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Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Rowan
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spielt jetzt wohl keine Rolle, oder?«
    »Welche Art von Macht schwebt Ihnen denn vor?«
    »Keine, die ich jemals haben kann. Warum sich also die Mühe machen, sie zu benennen?«
    Er betrachtete sie, den Schwung ihres Halses, die Art, wie ihre Wimpern zarte Schatten auf die Wangenknochen warfen. »Sie besitzen einen ausgezeichneten, scharfen Verstand. Und Ihre Begabung für Mathematik hat Ihnen Respekt in den höchsten akademischen Kreisen eingebracht.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe Erkundigungen über Sie eingezogen. Ihr Name steht für hohes Ansehen, Miss Kellaway.«
    »Mein Name steht für eine Kuriosität, Mylord. Wie der eines südamerikanischen Tapirs oder eines Zirkusartisten.«
    Er schüttelte den Kopf. »Da irren Sie sich.«
    »Ach wirklich?« Sie strich sich eine Haarlocke aus der Stirn. »Ich möchte nicht klingen, als würde ich mich selbst bemitleiden. Oder als wüsste ich meine Geistesgaben nicht zu schätzen. Ich bitte Sie lediglich um eines: Hören Sie auf, mich davon überzeugen zu wollen, meine Fähigkeiten würden mir die Autorität über irgendetwas anderes verleihen als mathematische Gleichungen. Dem ist nämlich nicht so. Das habe ich bereits vor langer Zeit erkannt.«
    »Und doch bitten Mathematiker und Universitätsprofessoren Sie um Ihren Rat, was deren Arbeit angeht.«
    »Genau das ist es ja. Die Arbeit. Unser Diskurs ist rein akademisch.« Als sich ihre Blicke wieder trafen, meinte er zu sehen, wie sich etwas in ihr verhärtete. »Was ich zu sagen versuche, Lord Northwood, ist, dass meine mathematischen Fähigkeiten ein vom Rest meiner Existenz ziemlich losgelöstes Leben führen. Die Beherrschung eines Lebensbereiches überträgt sich nicht automatisch auf einen anderen.«
    »Kann es aber.«
    »Nicht in meinem Fall. Wenn ich Gleichungen löse oder Lehrsätze beweise, verspüre ich eine große Macht. Doch sie endet an den Grenzen der Zahlenwelt.«
    Alexander atmete hörbar aus. »Ich kann wahrlich nicht behaupten, ein fleißiger Student gewesen zu sein. Doch selbst mir ist klar, dass die Mathematik keine in sich abgeschlossene Welt ist. In der Schule habe ich gelernt, welche mathematischen Formeln der Kunst der Renaissance zugrunde liegen. Es gibt Verbindungen zwischen Mathematik und Musik, die ich nicht einmal im Ansatz verstehe. Die Verwaltung eines Familienbesitzes von der Größe des unseren erfordert einen permanenten Abgleich zwischen Einnahmen und Ausgaben, die Berechnung der Pacht und –«
    Lydia hob die Hand. »Das ist ja alles gut und schön, Mylord, aber bitte verstehen Sie doch, dass meine Erfahrungen mich zu anderen Schlüssen führen. In meiner Welt hat die Mathematik in der Tat ihre Grenzen.«
    Wie du.
    Die beiden Worte platzten unvermittelt in seine Gedanken. In ihm rührte sich zornige Ungeduld. Er stand auf und begann, nervös im Zimmer auf und ab zu gehen.
    »Was wollen Sie, Miss Kellaway?«
    »Ich habe nicht … ich wusste nicht, wo ich sonst hingehen sollte. Ich dachte –«
    »Nein.« Er spuckte das Wort förmlich aus. Hart. Endgültig. Er wandte sich zu ihr um, die Hände zu Fäusten geballt. »Was wollen Sie?«
    »Von Ihnen?«
    »Für sich.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Was wollen Sie? Was würde Ihnen helfen, dieses Gefühl von Macht zu erlangen, das so schwer zu bekommen ist?«
    Sie blinzelte. Ihr Gesicht schien sich zu verschließen, als versuche sie, zehn Milliarden Gedanken zu unterdrücken, die alle gleichzeitg in ihr aufkeimten. »Ich weiß es nicht.«
    »Sie wissen es. Was ist es?«
    »Ich bin keine Närrin, Sir. Ich kenne meinen Platz. Ich weiß, wo ich hingehöre. Von etwas zu träumen, das niemals sein kann, ist unlogisch und widersinnig.«
    »Und was genau veranlasst Sie zu glauben, dass es niemals sein kann?«
    In der Tiefe ihrer Augen blitzte Erheiterung auf, ganz schwach zwar, doch war das Glitzern äußerst vielversprechend. Sollte Lydia Kellaway sich jemals zu einem befreiten, ungezügelten Lachen hinreißen lassen, wäre das etwas Wunderschönes.
    »Sie sind ein Romantiker, nicht wahr, Lord Northwood?«, fragte sie. »Jemand, der glaubt, dass Dinge geschehen können, indem man sie sich einfach nur wünscht.«
    »Oder indem man dafür sorgt, dass sie geschehen.«
    »Sie haben gut reden.«
    »Was soll denn das nun wieder heißen?«
    »Noch bevor wir … bevor ich Ihre persönliche Bekanntschaft machte, hatte ich schon von Ihnen gehört. Und obgleich es mir ernst war, als ich sagte, dass ich keine Klatschgeschichten mag, kann ich doch

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