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Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Rowan
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Großmutter.
    Sie wollte nicht dieses kaltgrüne Augenpaar sehen, dessen Blicke sie immer noch durchbohren konnten wie scharfe Glassplitter.
    Sie erschauerte, als die Kälte sich bis in die Mitte ihres Körpers fraß und schließlich ihr Herz ergriff.
    Nach scheinbar endlos langer Zeit hob sie den Kopf. Dicke Nebelschwaden verdeckten den Himmel, erstickten das Licht des Mondes und der Sterne.
    Lydia stand auf und ging in die Dorset Street. Dort standen mehrere schwarze Einspänner und warteten auf Kundschaft.
    Einer der Kutscher musterte sie neugierig, bevor er auf ihre Frage hin zustimmend nickte. Er half ihr in den Wagen und schlug die Tür hinter ihr zu.
    Lydia schloss die Augen, als sich die Kutsche Richtung Oxford Street in Bewegung setzte.
    Wenn p eine Primzahl ist, dann gilt für jede natürliche Zahl a, dass a
p
– a ohne Rest durch p teilbar ist.
    Ableitung uv ist gleich u mal Ableitung v plus Ableitung u mal v.
    »Mount Street Nummer zwölf, Miss.«
    Lydia öffnete die Augen. Hinter mehreren Fenstern des großen Hauses aus Backstein brannte Licht. Es war töricht von ihr, noch einmal hierherzukommen, das wusste sie. Trotzdem bat sie den Kutscher zu warten. Dann stieg sie die Eingangstreppe hoch und läutete. Keine Antwort. Ihr Herz zog sich zusammen. Sie läutete noch einmal.
    Die Tür öffnete sich, und ein Diener in tadelloser Haltung erschien. »Ja?«
    »Zu Lord Northwood, bitte. Ich bin Lydia Kellaway.«
    »Einen Moment.« Er trat zur Seite, damit sie an ihm vorbei in die Eingangshalle treten konnte. Dann ging er lautlos die Treppe hinauf und verschwand.
    Einen Augenblick später fiel vom Obergeschoss ein Rechteck aus Licht auf die Treppe, und Lord Northwood kam Stufe für Stufe zu ihr herunter, jeder seiner Schritte so selbstsicher, als sei er ein Forscher, der den Boden unter seinen Füßen für sein Land in Besitz nähme. Das Fehlen jeglichen Zögerns und die Stärke, die er ausstrahlte, ließen in Lydia den fast schmerzhaften Wunsch entstehen, ein ebensolches Selbstvertrauen zu besitzen.
    »Miss Kellaway?« Er legte die Stirn in Falten und blickte durch die halb geöffnete Tür hinaus auf die Kutsche. »Geht es Ihnen gut?«
    »Ich … ich habe keinerlei –«
    »Kommen Sie herein. Ich kümmere mich darum.« Er winkte dem Diener und wies ihn an, den Kutscher zu bezahlen. Dann wandte er sich wieder Lydia zu. »Was führt Sie her?«
    »Ich bin gekommen …« Lydia atmete tief durch. Dann hob sie den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. »Ich bin gekommen, um meine Schuld einzulösen.«
    Ob sie sich noch genauso anfühlte?
    Sie sah nicht mehr genauso aus. Natürlich war sie älter geworden, die Linien ihres Gesichtes schärfer. Neugier und Erwartung waren aus ihrem Blick und ihren Bewegungen gewichen. Strenge Beherrschtheit hatte sie ersetzt.
    Seit Joseph nach London zurückgekehrt war, hatte er sie nur ein einziges Mal schwächeln sehen – nach dem Begräbnis ihres Vaters, als sie draußen vor der Kirche stand, zusammen mit dem Mädchen. Das Mädchen hatte sich umgedreht, die Arme um Lydias Taille geschlungen und hemmungslos geschluchzt.
    Da hatte Lydia ganz deutlich selbst mit den Tränen gekämpft, hatte ihre Selbstbeherrschung einen Riss bekommen.
    Doch noch bevor sich das Mädchen wieder von ihr löste, hatten sich Gleichmut und beruhigende Gelassenheit wie eine Maske über Lydias Gesicht gelegt.
Das Mädchen. Jane. Ein farbloser Name, obgleich sie recht hübsch war. Und intelligent war sie auch, wollte man den Briefen glauben, die sie schrieb. Trotzdem würde er noch eine gewisse Zeit brauchen, um die tatsächliche Tiefe ihrer Gedankengänge auszuloten.
    »Sir? Wir sind da.« Der Kutscher starrte ihn fragend an.
    Er nickte und bedeutete dem Mann, sich wieder auf den Kutschbock zu setzen. »Zurück nach Bethnal Green.«
    Während die Kutsche davonfuhr, sah er Lydia Kellaway in dem Haus in der Mount Street verschwinden, neben sich die schlanke Silhoutte eines Mannes.
    Joseph lachte leise in sich hinein. Sie mochte älter geworden sein, doch ihre Bedürfnisse waren anscheinend immer noch dieselben. Allerdings schwang sie sich soeben über ihren Stand auf, wenn er die Gegend so betrachtete.
    Oder doch nicht?
    Er wusste, dass die finanziellen Verhältnisse der Kellaways schon immer angespannt waren, auch vor Sir Henrys Tod. Was, wenn Lydia einen Weg gefunden hatte, Geld zu verdienen, indem sie die Vorzüge ihres Körpers nutzte statt die ihres Geistes?
    Elegante Stadtpalais hier in der Mount

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