»Das weiß ich nicht, Toveine. Er ist kein Schurke, jedenfalls nicht mehr als die meisten Männer. Es könnte so einfach sein.« Gabrelle stellte eine Platte mit Brotstangen und eine weitere mit weißem Käse auf den Tisch. »Oder es könnte sein, dass dieser Bund einem Behüterbund viel ähnlicher ist, als wir wissen. Vielleicht wollte er auch nur nicht miterleben, wie man uns hinrichtet.« Toveines Magen knurrte, aber sie nahm eine Stange, als wollte sie nur mal daran beißen.
»Ich vermute, ›hart‹ ist milde ausgedrückt«, fuhr Gabrelle fort und löffelte Tee in den Kessel. »Ich sah, wie Ihr zusammengezuckt seid. Natürlich haben sie sich viel Mühe gemacht, uns herzubringen. Einundfünfzig Schwestern in ihrer Mitte, und selbst mit dem Bund müssen sie fürchten, dass wir eine Möglichkeit finden, ihre Befehle zu umgehen, irgendein Schlupfloch, das sie übersehen haben. Die offensichtliche Antwort ist natürlich, dass die Burg rasend vor Zorn wäre, wenn man uns umbringen würde. Solange wir am Leben und Gefangene sind, wird selbst Elaida vorsichtig sein.« Sie lachte mit stiller Belustigung. »Euer Gesicht, Toveine. Glaubt Ihr, ich habe die ganze Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken, meine Finger in Logains Haar zu vergraben?«
Toveine schloss den Mund und legte die unberührte Stange nieder. Sie war ohnehin kalt und fühlte sich hart an. Es war immer ein Fehler anzunehmen, dass die Braunen weltfremd waren, so tief in ihre Bücher und Studien vergraben, dass sie sonst nichts mitbekamen. »Was habt Ihr noch herausbekommen?«
Gabrelle setzte sich ihr gegenüber an den Tisch, den Löffel in der Hand, und beugte sich vor. »Ihre Mauer mag stark sein, wenn sie einmal fertig ist, aber dieser Ort ist voller Risse. Da ist Mazrim Taims Fraktion, und Logains Fraktion, obwohl ich nicht mit Bestimmtheit sagen kann, dass sie es so betrachten. Vielleicht noch andere Fraktionen, und mit Sicherheit Männer, die nicht wissen, dass es Fraktionen gibt. Einundfünfzig Schwestern sollten damit eigentlich etwas anfangen können, selbst mit dem Bund. Die zweite Frage, die sich stellt, lautet: was machen wir daraus?«
»Die zweite Frage?«, wollte Toveine wissen, aber die andere Frau schwieg. »Wenn es uns gelingt, diese Risse aufzubrechen«, sagte sie schließlich, »verteilen wir zwei oder fünfzig oder hundert Banden über die ganze Welt, von denen jede gefährlicher als jede bekannte Armee ist. Sie einzufangen könnte ein ganzes Leben lang dauern und die Welt in Stücke reißen wie eine erneute Zerstörung, und das, während Tarmon Gai’don näher rückt. Das heißt, falls dieser al’Thor wirklich der Wiedergeborene Drache ist.« Gabrelle wollte etwas sagen, aber Toveine winkte ab. Es war ziemlich wahrscheinlich, dass er es war. Hier und jetzt spielte das kaum eine Rolle. »Aber wenn wir nichts tun … Einmal angenommen, man würde die Rebellion vergessen und diese Schwestern wieder in der Burg aufnehmen und jede im Ruhestand lebende Schwester zurückrufen, selbst dann bin ich noch immer nicht davon überzeugt, ob wir alle zusammen diesen Ort zerstören könnten. Ich nehme an, die Hälfte der Weißen Burg würde bei dem Versuch sterben. Wie lautet die erste Frage?«
Gabrelle lehnte sich in dem Stuhl zurück; plötzlich sah sie sehr müde aus. »Ja, es ist keine einfache Entscheidung. Und jeden Tag bringen sie mehr Männer heran. Ich glaube, seit wir hier sind, waren es fünfzehn oder zwanzig.«
»Ich lasse nicht zu, dass man mit mir spielt, Gabrelle! Wie lautet die erste
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