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Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Rowan
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schön, eine neue Freundin zu haben.«
    Wärme und Herzlichkeit stiegen in Lydia auf, als sie der anderen Frau nachsah. Ja, es war in der Tat schön, eine neue Freundin zu haben.
    Sie begab sich wieder zu Lord Rushton und stellte fest, dass er ihre Aufgabe gelöst hatte, und zwar überaus exakt und sorgfältig. Nachdem sie seine Lösung diskutiert hatten, schlossen sie sich den anderen für ein letztes Kartenspiel an.
    Es war schon weit nach Mitternacht, als sich alle eine gute Nacht wünschten und nach oben auf ihre Zimmer gingen. Auch Lydia war zufrieden und schläfrig. Auf dem Weg in ihre Schlafkammer fiel ihr Blick auf den Schreibtisch voller Papiere. Sie sah sich nach ihrem Notizbuch um und stellte fest, dass sie es unten vergessen hatte.
    Also ging sie noch einmal zurück in den Salon. Aha, da war es ja. Es lag auf dem Kaminsims. Sie klemmte es unter den Arm und betrachtete noch einmal den Abakus, dessen Zählkügelchen matt im fahlen Mondlicht schimmerten.
    Als sie das Gerät in die Hand nahm und mit den Fingerspitzen den glatten Bambusrahmen entlangfuhr, krampfte sich ihr Herz zusammen.
    »Ihr Vater muss mit dem Abakus bestens vertraut gewesen sein.« Northwoods Stimme driftete durch die Stille.
    Lydia wandte sich um. Er kam auf sie zu und blieb neben ihr stehen. Wieder löste seine Gegenwart dieses beinahe schon vertraute Prickeln auf ihrer Haut aus.
    »Ja, das war er«, erwiderte sie. »Und ich bin es auch. Als ich noch sehr jung war, brachte er mir einmal einen aus China mit und lehrte mich, wie man ihn benutzt. Jane und ich dachten uns verschiedene Spiele damit aus, für ihren Unterricht. Das alles ist jetzt Jahre her, und irgendwann hat meine Großmutter ihn dann verkauft, glaube ich.«
    Sanft ließ sie einen Finger über die Zählkügelchen wandern, lauschte dem Geräusch, wenn sie über den Metalldraht glitten, dem sanften Klicken, wenn sie aneinanderstießen. Vor ihrem geistigen Auge erschein ein äußerst klar umrissenes Bild – ihr Vater, wie er vor ihr auf dem Boden des Schulzimmers hockte und ihr den Abakus überreichte, ihr erzählte, wie er entstanden war, und ihr zeigte, wie man ihn benutzte.
Die Chinesen nennen es Suanpan. Und mithilfe der Position der einzelnen Kügelchen drücken sie Zahlen aus …
    »Man muss seine Hände benutzen. Das ist es, glaube ich, was den Abakus so wirkungsvoll macht«, sagte Lydia und strich mit den Fingern über das Holz. »Die Berührung der glatten Kügelchen, der straff gespannten Messingdrähte, des polierten Rahmens. Es verleiht abstrakten Konzepten eine sehr reale, fühlbare Dimension.«
    Northwood trat näher und ließ den Zeigefinger über eine Reihe der polierten Kügelchen wandern. Lydias Hände schlossen sich fester um den Rahmen.
    Er war jetzt so viel näher. Sie konnte seinen Duft riechen, eine wunderbare Mischung aus Himmel und Erde, die in seiner Kleidung hing, dazu einen leichten Hauch von Tabak. Es war, als bestünde er genau aus diesen drei Elementen.
    Sie warf einen beklommenen Blick über die Schulter in Richtung der offenen Tür.
    Sein Körper strahlte eine große Wärme aus. Seine Hände wanderten den Rahmen des Abakus entlang, dorthin, wo sie ihn immer noch fest umklammert hielt. Sie war allein mit ihm, eingeschlossen in einem imaginären Raum, der allmählich unerträglich eng wurde. Intim. Geheim.
    »Russische Ladenbesitzer verwenden ihn auch«, erklärte Northwood, während seine Hände langsam auf ihre zuwanderten. »Den Abakus.«
    »Tatsächlich?« Ihr Atem ging ungleichmäßig.
    »Hmm. Bei ihnen heißt er
Schoty.
Sie führen damit einfache, aber auch sehr komplexe Berechnungen durch. Ich stelle mir immer vor, einige meiner russischen Vorfahren sind Ladenbesitzer gewesen. Also muss es mir im Blut liegen.«
    Seine Hände waren bei ihren angelangt, und er begann, über ihre Fingerknöchel zu streicheln.
    »Was muss Ihnen im Blut liegen?«, fragte sie.
    Sein Daumen fuhr ihren Handrücken entlang, vor und zurück, vor und zurück. »Das Gespür für die Wirksamkeit von Berührung.«
    Sie erbebte. Kleine Schauer rieselten ihren Arm hinauf. Er brauchte wohl kaum einen Abakus, um ihr das zu beweisen. Oder jeder anderen Frau, wie sie vermutete.
    Sie entzog sich ihm. »Mylord.«
    »Alexander«, murmelte er. »Ich möchte, dass du mich Alexander nennst.«
    Sie blickte ihn erschrocken an. »Was sagen Sie da?«
    »Alexander«, wiederholte er. Sein Atem bewegte die kleinen Härchen an ihrer Schläfe. »Sag es.«
    Sie wollte es so sehr. Das

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