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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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zurückzuführen war. Keiner fragte laut danach, wie in der heutigen Zeit mit Ultraschall und allen anderen Untersuchungsmethoden ein rechnerischer Fehler von beinahe zwölf Wochen möglich war. Aber es war die einzige Erklärung, welche die Ärzte hatten. Nur Beatrice wusste es besser. Es war ein Wunder. Oder doch nicht? War sie wirklich in der dreißigsten Woche oder…
    In Beatrices Kopf schwirrte alles. Eben hatte sie noch neben Tolui im Grab des Dschingis Khans gestanden, hatte den scharfen, spitzen Dolch von Ahmad an der Kehle gefühlt, und dann, im nächsten Augenblick, war sie im Kreißsaal aufgewacht und hatte ihr Kind zur Welt gebracht. Hatte sie das alles etwa nur geträumt? War sie einer Geburtshalluzination erlegen?
    Beatrice seufzte und betrachtete den Stein in ihrer Hand. Während der Geburt hatte sie ihn so fest umklammert, dass sich seine Umrisse in ihre Handfläche eingegraben hatten. Er war so schön, so… Seltsam. Irgendetwas an dem Stein stimmte nicht. Er sah irgendwie anders aus als sonst, fühlte sich anders an. Ungewohnt. Fremd.
    Es klopfte zaghaft an der Tür.
    »Herein!«
    »Entschuldigen Sie«, sagte eine junge Schwester. »Ich bringe nur schnell Ihre Sachen aus dem Kreißsaal.« Sie hängte Beatrices Kleidungsstücke in den Schrank und stellte die Tasche dazu. Wann hatte sie die Tasche gepackt? Eigentlich erst vor vier Stunden. Ihr kam es vor, als wäre das in einem anderen Leben geschehen.
    »Haben Sie Ihre kleine Tochter noch gesehen?«, fragte die Schwester.
    »Ja.« Beatrice lächelte. Dieses kleine, winzig kleine, tapfere, starke Wesen…
    »Wissen Sie schon, wie sie heißen soll?«
    Beatrice schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt, habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht. Ich hatte eigentlich geglaubt, dass ich bis zur Geburt noch so viel Zeit hätte. Morgen werde ich darüber nachdenken.«
    Die Schwester lächelte verständnisvoll. »Wegen der Kreislaufprobleme, die Sie hatten, wird die Infusion heute Nacht noch laufen«, erklärte sie. »Wenn Sie etwas brauchen oder zur Toilette wollen, klingeln Sie bitte. Stehen Sie auf gar keinen Fall das erste Mal alleine auf. Frühstück gibt es bei uns auf der Station zwischen sieben und halb zehn. Das Büfett steht am Ende des Gangs. Morgen werden wir aber für Sie eine Ausnahme machen und Ihnen ein Frühstück zusammenstellen. Sie sollten so lange wie möglich schlafen und sich ausruhen.«
    »Danke.«
    »Ach ja«, die Schwester griff in ihre Kitteltasche. »Der ist im Kreißsaal aus Ihren Sachen gefallen. Wo soll ich ihn hinlegen?«
    Beatrice hob ihren Kopf, sah den blauen Schimmer, der von der Handfläche der Schwester ausging, und plötzlich begann sich wieder alles um sie herum zu drehen.
    »Geben Sie ihn mir«, sagte sie und schluckte, als die Schwester ihr den Stein auf die Handfläche legte.
    »Brauchen Sie jetzt noch etwas?«
    »Nein, danke.«
    »Gute Nacht.«
    Die junge Schwester verschwand. Beatrice war allein.
    Sie betrachtete den Stein in ihrer linken Hand. Keine Frage, seine Rundungen waren ihr vertraut, seine Bruchkanten… Dies war ohne Zweifel ihr Stein, den sie vor langer Zeit von der alten Araberin bekommen hatte. Aber dann…
    Sie öffnete ihre rechte Hand. Tatsächlich. Sie hatte nicht geträumt. Dort lag noch ein Saphir. Es war der Stein, der einst Maffeo Polo gehört hatte. Zwei Steine!
    Ich muss es wissen, ich muss es jetzt einfach wissen, dachte sie.
    Ihre Hände zitterten, als sie die beiden Stücke aneinander hielt. Sie drehte sie einmal und dann passten sie. Sie passten zueinander, als wären sie soeben erst zersprungen. Beatrices Herz klopfte, ihr Blut rauschte in ihren Ohren.
    Das darf doch nicht wahr sein, dachte sie. Dann habe ich also nicht geträumt. Dann ist alles wirklich passiert. Und ich habe jetzt zwei Steine. Aber warum?
    Sie ließ ihren Kopf in das weiche Kissen sinken und dachte an Khubilai, Maffeo und Tolui. Hatte Maffeo geahnt, dass sie mit seinem Stein wieder in ihre eigene Zeit zurückkehren würde? Hatte er sie deshalb gebeten, den Stein aus dem Grab zu holen? Und was war aus Tolui geworden? Ob man ihn rechtzeitig gefunden und aus dem Grab seines Urgroßvaters befreit hatte? Oder war er etwa eines jämmerlichen Todes gestorben, verhungert und verdurstet, so wie Ahmad es geplant hatte?
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte plötzlich eine samtene Stimme. »Es ist alles gut gegangen.«
    Beatrice sah überrascht auf.
    »Saddin! Wie kommst du denn hierher?«
    »Reg dich nicht auf, du träumst«,

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