Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
glaubte, sich das Gelände vor Ort einprägen zu können, also brauchten nicht alle wieder umkehren und Neald folgen. Und damit blieb nur noch eines zu erledigen.
»Dannil, ich muss Masema finden«, sagte Perrin. »Oder zumindest jemanden, der ihm eine Botschaft überbringt. Ich werde nicht lange fort sein.«
»Wenn Ihr Euch allein unter diesen Abschaum begebt, mein Lord, werdet Ihr Glück brauchen«, erwiderte Dannil. »Ich habe gehört, wie sich einige von ihnen über Euch unterhalten haben. Sie sagten, Ihr seid Schattengezücht, wegen Eurer Augen.« Sein Blick begegnete dem aus Perrins goldenen Augen und schaute wieder weg. »Sie sagten, der Wiedergeborene Drache hätte Euch gezähmt, aber Ihr wäret noch immer Schattengezücht. Ihr solltet ein paar Dutzend Männer mitnehmen, die Euch den Rücken freihalten.«
Perrin zögerte, tätschelte Trabers Hals. Ein paar Dutzend Männer würden nicht ausreichen, falls Masemas Leute ihn tatsächlich für Schattengezücht hielten und entschieden, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Alle Männer von den Zwei Flüssen würden möglicherweise nicht ausreichen. Vielleicht musste er Masema gar nicht Bescheid geben; sollte er es doch allein herausfinden.
Da ertönte von den Bäumen im Westen das Trillern einer Blaumeise, das nur er mit seinem scharfen Gehör wahrnehmen konnte, dem im nächsten Augenblick ein zweites folgte, das jeder hören konnte, und die Entscheidung war ihm abgenommen worden. Davon war er überzeugt, und er fragte sich, ob das damit zu tun hatte, dass er Ta’veren war. Er lenkte Traber herum und wartete.
Die Männer von den Zwei Flüssen, die diesen besonderen Vogelruf aus ihrer Heimat vernahmen, wussten, was das zu bedeuten hatte. Männer kamen, mehr als eine Handvoll, und sie hegten nicht unbedingt friedliche Absichten. Bei Freunden hätte ein Fink getrillert, und wären sie eindeutig feindlich gesinnt, wäre der Alarmruf des Spottvogels erklungen. Diesmal verhielten sie sich geschickter. Soweit es Perrin sehen konnte, stieg entlang der Westseite der Kolonne jeder zweite Mann ab und gab dem daneben befindlichen Reiter die Zügel, bevor er den Bogen bereit machte.
Die Fremden, die hinter den vereinzelt stehenden Bäumen hervorkamen, formierten sich zu einer Reihe, um den Eindruck zu verstärken, es würde sich bei ihnen um viele handeln. Es waren etwa zweihundert, und zwei Männer ritten ihnen voraus, aber ihr langsamer Vorstoß erschien unheilvoll. Die Hälfte von ihnen hatte Lanzen; sie trugen sie zwar nicht gesenkt, aber doch so, als wären sie bereit, sie sofort unter den Arm zu klemmen. Sie kamen gemächlich heran. Ein paar von ihnen trugen einen Brustpanzer oder einen Helm, selten beides. Doch sie waren besser bewaffnet als die Masse von Masemas Anhängern. Einer der Männer, die vorausritten, war Masema persönlich, sein Fanatikergesicht starrte aus der Kapuze seines Umhangs wie ein tollwütiger Berglöwe aus seiner Höhle. Wie viele dieser Lanzen hatten am gestrigen Morgen wohl noch rote Wimpel getragen?
Masema gebot seinen Männern mit erhobener Hand erst in dem Augenblick Einhalt, als er nur noch wenige Schritte von Perrin entfernt war. Er schob die Kapuze zurück und ließ den Blick über die abgesessenen Männer mit ihren Bogen schweifen. Den Schnee, der auf seinem kahlen Schädel landete, schien er nicht wahrzunehmen. Sein Begleiter, ein größerer Mann mit einem auf den Rücken geschnallten Schwert und einem zweiten, das am Sattelknauf hing, ließ die Kapuze oben, aber Perrin hatte den Eindruck, dass auch sein Kopf kahl geschoren war. Der Mann schaffte es, die Kolonne und Masema mit derselben Intensität zu betrachten. Seine dunklen Augen loderten beinahe so stark wie Masemas. Perrin spielte mit dem Gedanken, ihnen zu sagen, dass ein Langbogen von den Zwei Flüssen auf diese Entfernung einen Pfeil direkt durch einen Brustpanzer und aus dem Rücken des Trägers wieder hinausschicken würde. Er dachte darüber nach, die Seanchaner zu erwähnen. Diskretion, hatte Berelain ihm geraten. Vielleicht war das unter diesen Umständen sogar eine kluge Sache.
»Ihr wart auf dem Weg zu mir?«, sagte Masema abrupt. Sogar die Stimme des Mannes brodelte vor Intensität. Nichts aus seinem Mund war jemals bedeutungslos. Alles, was er zu sagen hatte, war wichtig. Die blasse dreieckige Narbe auf seiner Wange ließ sein plötzliches Lächeln verzerrt erscheinen. Aber darin hatte sowieso keine Wärme gelegen. »Egal. Ich bin jetzt hier. Wie Ihr
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