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Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Rowan
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hatte, in den Zoo zu gehen. Die Erkenntnis traf sie wie ein Keulenschlag.
    Sie sah ihm in die Augen. »Warum sind Sie wirklich hier, Mylord?«
    »Meine Schwester Talia – Sie, ähm, Sie haben sie neulich nachts getroffen – engagiert sich sehr für die Armenschulen.«
    Lydia blinzelte überrascht. Diese Aussage kam unerwartet. »Oh. Das ist sehr anständig von ihr.«
    »Das ist es. Sind Sie mit dem Thema vertraut?«
    »Ich habe von den Armenschulen gehört, ja. Doch weiß ich nichts Genaues über ihren Zweck.«
    »Es ist ein Versuch, Kinder von der Straße zu holen«, erklärte Northwood. »Die Schüler entstammen ausnahmslos verarmten Familien. Ihre Väter sitzen entweder bereits im Gefängnis oder begehen Verbrechen, die sie früher oder später dorthin bringen werden. Talia liegt diese Aufgabe sehr am Herzen.«
    »Das klingt in der Tat nach einer guten Sache.«
    »Ist es auch. Talia und einige ihrer Freunde haben für den nächsten Samstag eine Wohltätigkeitsveranstaltung organisiert. Es ist ein Kinderfest mit Spielen und so weiter. Alle Einnahmen gehen an die Armenschulen. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie hinkämen.«
    Besorgnis wallte in Lydia auf. »Oh, ich weiß nicht, ob –«
    »Ich bin sicher, Ihrer Schwester würde es sehr gefallen«, unterbrach er sie. »Ich glaube, es gibt auch Drachensteigen, Tanz und Kutschfahrten. Talia hat mehrere Monate mit den Vorbereitungen zugebracht. Sie hat sogar Sebastian überredet, Klavier zu spielen.«
    Und noch bevor sie etwas einwenden konnte, fügte er hinzu: »Meine Kutsche holt Sie um elf Uhr ab. Und ich bringe Sie nach Hause, wann immer Sie möchten. Im Ernst, es könnte sogar Ihnen gefallen.«
    Lydia kaute einen Augenblick nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Sie sah zu ihrer Schwester, die vor ihnen her in Richtung der Tiergehege hüpfte. Dann nickte sie. »Es würde mir gefallen, Mylord, und Jane mit Sicherheit auch. Wir gehen nämlich nicht oft zu solchen Veranstaltungen.«
    Lord Northwood zog erstaunt die Augenbrauen hoch, und da erst bemerkte sie die Wirkung ihres hastigen Kommentars.
    »Warum nicht?«, fragte er.
    »Es ist … nun ja, ich habe nicht gerade viel Zeit für solche Dinge.«
Hatte sie nie gehabt. S
chmerz durchbohrte ihre Brust wie eine scharfe Klinge, als die Erinnerung an ihre eigene dunkle Kindheit in ihr aufstieg, in der kein Platz gewesen war für so oberflächliche Vergnügungen wie Kinderfeste und Drachensteigen.
    Jane war völlig anders aufgewachsen – darauf hatte Lydia großen Wert gelegt –, doch nach vergnüglichen Anlässen für ihre Schwester hatte auch sie nicht gerade oft und gerne gesucht.
    »Weil Sie zu beschäftigt sind mit Ihren Gleichungen?«, fragte Northwood.
    Der ironische Unterton in seiner Stimme verletzte sie ein wenig, und sie wandte den Blick ab. »Ich bestehe nicht nur aus Zahlen, Lord Northwood.«
    »Und warum bestärken Sie dann diesen Eindruck immer wieder?«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie wollen doch, dass die Leute denken, Sie bestünden aus nichts weiter als Ihren überragenden mathematischen Fähigkeiten.«
    »Nein, ich –«
    »Nein? Es ist kaum vierzehn Tage her, da haben Sie alles nur Mögliche unternommen, damit auch ich genau das glaube.«
    »Um ehrlich zu sein, es ist genau das, was jeder von mir glaubt.«
    »Ich nicht.«
    Sie starrte ihn verblüfft an. »Sie nicht?«
    »Nein. Weil es nicht stimmt. Ihr Schicksal ist nicht das einer kalten, gefühllosen Intellektuellen. Und ich glaube keine einzige Sekunde lang, dass Sie glücklich sind mit Ihren Lehrbüchern und Zahlen und sonst nichts.«
    Lydia schluckte. Da lag etwas in seinem Blick, das über Verwirrung und reine Neugier hinausging. Eher schien es, als wüsste er, dass unter ihrem dicken Panzer etwas Verletzliches und schmerzvoll Zartes lag. Etwas, dass er um jeden Preis zu schützen gedachte. Etwas, das nur auf ihn gewartet hatte.
    »Warum sollten Sie so etwas glauben?«, fragte sie mit zittriger Stimme.
    Er trat zu ihr. So nahe, dass sich die kühle Frühlingsluft aufzuheizen begann, so nahe, dass sie seine Absichten deutlich spüren konnte. Sein ganzer Körper strahlte sie aus. Seine Stimme nahm einen dunkleren Ton an und strich über ihre Haut wie eine sanfte Liebkosung.
    »Wenn Sie mit einem solchen Leben zufrieden wären, hätten Sie mich nicht geküsst und auf diese Art berührt, die nach mehr verlangte«, murmelte er.
    Ihr Gesicht brannte. »Womit ich einen erschreckenden Mangel an Urteilsvermögen offenbarte.«
    »Womit Sie

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