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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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hat?«
    »Nein. Er sagte bloß, dass er in Dschingis Khans Grab liegt.«
    Tolui seufzte. »Dann können wir wohl nur auf die Hilfe der Götter hoffen. Oder wir müssen uns auf eine lange, mehrere Tage dauernde Suche einstellen.«
    Er erhob sich und holte aus einer der Truhen Decken, Polster und Felle. Das Lager, das sie sich daraus bereiteten, erschien Beatrice nach den Tagen auf dem harten Boden des Zelts so bequem, dass es ihr weicher vorkam als ihr eigenes Bett zu Hause in Hamburg. Sie hatte sich auch kaum darauf ausgestreckt und die Decken bis zum Kinn gezogen, als ihr auch schon die Augen zufielen und sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf sank.
    Als sie wieder erwachte, kam Tolui gerade die Rampe herunter.
    »Guten Morgen«, sagte Beatrice und lächelte. Sie fühlte sich zum ersten Mal seit langer Zeit wirklich ausgeruht.
    »Es ist bereits Mittag«, erwiderte Tolui.
    Sie setzte sich auf. In ihrem Rücken zog es schmerzhaft.
    »Oh, du hättest mich doch…«
    Aber Tolui winkte ab. »Du brauchst den Schlaf. Der Ritt hierher muss an deinen Kräften gezehrt haben.«
    Erst jetzt bemerkte Beatrice, dass der junge Mongole aussah, als würde ihn etwas beschäftigen.
    »Was ist los?«, fragte sie ihn und spürte, wie sich unwillkürlich ihr Herzschlag beschleunigte.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Tolui und schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ich war eben draußen. Zwischen den Steinen habe ich Spuren entdeckt. Frische Hufspuren. Natürlich können es unsere eigenen sein. Seit gestern Abend scheint es nicht mehr geschneit zu haben. Aber…«
    »Aber?«
    Tolui sah Beatrice an. »Ich glaube, es ist besser, wenn wir uns mit der Suche nach dem Stein beeilen und so schnell wie möglich wieder von hier verschwinden.«
    Dem war nichts hinzuzufügen. Beatrice nickte und schlang hastig ihr getrocknetes Obst hinunter. Während sie die Wasserflaschen neu füllten und die Polster und Decken wieder in die Truhen räumten, fragte sie sich, von wem die Spuren stammen konnten. Hatte man sie etwa schon von Taitu aus verfolgt? Wenn ja, wer mochte das sein?
    Die Antwort liegt auf der Hand, dachte Beatrice und spürte, wie ihre Kehle zunehmend enger wurde. Das kann niemand anders als Dschinkims Mörder sein.
    Nur kurze Zeit später standen sie vor der riesigen Tür. Seltsame goldunterlegte Zeichen waren in das schwere Holz geschnitzt. Während Beatrice die Zeichen betrachtete und versuchte ihre Bedeutung zu erraten, legte Tolui seine Waffen ab – Krummsäbel, Schwert, Dolch, Bogen und den Köcher mit den Pfeilen. Eins nach dem anderen legte er die Gegenstände auf eine steinerne Bank, die auf der linken Seite des Tors stand.
    Beatrice runzelte unwillig die Stirn. »Warum tust du das?«, fragte sie den jungen Mongolen.
    »Niemand darf mit Waffen das Grab meines Urgroßvaters betreten. So heißt es.«
    »Tolui, das mag ja sein, aber hältst du das in unserem Fall wirklich für klug?«, wandte Beatrice ein. »Du bist doch der Ansicht, dass wir von jemandem verfolgt werden. Glaubst du ernsthaft, dass derjenige sich an diese Vorschrift halten wird?«
    »Vielleicht nicht«, antwortete Tolui, und seine grünen Augen funkelten. »Trotzdem bin ich nicht bereit, die Ruhe des Grabes zu stören. Wenn ein anderer das Böse hierher bringt, so hat er selbst die Konsequenzen zu tragen. Dann werden die Wächter sich seiner annehmen. Ich hingegen kann und will nicht den Zorn und den Fluch meines Urgroßvaters auf mich laden.«
    Beatrice zuckte mit den Schultern. Sie wusste, dass es falsch war, die Waffen hier zu lassen. Sie wusste, dass die Steinstatuen nicht zum Leben erwachen und ihnen im Kampf gegen einen bewaffneten, gefährlichen Gegner beistehen würden. Dass man ihnen den Stein abnehmen und sie anschließend umbringen würde, war das Einzige, was sie erwarten durften. Aber gegen Traditionen und Überlieferungen gab es keine vernünftigen Argumente. Nun ja, immerhin befanden sie sich bereits in einem Grab. Wenigstens würden sie nicht irgendwo draußen in der endlosen Steppe vor sich hin verwesen.
    Sie rieb sich den Rücken. Das schmerzhafte Ziehen wollte nicht aufhören. Wahrscheinlich waren die Polster nach den Nächten auf dem Zeltboden doch zu weich gewesen.
    Ein Königreich für eine Massage, dachte Beatrice und schaute zu, wie Tolui das kompliziert aussehende Schloss öffnete.
    Er ächzte und stöhnte, als er die schwere Tür aufzog, bis der Spalt groß genug war, dass sie beide hindurchgehen konnten. Ihre Pferde ließen sie in der Halle

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