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Das Rätsel der dritten Meile

Das Rätsel der dritten Meile

Titel: Das Rätsel der dritten Meile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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wußten sie auch, wer dieser Mann war!
    So kommt es also zu einer dritten (Einladung). Im Gegensatz zu den beiden anderen, vermochte sich dieser Mann von dem Verdacht, den man gegen ihn hegte, nicht reinzuwaschen. So brachte man ihn um und warf ihn in den Kanal, nicht ohne ihm vorher sicherheitshalber Kopf und Hände abgetrennt zu haben. Denn sowohl sein auffallender, wuchtiger Schädel mit dem charakteristischen Kranz grauer Locken als auch der große Onyxring am kleinen Finger seiner linken Hand, der über die Jahre so tief ins Fleisch gewachsen war, daß er sich (auch von dem Mörder) nicht mehr abziehen ließ, hätten uns sofort verraten, wer er war. Genau das aber sollte verhindert werden, und aus diesem Grund hatten die Täter noch ein übriges getan und ihn auch noch seiner Kleidung entledigt, jener auffallenden, grellfarbenen Kleidung, für die er in ganz Oxford berühmt war. Dieser Mann, Lewis, war noch weitaus ehrgeiziger als selbst Browne-Smith und Westerby — und auch wesentlich gerissener. Dadurch, daß er sowohl bei der Wahl Browne-Smiths als auch Westerbys eine Nein-Stimme abgab, erreichte er, in einem dritten Wahlgang als Kompromiß-Kandidat aufgestellt und auch gewählt zu werden — und zwar nem. con., das heißt einstimmig. Es ist derselbe Mann, Lewis, der mich vor nun bald drei Wochen gebeten hatte herauszufinden, was mit Browne-Smith passiert sei. Aber nicht, weil er persönlich besorgt war um ihn, sondern weil es seine Pflicht war, sich zu überzeugen, daß alles seine Richtigkeit hatte, seine Pflicht als Rektor. Ja, Lewis, der Tote aus dem Kanal ist, oder besser gesagt war, niemand anderer als der Rektor des Lonsdale Colleges.»

    Neununddreißigstes Kapitel

Ein vorzeitiger Epilog

    Gegen Ende des Herbsttrimesters wurde, wie allgemein erwartet, Andrews, den Browne-Smith einmal einen genannt hatte, zum neuen Rektor von Lonsdale gewählt. Zu seiner Überraschung erhielt Morse eine Einladung, an dem Empfang, der ein paar Tage später anläßlich der Wahl stattfinden sollte, teilzunehmen. Er konnte schlecht ablehnen, und so ging er hin, wenn auch ohne allzu große Begeisterung.
    Er hatte befurchtet, daß die zurückliegenden schrecklichen Ereignisse Thema der Gespräche sein würden, und war erleichtert, daß davon höchstens einmal andeutungsweise die Rede war. Das ausgezeichnete kalte Büfett und der reichlich vorhandene Rotwein taten ein übriges, daß er sich beinahe wohl fühlte. Aber eben nur beinahe, und so strebte er als einer der ersten Gäste wieder dem Ausgang zu. An der Tür trat eine ungewöhnlich hübsche Frau mit hochgestecktem blonden Haar und lebhaften Augen auf ihn zu.
    «Sie sind doch Chief Inspector Morse, nicht wahr?»
    Er nickte, und sie lächelte ihn an.
    «Sie kennen mich nicht; wir haben nur einmal miteinander telefoniert. Ich wollte Ihnen trotzdem wenigstens Guten Tag gesagt haben. Ich bin die Sekretärin des Rektors.» Sie strich mit der rechten Hand eine Haarsträhne zurück. Morse sah, daß sie keinen Ring trug.
    «Oh, ich erinnere mich. Ich war damals, glaube ich, nicht besonders freundlich zu Ihnen — ich werde am Telefon immer leicht ungeduldig.»
    «Ja, das ist mir auch aufgefallen», sagte sie.
    «Ich hoffe, Sie haben mir inzwischen verziehen?»
    «Ja, natürlich. Schließlich sind Sie ja wohl beinahe so etwas wie ein Genie — das denkt jedenfalls Ihr Sergeant. Und Genies sieht man einiges nach.»
    «Ich wünschte, ich wäre freundlicher zu Ihnen gewesen», sagte er. Es war ernst gemeint.
    Sie lächelte — ein wenig traurig. «Schön, daß ich Sie doch noch persönlich kennengelernt habe.» Dann, etwas abrupt: «Gefällt es Ihnen hier?»
    «Jetzt ja.»
    Ihre Blicke begegneten sich, und für einen Moment fühlte sich Morse um Jahre zurückversetzt in jene wunderbare Zeit, als es sie noch gegeben hatte, die einzige Liebe seines Lebens...
    «Möchten Sie einen Kaffee, Inspector?»
    «Wie? Äh, nein.»
    Ein großer, schlaksiger Mann mit Brille, Mitte dreißig, hatte sich zu Ihnen gesellt.
    «Ach, Anthony, du bist es. Chief Inspector, darf ich Sie bekanntmachen mit...»
    Morse schüttelte eine schlaffe Hand und lächelte dem jungen Mann kühl zu.
    «Anthony hat ein Forschungsstipendium am College hier; im nächsten Frühjahr wollen wir heiraten. Nicht wahr, Anthony?»
    Morse murmelte einen Glückwunsch und verabschiedete sich recht schnell. Es war erst zehn, da konnte er noch auf eine halbe Stunde in den Mitre gehen. Rotwein hatte immer einen

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