Das Rätsel der Hibiskus-Brosche
hörten genau, was sie vorher nicht verstanden hatten.
»Das nennst du eine Karte? Das
ist nichts weiter als elender Pfusch! Wie soll einer die Brosche finden, wenn
er nichts hat als das hier?«
Dann eine zweite Stimme, noch
schriller, aber ebenso gefährlich: »Das ist jetzt deine allerletzte Chance.
Wenn du mit uns spielst, wenn du uns jetzt ebenso an der Nase herumführst wie
letzte Nacht, dann gnade dir Gott, wenn der Boss
kommt. Vida Cox hat er jedenfalls nicht helfen können!« Das genügte: Wright
machte den anderen ein Zeichen und riß die Tür auf, und die Männer stürzten in
den Raum.
Die Überraschung war so
vollkommen, daß sich die beiden, die sich drohend über das Mädchen gebeugt
hatten, im ersten Augenblick gar nicht von der Stelle rührten. Sie wandten sich
nur um und starrten ihnen mit offenem Mund entgegen. Dann stürzte der Größere
mit einem Wutgebrüll zur Tür und stieß Wright wie ein wütender Stier zur Seite.
Im selben Augenblick sprang sein Gefährte Bob Green an und kratzte und hieb wie
verrückt auf ihn ein.
In ein paar Minuten war alles
vorüber. Das Mißverhältnis zwischen den beiden
Parteien war zu groß. Die beiden Männer wurden überwältigt und mit Handschellen
gefesselt. Und Bill? Der hätte sich bestimmt in die Schlägerei eingemischt!
Aber nachdem die beiden Männer gefesselt waren, verlor der ganze Vorfall für
ihn jegliches Interesse; er wandte allen den Rücken, ging auf das Mädchen zu,
das er ganz zart in seine Arme schloß, und sagte: »Beth, alles ist in Ordnung.
Du bist in Sicherheit, Liebling! Niemand kann dir noch etwas zuleide tun!«
Zwei Tage lang hatte Beth sich
vorgestellt, daß Bill bestimmt gleich wieder anfangen würde zu schimpfen. Seine
liebevollen Worte überraschten sie völlig, und es tat ihr so namenlos wohl, wie
er seine Arme um sie gelegt hatte, daß sie kein Wort herausbrachte. Sie konnte
nur ihr Gesicht an seiner Schulter bergen und sich erschüttert und hilflos an
ihn klammern.
Die anderen waren mit ihren
Gefangenen beschäftigt. Sie warfen wohl einen Blick auf das Paar, schauten dann
aber verständnisvoll beiseite. Es gab auch genug Krach und Verwirrung, denn die
Gefangenen wehrten sich aufs heftigste. Sie erzählten eine tolle Geschichte,
wie sie das Mädchen gefunden hätten, das nach einem Sturz vom Pferd
herumgewandert sei, und wie sie sie hierhergebracht hätten, um herauszukriegen,
wer sie war. »Schlimm, wie sie aussah! Sie hatte ganz den Kopf verloren und
redete unverständlich drauflos. Sie können sich nicht vorstellen, was mit ihr
los war!«
Wright erwiderte nur: »Genug
jetzt! Heben Sie sich das auf, bis wir auf der Polizeistation sind. Mr.
Reynolds, wir überlassen es Ihnen, sich um Miss Sutherland zu kümmern. Diese
beiden Männer werden wir im Polizeiwagen mitnehmen. Ehe wir diesen Platz
verlassen, werden wir ihn noch gründlich durchsuchen. Sie brauchen sich aber
nicht daran zu beteiligen.«
Bill saß neben Beth auf dem
unmöglichen Bett und hielt sie fest an sich gepreßt. Endlich ließ ihr Zittern
nach, und mit fast normaler Stimme sagte sie: »O Liebling, ich dachte, du kämst
überhaupt nicht mehr! Es ist furchtbar hier, und ich habe zwei volle Nächte
hier zugebracht! Du hättest wirklich ein bißchen schneller kommen können!«
Bill lächelte. Gott sei Dank —
Beth war wieder die alte. Er brauchte keine Angst zu haben, daß sie gänzlich
zusammengebrochen war. Er antwortete im gleichen Stil, indem er ungeheure
Entrüstung vortäuschte: »Das hab’ ich gern! Du rennst auf der Jagd davon und
gerätst in eine Schweinerei, an der du ganz und gar selbst schuld bist, und
dann lädst du es auf mich ab! Du bist ein großes Ekel und hast uns echte
Schwierigkeiten bereitet. Es ist höchste Zeit, daß du wieder zu deiner Mutter
kommst! Vielleicht kann sie noch ein bißchen auf dich aufpassen, bis ich dich
für immer übernehme!«
Beth saß jetzt kerzengerade und
strahlte ihn an. »Wenn du meinst, daß das ein Heiratsantrag sein soll... Na,
ich habe noch nie so etwas Schreckliches gehört... So hätte Hauptmann Hillford nie zu mir gesprochen! Ist ja kein Wunder, daß ich
lieber mit ihm reite als mit dir! Und nun sag, was ist mit Fidget ?
Ist sie nach Hause gekommen?«
Beleidigt antwortete Bill: »Der
verdammte Hauptmann Hillford ! Und auch die
verwünschte Fidget ! Natürlich ist sie nach Hause
gekommen, und was den Hauptmann betrifft... Bitte versuche bloß nicht, so aus
dem Zimmer rauszukommen! Du bist ja noch ganz
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