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Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Titel: Das Rätsel der Hibiskus-Brosche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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es als kleiner Junge gelernt hatte. Durch diese Spielerei fühlte er sich gleich bedeutend besser. Er bekam wieder Speichel in den Mund, und auf einmal fing er an, einen Choral zu pfeifen. Es kam ihm ja selbst recht unpassend vor, aber Beth würde die Melodie bestimmt erkennen. Laut und ziemlich falsch pfiff er: »Befiehl du deine Wege...«
    Er brachte tatsächlich einen ganzen Vers zustande. Dann sah er sich ganz langsam und wie zufällig nach dem Gasthaus um. Keine Tür hatte sich geöffnet, kein dunkles Gesicht starrte aus einem Fenster auf ihn herunter. Mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung stand Jerry auf und bestieg sein Pony. Ganz gemächlich ritt er an dem Haus vorbei und auf die Straße hinaus und dachte nur immer wieder: Wird jetzt jemand um die Ecke kommen? Soll ich nicht lieber losgaloppieren?
    Schließlich lenkte er Maus auf den grünen Randstreifen an der Straße und klatschte es leicht auf die Schulter. Das Pony fiel in einen leichten Galopp, dann in Trab, und plötzlich wurde Jerry ganz wild vor Aufregung. Er hatte es getan! Er hatte Beth gefunden und hatte ihr zu verstehen gegeben, daß man sie retten würde. Und die dumme Polizei hatte die Fährte noch immer nicht aufgenommen.
    Er ritt drauflos, durch den Nebel, der wieder dicht und undurchdringlich geworden war, so dicht, daß er fast mit dem Polizeiwagen zusammenstieß, ehe er ihn richtig sah. Da zog er den Zügel an und hätte am liebsten losgeheult.
     
     

14
     
    Beth erwachte aus schwerem Schlaf, als die winterliche Morgendämmerung durch die Spalten der Fenster hereinschimmerte. Sie blickte sich indem öden, schmutzigen Raum um und betrachtete den Stuhl und den wackeligen Tisch mit den Resten der Mahlzeit, die man ihr gestern abend gebracht hatte. In dem leeren Krug war der Tee mit dem Schlafmittel gewesen. Beth griff sich an den schmerzenden Kopf und mußte daran denken, wie recht Bill doch mit seiner Meinung über Schlaftabletten hatte.
    Sie schaute auf ihre Uhr, aber sie hatte natürlich vergessen, sie aufzuziehen. Sie war stehengeblieben. Es mußte wohl gegen sieben Uhr sein. Sie legte sich zurück und überdachte Stück für Stück den ganzen vorigen Tag. Sie sah wieder die beiden Männer auf der Straße vor sich, die so plötzlich auf sie zugestürzt waren, und sie erlebte ein zweitesmal die Fahrt in dem dumpfen kleinen Lieferwagen. Später hatte sie den größeren Mann als einen der Männer wiedererkannt, die am Morgen des Basars versucht hatten, ihr an der Tür Bücher zu verkaufen. Mit dem Basar hatte überhaupt das ganze Unglück angefangen, der Zusammenstoß mit Vida Cox wegen der Brosche und dann ihr Tod — der Mord. Irgendwie hing das alles zusammen — Beth wurde für ein paar Minuten wieder von einer panischen Angst ergriffen. Nur mit großer Anstrengung gelang es ihr, weiter vernünftig nachzudenken. Sie war entführt worden — warum, war ihr vollkommen schleierhaft. Aber auf der Fahrt zu diesem unbekannten Haus was es ihr gelungen, eine Fährte von winzigen Papierstückchen auszulegen — ein armseliger Versuch zu einer Art Schnitzeljagd! Aber jemand würde doch die Spur vielleicht entdecken, Bill höchstwahrscheinlich, oder vielleicht Alec oder Jerry. Ihre Mutter sagte immer, daß Jerrys scharfen Augen nichts entginge, besonders wenn es etwas Eßbares wäre.
    Bei dem Gedanken an ihre Mutter kamen Beth die Tränen. Wie furchtbar mußte dieses Warten für sie sein! Jetzt würden sie bestimmt schon alle nach ihr suchen. Wenn sie keine Spur von ihr entdeckten, würden sie vielleicht nach dem Polizeiinspektor schicken, der in Vidas Hotel war. Die Vorstellung, wie die Polizei und die Nachbarn die ganze Gegend durchstreiften, um sie zu suchen, tröstete Beth ein wenig. Wenn sie nur wüßte, wo sie war, wie lange sie bewußtlos in dem Wagen gelegen hatte, wohin sie sie gebracht hatten!
    Bald darauf öffnete sich die Tür, und die beiden Männer traten ein. Ja, sie hatte recht — das waren die beiden, die versucht hatten, ihr diese lächerlichen Heftchen anzudrehen. Ein dunkles Gefühl sagte ihr, daß sie sich nicht anmerken lassen sollte, daß sie sie wiedererkannt hatte; es war besser, wenn sie immer noch verwirrt und benommen wirkte. Ohne erkennbares Interesse, aber innerlich starr vor Angst, sah sie ihnen entgegen. O Bill, dachte sie, finde mich bloß bald! Komm schnell!
    Der Große redete sofort auf sie ein: »Na, nun aber raus damit! Wo ist die verdammte Brosche?«
    Das kam so unerwartet, daß Beth nur fassungslos vor

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