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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Gewicht, besondere Merkmale sowie eine halbwegs detaillierte Krankengeschichte aufgelistet, dazu Sozialversicherungsnummern und Führerschein. Auch die Nummern der Bankkonten sowie Kreditauskünfte waren vermerkt bis hin zu den Schulzeugnissen der Kinder. Jeffrey sah sofort, dass solche Auskünfte für einen fähigen Polizisten mehr als ausreichend waren, um gegen eine Person zu ermitteln – oder sie zu finden, falls nach ihr gefahndet wurde.
    »Sagen Sie Ihrem Dad guten Tag«, bemerkte Martin schroff,»Guten Tag und Lebewohl.« Während Jeffrey ohne den Anflug eines Wiedererkennens auf die Fotos starrte, erhob sich der Detective von seinem Sitz und lief quer durchs Zimmer zu einem verschlossenen Aktenschrank in der Ecke. Einen Moment lang hantierte er am Kombinationsschloss herum, bis er schließlich eine Schublade öffnen konnte, aus der er eine glänzende schwarze Maschinenpistole Marke Ingram holte. »Amerikanisches Produkt«, sagte er. »Manche meiner Kollegen haben eine Schwäche für ausländische Modelle. Kann ich nicht nachvollziehen. Ganz bestimmt nicht. Gilt für viele Waffen, die hier in den guten alten Vereinigten Staaten von Amerika geboren und großgezogen worden sind.« Mit einem Grinsen ließ er einen Ladestreifen mit gefährlich aussehenden, klobigen, teflonbeschichteten Geschossen Kaliber fünfundvierzig einschnappen, dann schlang er sich die Waffe siegesbewusst über die Schulter.
     
    Die Nebenstelle der Staatssicherheit in Lakeside entsprach mit ihren roten Klinkern und den weißen Fensterläden dem traditionellen Baustil von New England – äußerlich ein altmodisches Polizeirevier, im Innern dagegen eine moderne, computergesteuerte Schaltzentrale mit grauen Stahlschließfächern und modernster elektronischer Technik in dezentem Beige, das Ganze unter versenkten Deckenleuchten und auf schweren, strapazierfähigen braunen Teppichböden, welche die Geräuschkulisse dämpften. Die Außenfenster waren eher dekorative Accessoires, da man in dieser Dienststelle auf virtuellem Wege nach draußen sah – per Computer, Überwachungsmonitoren und Sensoren verschiedenster Art. Martin hatte den Wagen an einer versteckten Stelle hinter dem Gebäude geparkt und war zügigen Schrittes hineinmarschiert. Die Sicherheitstüren öffneten sich für ihn, um ihn in die kleineEingangshalle zu schleusen, wo bereits das Sonderkommando auf ihn wartete.
    Die Einheit bestand aus sechs Leuten – vier Männern und zwei Frauen in Zivil. Die Frauen trugen leuchtend bunte Jogginganzüge. Einer der Männer stand in konservativem, marineblauem Anzug und Krawatte da, ein anderer in zerschlissenen grauen Trainingssachen, die er angefeuchtet hatte, damit er verschwitzt aussah, als käme er direkt vom Sport. Die anderen beiden Männer waren als Mitarbeiter eines Telefondienstes verkleidet und entsprechend mit Arbeitshemden, Jeans und Helmen sowie braunen Werkzeuggürteln getarnt. Als Jeffrey zu ihnen stieß, waren sie alle mit ihren Waffen beschäftigt, betätigten die Schlagbolzen an ihren Uzis oder prüften, ob die Ladestreifen vollständig bestückt waren. Außerdem sah er, dass sich die Waffen alle verstecken ließen; der Geschäftsmann packte seine in ein Aktenköfferchen, die beiden Frauen ihre in ähnlich aussehende Sportkinderwagen, die Arbeiter in ihre Werkzeugkästen.
    Martin händigte dem Team Kopien der Fotos aus. Er ging zu einem Computer, hatte binnen Sekunden die Anschrift eingegeben und bekam im Gegenzug einen dreidimensionalen Grund- und Aufriss des Hauses mit der Anschrift 13 Cottonwood Terrace. Eine weitere Befehlseingabe förderte ein Satellitenbild des Anwesens zutage. Die Agenten versammelten sich um diese Bilder und hatten in wenigen Minuten geklärt, wie sich die Mitglieder des Teams strategisch verteilen würden.
    »Wir gehen es mit dem Standardverfahren für die höchste Gefahrenstufe an«, sagte Martin.
    »Ein bestimmtes Modell?«, fragte einer der als Arbeiter verkleideten Männer.
    »Modell drei«, erwiderte Martin lapidar.
    Das Team nickte. Martin drehte sich zu Clayton um und erklärte: »Das ist ein normales Vorgehen bei einem Überfallkommando. Mehrere Zielpersonen, nur ein Zielort, mehrere Ausgänge. Geringe Wahrscheinlichkeit, dass Waffen im Haus sind. Risiko für die Agenten im mittleren Bereich. Wir üben diese Dinge unentwegt.«
    Der Leiter des Kommandos, der blaue Anzug, hüstelte, als er sich das Computerbild des Hauses einprägte, und rückte sich die Krawatte zurecht, als ob er zu einer

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