Das Rätsel deiner Leidenschaft
Calliope recht.
Sabine wandte sich ihrer Tante zu. »Du bist mir keine Hilfe«, sagte sie und stieß Calliope mit einem Finger an. »Würdest du bitte den Rest der Waren einräumen? Und behalte Lydia und Agnes hinten.«
Mit einem Lächeln für Sabine und Mr Barrett verschwand Calliope hinter dem Vorhang.
»Dieses Geschäft gehört Ihnen?«, fragte er und ließ seinen Blick durch den Laden gleiten, bevor er ihn wieder auf Sabine richtete.
»Ja.« Oder vielmehr ihr und ihren Tanten.
»Schönheitsmittel und Haarwasser.« Er hob ein Fläschchen auf, betrachtete es und stellte es wieder zurück. »Interessant.«
Mit einem Arm voller Glasgefäße, die gefährlich schwankten, kam Calliope wieder um den Vorhang herum. »Plaudert ruhig weiter«, bemerkte sie im Vorbeigehen. »Beachtet mich gar nicht.«
»Werden Sie mir sagen, warum Sie meine Karte wollen?« Barrett ließ ihr ein so eindringliches Lächeln zukommen, dass Sabine vor Aufregung weiche Knie bekam.
»Herrgott noch mal«, murmelte sie und straffte ihre Schultern. »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen eine Erklärung schuldig bin.« Das kam mutiger heraus, als sie sich fühlte.
»Tatsächlich nicht?«
»So ist es ... mein Herr«, fügte sie der Höflichkeit halber hinzu. Ihre Kehle war wie ausgetrocknet, und sie befeuchtete ihre Lippen.
»Sie dürfen mich Max nennen.« Er griff nach ihrer Hand und hauchte einen Kuss darauf.
Für einen Moment verlor sich Sabine in seinen bezwingenden blauen Augen, aber dann zog sie ihre Hand zurück. »Ich glaube nicht, dass ich Sie irgendetwas nennen sollte. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?« Sie wollte ihn aus ihrem Laden haben. Obwohl sie seine Karte brauchte, war es viel zu gefährlich, in der Öffentlichkeit darüber zu reden – oder über irgendetwas, das mit Atlantis zusammenhing.
Vielleicht sollte sie ihn einfach bitten, ihr die Karte zu zeigen, aber zu welchem Preis? Gestern Nacht, bei einer simplen Wette, hatte er schon einen Kuss verlangt. Was würde er dann erst für einen Blick auf diese Karte fordern? Ganz abgesehen davon, dass sie ihrer Unterhaltung leicht entnehmen konnte, dass er zu der neugierigen Sorge Mensch gehörte. Er würde Fragen stellen. Fragen, die sie nicht beantworten durfte.
Zumal sie, je länger sie über ihren Plan nachdachte, immer sicherer wurde, dass sie heute Nacht in sein Haus einbrechen würde. »Vielleicht brauchen Sie ein Haarwasser? Unsere Produkte sind bekannt dafür, das Haar zu kräftigen und den Haarwuchs anzuregen.«
Wieder lächelte er sie an. »Ich kann Ihnen versichern, Miss Tobias, dass mein Haar und ich kräftig genug sind.«
Sie trat von der Ladentheke zurück. »Das wäre dann wohl alles, nehme ich an.«
Er ergriff ihren Arm und hielt sie fest. Seine faszinierend blauen Augen suchten ihren Blick und ließen ihn nicht mehr los. Was sollte das werden? So etwas wie ein Wettkampf? Es fiel ihr immer schwer, einer Herausforderung aus dem Weg zu gehen, und deswegen hielt sie seinem Blick stand und rührte sich nicht von der Stelle. Mal sehen, wer länger aushielt. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln ...
Bevor einer von ihnen etwas sagen konnte, bimmelten wieder die Glöckchen über der Ladentür, und Sabine warf einen Blick hinüber. Kunden waren wichtiger als ihr lächerlicher Stolz.
Eine Frau trat ein. Sie hatte noch nicht die Tür hinter sich geschlossen, als sie auch schon sagte: »Sieh mal einer an, der Marquess of Lindberg! Ich hatte wirklich nicht erwartet, Eurer Lordschaft hier zu begegnen«, flötete die Frau, als sie vortrat und den Blick ihrer mit Khol umrahmten Augen völlig ungeniert über Mr Barrett gleiten ließ. Ihre Lippen waren leuchtend rot geschminkt, was die Aufmerksamkeit auf ihre Fülle lenkte. Sie war eine große Frau, kurvenreich und üppig und an all den richtigen Stellen weich gerundet. Zweifellos war sie ein von den Männern Londons viel bewundertes Geschöpf.
Barrett wandte sich beim Klang ihrer Stimme um. »Cassandra, du weißt, dass solche Formalitäten überflüssig sind.«
Mit wiegenden Hüften kam sie näher und streckte ihm die Hand hin. Als er sich darüberbeugte, strahlte sie regelrecht. »Es ist lange her, Max. Viel zu lange.«
»Findest du?«, entgegnete er schmunzelnd. »Und was tust du hier, Cassandra?«
»Das kannst du dir doch sicher vorstellen. Tobias' Hautcreme entwickelt sich rasend schnell zum gefragtesten Schönheitsmittel in ganz London«, sagte sie.
Vorläufig schien die Debatte zwischen Sabine und
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