Das Rätsel deiner Leidenschaft
abgeschlossen, wer diese Partie gewinnen würde. Das war das Einzige, dessen man sich in Rand’s Gaming sicher sein konnte – dass die Gäste immer an einer Wette interessiert waren.
»Tja, Miss Tobias ...« Max beugte sich vor und schaute ihr in die hellen braunen Augen. »Und was bekomme ich, wenn ich gewinne?«
»Das Vergnügen des Gewinnens«, erwiderte sie mit einem kleinen Lächeln.
Max schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob mir das genügt. Wie wäre es mit einem Kuss?«
Die Umstehenden lachten und applaudierten. Erschrecken durchbrach Miss Tobias' Fassade der Gelassenheit, und ihre Augen weiteten sich, aber sie fasste sich schnell wieder. »Ich glaube nicht, dass ich Küsse angeboten hatte. Wie wäre es, wenn Sie in dem Fall Ihre staubige alte Landkarte behalten könnten?«, schlug sie mit seinen eigenen Worten vor.
Möglicherweise wusste sie mehr über ihn, als sie erkennen ließ, oder sie wusste mehr über die Karte als der normale Sammler. Max hatte jahrelang an dieser Karte festgehalten, trotz mehrerer hoher Angebote, die ihm von verschiedenen Seiten dafür gemacht worden waren. Und trotz eines versuchten Diebstahls. Die Karte war nicht der endgültige Beweis für Atlantis' Existenz gewesen, wie er früher angenommen hatte. Seine Suche nach dem verlorenen Inselreich durchzog sein ganzes Erwachsenenleben, und er hatte es immer noch nicht gefunden. Aber er war nahe daran, das spürte er.
Miss Tobias saß ruhig da, nur der Puls an dieser entzückenden Stelle unter ihrem Ohr pochte ungeduldig.
»Ich glaube, Sie haben eine Wette«, sagte er. »Gewinnen Sie diese Runde, gebe ich Ihnen meine Karte.«
Sie zögerte einen Moment, als versuchte sie, sich über die Bedeutung seiner Worte klarzuwerden. »Sie wissen, welche Karte ich meine?«, sagte sie.
»Ich denke schon.«
»Dann haben wir eine Abmachung.«
»Doch sollten Sie verlieren«, sagte er gedehnt, »dann bekomme ich diesen Kuss.«
Sie sah aus, als wollte sie protestieren, aber nach einem tiefen Atemzug nickte sie nur.
»Der Einsatz steht, und nun lassen Sie uns Ihre Karten sehen«, sagte der Dealer.
Es wurde so still um sie herum, als spielten sie allein in Max' Salon. Miss Tobias deckte eine nach der anderen ihre Karten auf ... drei Siebenen und zwei Königinnen.
»Fullhouse«, sagte der Geber.
Ein langsames, zufriedenes Lächeln erschien auf dem Gesicht der Dame, fast wie das einer Katze vor einem vollen Sahneschälchen.
Ein solch hinreißendes, verführerisches Lächeln, dass Max es fast bedauerte zu gewinnen. Aber nur fast.
Zuerst deckte er eine Zwei auf, die für sich allein keine Bedeutung hatte, doch dann drehte er langsam, wie Miss Tobias es getan hatte, eine Karte nach der anderen um.
»Poker. Vier gleiche Karten gewinnen«, sagte der Dealer.
Miss Tobias' Lächeln erlosch.
»Gut gemacht«, sagte sie knapp und erhob sich.
»Ich denke, wir machen für heute Schluss«, informierte Max den Geber.
Sowie sie den Tisch verlassen hatten, legte Max seine Hand unter Miss Tobias' Ellbogen, um sie zu einem Separee zu führen.
»Was erlauben Sie sich?«, fragte sie in scharfem Ton, während sie ihm ihren Arm entzog und auf die Tür hinter ihm schaute.
Max lehnte sich dagegen und erlaubte sich, die Frau von Kopf zu Fuß zu mustern. Sie war größer, als er gedacht hatte, auch wenn er sie keineswegs als große Frau betrachten würde. Aber er konnte sich sehr gut vorstellen, dass sie lange, wohlgeformte Beine hatte. Sein Platz am Tisch hatte ihm vorhin den Blick auf ihre üppigen Brüste ermöglicht, aber ihre schmale Taille und die wohlgerundeten Hüften hatte er nicht sehen können. Sie hatte die Art von Körper, der Neid bei anderen Frauen weckte. Während sie ein Vermögen für alle möglichen Hilfsmittel ausgaben, um ihre Figur zu verbessern, schien Miss Tobias nicht einmal ein Korsett unter diesem hinreißenden Kleid zu tragen. Sie schien von Natur aus in jeder Hinsicht vollkommen zu sein.
»Sie haben die Partie verloren«, sagte er.
Sie schürzte die Lippen. »Das weiß ich.«
»Was bedeutet, dass ich gewonnen habe.«
Sie schluckte, und wieder wurde sein Blick wie magisch von der zarten Haut hinter ihrer Kinnlinie angezogen. »Sie genießen das, nicht wahr?«, fragte sie, während sie ungeduldig mit dem rechten Fuß wippte.
Max lächelte. »Sehr.« Er löste sich vom Türrahmen und ging auf sie zu. »Sagen Sie mir, Miss Tobias, was ich an all dem nicht genießen sollte? Dass eine schöne Frau in meinem Lieblingsclub
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