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Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Rowan
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Bedürfnis danach füllte ihren Mund aus wie warme Sahne. Sie wollte den Namen dieses Mannes sagen. Lauschen, wie er die dicke, staubige Luft durchdrang. Sie wollte ihn laut aussprechen, und das scharfe
X
sollte durch die eleganten Vokale fahren wie ein Messer durch weiches Wildleder. Sie wollte hören, wie die klaren Konsonanten die fließende Weichheit der Vokale unterbrachen wie Narben eine makellose Haut.
    Alexander.
Sie liebte diesen Namen, seine Unvollkommenheit, das Ineinanderfließen von weichen und harten Klängen, die Art, wie er in einem wohligen Schnurren ausklang. Niemals könnte sie an ihn als
Alex
denken, niemals das silberne Band dieses Namens so gefühllos abschneiden.
    »Lydia.« Seine dunkle Stimme verlieh auch ihrem eigenen Namen eine neue Tiefe, als sei er ein Gedicht, das nur dieser Mann mit der richtigen Betonung vortragen konnte.
    Unvermittelt überkam Lydia etwas, das sich wie eine seltsame, grundlegende Offenbarung anfühlte: Wenn sie seinen Vornamen laut aussprach, würde sie den Faden durchtrennen, der sie aus einem Labyrinth hinausführen sollte. Sie würde sich verlieren in einem komplizierten und zugleich vollkommen unwiderstehlichen Gewirr aus Gängen, in denen sich nichts befand außer Lord Northwoods Händen, die auf ihren lagen, und seinem Atem, der ihre Wange streifte.
    Sie wäre nicht mehr imstande, einen Weg nach draußen zu finden. Sie würde es gar nicht mehr
wollen
. Sie würde ihm gehören, für immer.
    Sie umklammerte den Abakus fester. Seine Hände schlossen sich um ihre. Sie hob den Kopf und erblickte im dunkel schimmernden Spiegel seiner Augen sich selbst. Als sie sprach, war ihre Stimme ein ruhiges Flüstern, das sich abrollte wie ein Samtband.
    »Alexander.«

16
    Jane linste durch das Fenster zu dem Mann auf der anderen Straßenseite hinüber. Irgendetwas an ihm kam ihr bekannt vor, obwohl sie nicht genau sagen konnte, was es war.
    Sie wandte sich ab und begann, im Zimmer hin und her zu laufen. Ohne Lydia wusste sie nicht so recht, was sie mit sich anfangen sollte. Großmutter war zwar heute Morgen mit ihr im Park gewesen, hatte sie dann aber der Obhut von Mrs Driscoll übergeben, um einkaufen zu gehen.
    Jane sah noch einmal zu dem Mann hinaus. Er schien groß und dünn zu sein, die Hände hatte er in den Taschen, den Hut tief ins Gesicht gezogen.
    In Janes Magen bildete sich ein Knoten. Sie fragte sich, was Lydia wohl auf Lord Rushtons Landsitz so machte, und ließ eine Hand in die Tasche gleiten, in der sie immer noch den kleinen Schlüssel verwahrte. Sie hatte ihn bisher noch nicht ausprobiert, obgleich sie wusste, dass es nur ein oder zwei Schlösser gab, in die das winzige Ding passen könnte.
    Mrs Driscoll erschien in der Tür. »Möchtest du vielleicht einen Tee, Liebes?«
    Jane schüttelte den Kopf und murmelte, sie habe keinen Hunger.
    Dann schlüpfte sie an der Haushälterin vorbei und ging die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Sie spürte, wie unerklärlicherweise Beklommenheit von ihr Besitz ergriff. Bevor sie der Mut verließ, durchquerte sie eilig die Eingangshalle, öffnete die Tür zum Arbeitszimmer ihres Vaters und ging hinein.
    Das Kästchen stand auf einem Regal in der Nähe des Schreibtisches aus Zedernholz.
Kupfer,
dachte Jane, während sie mit dem Finger das eingravierte Blumenmuster nachzeichnete. Sie hatte das Kästchen schon oft gesehen und das kleine Schloss daran bemerkt, sich aber nie gefragt, was es wohl enthalten mochte. Bis jetzt.
    Nachdem sie einen Blick über die Schulter geworfen hatte, um sicherzugehen, dass sie allein war, steckte sie den Schlüssel in das Schloss und drehte ihn. Ein leises Klicken ertönte. Sie klappte den Deckel zurück, und zum Vorschein kam das mit Samt ausgeschlagene Innere.
    Dort lag – welch seltsamer Kontrast zu dem kostbaren Material – ein vergilbter, brauner Umschlag mit ausgefransten Ecken, zusammengehalten von einem arg zerschlissenen Bindfaden. Jane nahm ihn heraus, um ihn näher in Augenschein zu nehmen. Weder Schriftzeichen noch Briefmarken verunzierten die glatte Oberfläche.
    Sie zögerte. Was sie hier tat, war nicht recht. Das Dokument war offensichtlich vertraulich, sonst hätte ihr Vater es nicht weggeschlossen.
    Jane legte den Umschlag in das Kästchen zurück und wollte eben den Deckel zuklappen, als ihr der eigene Herzschlag auf einmal heftig in den Ohren dröhnte. Wieder sah sie den Umschlag an, und plötzlich überkam sie das Gefühl, sein Inhalt sei von allerhöchster Bedeutung.
    Ihr Herz

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