Das Raetsel der Liebe
Garten, Castleford inspizierte die Ställe, und Sebastian war mit dem Einspänner ins Dorf gefahren.
Nachdem Talia ihre Mithilfe höflich, aber bestimmt abgelehnt hatte, hatte sich Lydia auf ein Sofa in dem im oberen Stockwerk gelegenen Arbeitszimmer zurückgezogen und schrieb etwas in ihr Notizbuch.
»Warum tragen Sie das Ding eigentlich stets und ständig mit sich herum?«, fragte eine vertraute Stimme.
»Ganz einfach: Weil ich fürchte, dass die Gedanken und Ideen, die mir durch den Kopf gehen, zu den Ohren herauskommen, wenn ich sie nicht sofort aufschreibe.« Lydia sah lächelnd hoch, als Lord Northwood den Raum betrat.
Er lächelte nicht zurück. Stattdessen deutete er auf das Notizbuch. »Und was ist es diesmal?«
»Was – oh. Einer der Aufsätze, an denen ich zurzeit arbeite, beschäftigt sich mit den Dimensionen der Nullstellen von Gleichungen. Auf der Zugfahrt hierher kam mir die Idee, dass man das Theorem, also den Lehrsatz, möglicherweise vereinfachen könnte, indem man ein Lemma aufstellt, einen Hilfssatz.« Sie warf einen kurzen Blick in ihre Notizen. »Also, angenommen der Hilfssatz soll alle Werte von
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angeben … dann könnte er die Dimensionen der Nullstellen beschreiben.«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie da reden.«
»Ich weiß. Und das ist ein ziemlich befriedigendes Gefühl.« Lydia klappte das Buch zu. »Allerdings ist es wohl ziemlich unhöflich von mir zu arbeiten, wenn ich doch als Ihr Gast hier bin. Das Haus ist wirklich wundervoll, Mylord. Nochmals vielen Dank für die Einladung.«
Er sah sie immer noch finster an. Die Reise hatte seine Laune offenbar nicht gebessert.
»Warum sind Sie denn so schlechter Stimmung?«, fragte Lydia. »Könnte Sie vielleicht ein Spaziergang durch den Garten etwas aufheitern?«
Sie erhob sich und wollte an ihm vorbeigehen. Als sie genau neben ihm war, wandte er sich so unvermittelt zu ihr um, dass sie erschrocken einen Schritt zurückwich und gegen die Wand prallte. Und noch ehe sie zur Seite ausweichen konnte, legte er die Hände links und rechts neben sie, sodass sie zwischen seinem Körper und der Wand gefangen war.
Lydia entschlüpfte überrascht ein leiser Laut. Dann glitt ihr Blick zur Tür, die halb offen stand.
»Es ist niemand in der Nähe«, murmelte Northwood rau.
Er presste seine Hüften gegen sie, und ihr Herzschlag setzte einen Moment lang aus. »Trotzdem, Sie … Sie müssen mich freigeben.«
»Bringen Sie mich zum Lachen, und ich werde es tun.« Seine Lippen berührten flüchtig ihre Schläfe.
»Was?«
»Bringen Sie mich zum Lachen. Heitern Sie mich auf, und ich gebe Sie frei.«
Ihn zum Lachen bringen? Abgesehen von ihrer Bemerkung vorhin war sie nicht unbedingt ein sprudelnder Quell der Fröhlichkeit.
Lydia durchforstete ihr Gedächtnis nach einer amüsanten Anekdote. Hypothesen und Beweissätze fielen ihr ja mit Leichtigkeit ein – irgendwo dazwischen musste doch auch ein geistreiches Bonmot oder eine Scherzfrage aufzutreiben sein.
»Ich warte.« Northwood presste sich noch enger an sie und versuchte, sein Knie zwischen ihre Beine zu schieben. Lydia wurde rot, hielt ihn an den Unterarmen fest und kämpfte gegen das Verlangen an, sich seinem Drängen zu ergeben und ihm Einlass zu gewähren.
»Es … es war eine Dame in Brighton …«, begann sie stockend.
»Brighton?« Northwood zog eine Augenbraue hoch.
»… die verstand sich gar trefflich aufs Reiten …«
»So?«
»Und wie sie so ritt, ihr der Zügel entglitt, und sie fiel auf den Hintern, den breiten.«
Nicht ein Fünkchen Amüsement blitzte in seinen Augen auf. Er schüttelte den Kopf. Der Druck seines Knies wurde stärker, ihre Röcke bauschten sich und sie spürte die kalte Luft an ihren Schenkeln.
»Was …« Sie hielt den Atem an. Ihre Gedanken rasten. »Was … äh, was ist die richtige Länge für den Rock einer Lady?«
»Und?«
»Knapp über zwei Fuß.«
»Hmm. Nicht lustig. Und wahr auch nicht.« Er packte den Stoff ihres Kleides, und seine Augen wurden dunkel. »Soweit es mich betrifft, ist die richtige Länge ein ganzes Stück oberhalb ihrer Knie.«
Oh du guter Gott im Himmel. Er schob ihre Röcke nach oben, und sie fühlte den Stoff seiner Hose ihre Waden streifen, als er sein Knie zwischen ihre Schenkel schob. Hitze wallte in ihr auf, Spannung sammelte sich zwischen ihren Beinen und machte, dass sie sich an ihm reiben wollte.
Sie schluckte. Ein Rest ihres Verstandes, der noch rational arbeitete, erinnerte sich daran, dass
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