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Das Rätsel der dritten Meile

Das Rätsel der dritten Meile

Titel: Das Rätsel der dritten Meile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Mundes, das Haar türmte sich über ihrem feingeschnittenen Gesicht zu einer kunstvollen Frisur.
    «Wie sieht es mit Paula aus. Ist sie auch frei?»
    «Sie ‘at am Mittag noch eine Verabredung, aber danach ist sie frei.»
    «Nun...» Madame wandte sich direkt an Browne-Smith, «wenn es Ihnen recht ist, sich von Yvonne Gesellschaft leisten zu lassen...»
    Er mußte schlucken und nickte dann, um sein Einverständnis mitzuteilen.
    «Gut. Dann werde ich Sie jetzt beide allein lassen. Bevor ich gehe, möchte ich Ihnen aber noch sagen, daß wir hier bereit sind, alle Ihre Wünsche zu erfüllen. Alle Wünsche. Ich denke, Sie verstehen, was ich meine.»
    «Vielen Dank.»
    Unter der Tür drehte sie sich noch einmal um. «Sie müssen ein sehr guter Bekannter von Mr äh, Sullivan sein...?»
    «Ich war in der Lage, ihm einen kleinen Gefallen zu tun, das ist alles, und jetzt will er sich revanchieren, Sie wissen ja, wie das ist.»
    Sie nickte. «Und Sie versprechen mir, wirklich Bescheid zu sagen für den Fall, daß Yvonne vielleicht doch nicht alle Ihre Wünsche...»
    «Ich glaube, dieser Fall wird nicht eintreten.»
    Sie schloß hinter sich die Tür. Browne-Smiths Kehle fühlte sich vor Erregung völlig ausgedörrt an. Er bemühte sich angestrengt, der Flut erotischer Phantasien Herr zu werden, die ihn zu überschwemmen drohten. Die blonde Frau mit dem Namen Yvonne war bei diesem Bemühen eher hinderlich. Sie hatte sich wieder an den Tisch gesetzt, und als sie sich nach vorn beugte, um in einem rot eingebundenen Kalender eine Eintragung zu machen, kam Browne-Smith, obwohl er sie aus Scheu und einer gewissen anerzogenen Höflichkeit heraus nur aus den Augenwinkeln ansah, nicht umhin zu bemerken, daß sie unter ihrem Kleid nackt war, zumindest von der Taille an aufwärts.
    «So, jetzt bin ich gleich bei Ihnen», sagte sie, stand auf und kam zu ihm hinüber. «Geben Sie mir Ihren Mantel.»
    Browne-Smith entledigte sich des hellen Sommermantels, den er, seit er heute morgen das College verlassen, ununterbrochen getragen hatte, und sah ihr zu, wie sie ihn sich sorgfältig über den Arm legte. Dann trat sie zu ihm, umfaßte mit der Rechten leicht seinen Ellenbogen und dirigierte ihn mit sanftem Druck zu einer Tür am anderen Ende des Raumes.
    Verglichen mit dem spärlich eingerichteten, fast asketisch wirkenden Zimmer, das sie gerade verlassen hatten, war der Raum, den sie jetzt betraten, üppig ausgestattet, wenn auch auf eine Art, die Browne-Smith etwas gespenstisch anmutete. Das einzige Fenster war durch einen dichten gelben Vorhang vollständig verdeckt, der auch nicht den kleinsten Lichtstrahl hindurchließ. Das gedämpfte rote Licht, das den Raum nur schwach erhellte, stammte von zwei blutroten Lampen, die an der Wand gegenüber dem Fenster angebracht waren. Die Einrichtung verriet auf eindeutige, grelle Weise den Zweck des Zimmers. Hinter einem kleinen Sofa, auf dem sich schreiend bunte Kissen türmten, befand sich ein mit leuchtend gelber Wäsche bezogenes Bett, dessen Tagesdecke bereits einladend zurückgeschlagen war. Gegenüber stand ein kleiner Barschrank, hinter dessen geöffneten Türen eine ganze Batterie verschiedener Flaschen zu sehen war. Gleich daneben thronte auf einem Tischchen ein Filmprojektor, das Objektiv gegen die weiße Wand neben dem Fenster gerichtet. Über allem lag ein schwerer süßlicher Duft, und Browne-Smith fühlte, wie eine lustvolle Erregung sich seiner bemächtigte.
    «Möchten Sie einen Drink?» Sie ging hinüber an das Barschränkchen und haspelte die Getränkeauswahl herunter: «Whisky, Gin, Campari, Wodka, Rum, Martini...»
    «Whisky, bitte.»
    «Glenfiddisch?»
    «Das ist meine Lieblingssorte.»
    «Meine auch.»
    Es schien von allen Getränken zwei Flaschen zu geben, eine davon jeweils noch verschlossen, so als hätte man in diesem Haus den Ehrgeiz, auch den Durst des unersättlichsten Trinkers noch zu befriedigen. Er beobachtete sie, wie sie das Siegel der noch verschlossenen Flasche erbrach (wieso verspürte er auf einmal ein Unbehagen?), ihm ein Glas halbvoll einschenkte und zu ihm hinüberbrachte.
    «Wollen Sie nicht auch ein Glas mittrinken, äh...»
    «Yvonne. Bitte nennen Sie misch Yvonne. Wir sind ge’alten, unsere Kunden zu siezen, Madame besteht darauf, aber unsere Kunden dürfen uns duzen. Also isch, isch bin Yvonne.»
    Während er ihr zuhörte, kam ihm flüchtig der Gedanke, daß ihr französischer Akzent aufgesetzt wirkte und völlig unecht klang. Aber was sollte er sich

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