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Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Rowan
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Mrs Boyd die Schultern, ging entschlossenen Schrittes hinüber zu Lydia und riss ihr den Brief aus der Hand.
    Lydia brach auf einen Stuhl zusammen, während ihre Großmutter die Zeilen las. Die Nachricht hatte sich bereits tief in ihr Gehirn gebrannt und sendete Schockwellen in jede einzelne Zelle ihres Körpers aus.
    Liebe Jane,
    Lydia Kellaway war meine Studentin an der Universität Leipzig in Deutschland. Solltest Du nähere Erläuterungen wünschen, so schlage ich vor, Du fragst sie einfach.
    Ergebenst,
    Dr. Joseph Cole
    Mrs Boyd ließ das Blatt fallen und hob den Kopf. Aus ihrem Gesicht war alle Farbe gewichen.
    »Was hat das zu bedeuten?« Sie spuckte die Worte aus wie bittere Galle.
    Lydia war übel. Sie konnte weder denken noch sich bewegen, wusste nicht, was sie als Nächstes tun sollte. »Er … er ist zurück. Er ist hier. Hier in London.«
    Einen Augenblick lang fürchtete Lydia, ihre Großmutter würde sie schlagen, doch Mrs Boyd durchbohrte sie nur mit einem Blick so finster wie der tiefste Schlund des Ozeans.
    »Wie lange weißt du es schon?«
    »Seit heute.«
    »Und was ist das hier?« Mrs Boyd stieß die Spitze ihres Gehstocks unbarmherzig auf das am Boden liegende Blatt Papier.
    »Das weiß ich nicht.«
    Lydia versuchte mit aller Kraft, ihren vor Verzweiflung wie gelähmten Körper dazu zu bringen, sich zu bewegen, und stemmte sich hoch. Dann begann sie, Schubladen und Schränke aufzureißen, Kästchen und Kisten wegzuschieben, in denen Jane ihre Schätze aufbewahrte. Sie durchforstete das untere Bücherregal, blätterte die Bände durch, suchte hektisch nach etwas, das sie eigentlich gar nicht finden wollte.
    Endlich schlossen sich ihre Finger um einen Packen zerfledderter Briefe, von denen jeder einzelne dieselbe, deutlich erkennbare Handschrift trug. Lydias Blick glitt weg. In ihrem Kopf hämmerte ein furchtbarer Schmerz, durchsetzt mit einem Gefühl des Bedauerns und der Reue, das sich über Jahre aufgestaut hatte.
    Sie hielt die Briefe hoch. »Wer hat die an Jane überbracht?«
    »Überbracht?« Mrs Boyd schüttelte den Kopf. »Niemand hat Jane irgendetwas überbracht.«
    Lydias Finger krampften sich immer fester um die Briefe, während sie begann, den obersten zu lesen.
    Liebe Jane,
    St. Martin’s Hall ist leicht zugänglich. Ich werde es so einrichten, dass ich um die Zeit dort bin, die Du vorgeschlagen hast.
    Bitte bringe das Dokument mit, sodass ich einen Blick darauf werfen kann, denn wie mir scheint, bist Du davon überzeugt, dass es auf sehr grundsätzliche Weise etwas mit mir zu tun hat.
    Ergebenst,
    Joseph Cole
    Lydia hob den Kopf und sah ihre Großmutter an. »Wo wollten Jane und Mr Hall hingehen?«, flüsterte sie kaum hörbar.
    »Sie wollten sich die Vorbereitungen für die Bildungsausstellung ansehen.« Die Falten auf Mrs Boyds Stirn verwandelten sich in tiefe Furchen. »Jane hatte mir gesagt, sie würde gerne hingehen, und Mr Hall erklärte sich freundlicherweise bereit, sie mitzunehmen. Wäre ich nicht mit Mrs Keene zum Tee verabredet gewesen, hätte ich die beiden begleitet, aber …«
    Lydia durchbrach den Panzer ihrer Hilflosigkeit mit der Wucht und Geschwindigkeit eines Steins, der von einem Katapult abgeschossen wird. Sie steckte die Briefe in die Tasche, stieß ihre Großmutter beiseite und rannte zur Tür hinaus.
    »Lydia!« Die schrillen Rufe von Mrs Boyd hallten ihr noch nach, während sie, so schnell sie konnte, den Flur entlang, die Treppe hinunter, zur Vordertür hinaus und die Baker Street entlang zum Droschkenstand lief. Doch je leiser die Stimme ihrer Großmutter wurde, desto lauter ertönten die stummen Schreie einer alles verzehrenden Angst in ihrem Kopf.

28
    Zwielicht verdüsterte Long Acre. Die Straße am Vordereingang von St. Martin’s Hall war stark bevölkert – Fußgänger, Kutschen, Droschken und Fuhrwerke schwärmten durcheinander wie in einem riesigen Bienenstock.
    »Da hat es wohl einen Unfall oder so was gegeben, Miss«, rief der Kutscher ihr zu. »Ich kann es von hier oben sehen. Scheint, als wäre ein Leiterwagen auf irgendwas aufgefahren. Weiter kommen wir nicht.«
    Fluchend stieß Lydia die Tür auf und warf dem Kutscher zwei Schillinge zu. Dann bahnte sie sich hastig einen Weg durch die Masse der Gaffer und eine Gruppe von Schutzleuten. Da, ein bekanntes Gesicht! Sie sog scharf die Luft ein. Neben dem Eingang von St. Martin’s Hall stand Sebastian und schien nach irgendetwas Ausschau zu halten.
    »Sebastian!«
    Er sah in ihre Richtung. Als er

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