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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Trainingsanzug im Süden. Die beiden Frauen mit ihren Kinderwagen gaben von hinten Deckung, während sie langsam die Straße entlangschlenderten und plauderten. Martin und Clayton sollten bis zur Haustür vorfahren, und sobald sie klopften, sollte das Team das Haus umstellen. Die Vorgehensweise war einfach, schnell und der übliche Standard. Bei korrekter Umsetzung würden nicht einmal die Nachbarn merken, dass eine Verhaftung im Gange war, bis Verstärkung eintraf. Vier weitere Fahrzeuge der Staatssicherheit mit uniformierten Beamten warteten einen Block entfernt auf ihren Einsatz.
    »Sind Sie so weit?«, fragte Martin, trat jedoch aufs Gaspedal, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Jeffrey sog heftig die Luft ein.
    Er begriff, dass er irgendwo tief in seinem Innern von Emotionen geschüttelt wurde. Er war sich ebenso bewusst, dass die gespannte Erwartung über alle Fragen siegte, die er hatte, und seine Gefühle überlagerte. Er empfand eine seltsame Kälte, fast wie ein Kind in dem Augenblick, in dem es erkennt, dass es keinen Nikolaus gibt, sondern nur einen Mythos und Erwachsene. Er horchte in sich hinein und versuchte, sich an irgendeine konkrete Emotion zu klammern, fand jedoch keine.
    Er fühlte sich blutleer. Hart und wie unter einer Eisschicht.
    Der Detective bog in die kreisförmige Einfahrt eines modernen, zweigeschossigen Fünf-Zimmer-Hauses, das wie die Stadt, aus der sie kamen, dem Kolonialstil New Englands verpflichtet war. Die Welt war in ein fades graues Licht getaucht, das immer blasser wurde, und die Scheinwerfer des nicht gekennzeichneten Streifenwagens vermischten sich eher mit dem Halbdunkel der Abenddämmerung, als dass sie das Haus erleuchteten.
    Drinnen war es dunkel. Jeffrey konnte keine Bewegung ausmachen.
    Martin bremste abrupt.
    »Auf geht’s«, sagte er und stieg zügig aus.
    Er schwang sich die Maschinenpistole auf den Rücken, so dass sie vor jedem, der vielleicht aus dem Fenster blickte, verborgen war, und schritt zielstrebig zum Eingang.
    »Sind an der Tür!«, flüsterte er ins Mikrofon. »Alle aufschließen.«
    Er machte Clayton Zeichen, zur Seite zu treten, und klopfte energisch an.
    Aus dem Augenwinkel heraus sah Jeffrey, wie die anderen Mitglieder des Teams auf das Haus zuhuschten. Martin klopfte wieder, lauter. Diesmal brüllte er: »Staatssicherheit! Öffnen Sie die Tür!«
    Von drinnen war immer noch nichts zu hören.
    »Scheiße!«, fluchte Martin. Er spähte durchs Fenster neben dem Eingang. »Sehen wir zu, dass wir reinkommen!«
    Der Detective trat zurück und verpasste der Haustür einen Tritt, der wie ein Kanonenschuss klang. Sie wackelte und vibrierte, hielt jedoch stand. »Gottverdammt!« Er wandte sich an Clayton. »Holen Sie diesen verfluchten Türknacker aus dem Wagen! Schnell!«
    Als Jeffrey zum Auto lief, um den Vorschlaghammer zu suchen, hörte er die Leute vom Sonderkommando in der Ferne rufen, und im selben Moment kamen ihre Worte über das Funkgerät, das der Detective trug, eine Art Stereoeffekt. Martin riss sich den Empfänger aus dem Ohr. Er gestikulierte ungestüm. »Machen Sie schon, verdammt!« Clayton schnappte sich den eisernen Rammbock vom Rücksitz und brachte ihn dem Detective.
    »Her mit dem Ding!«, brüllte Martin und riss ihn Clayton aus der Hand. Er trat zwei Schritte von der Tür zurück, holte wütend aus und ließ den Hammer mit voller Wucht gegen das Holz krachen. Splitter flogen. Martin ächzte vor Anstrengung, dann schwang er das Werkzeug ein zweites Mal und zerschmetterte die Tür. Der Detective ließ den Rammbock auf den Boden krachen und riss seine Maschinenpistole nach vorne, während er mit demselben Schwung in die Diele sprang und brüllte: »Ich bin drin, ich bin drin!«
    Jeffrey folgte ihm dicht auf den Fersen.
    Martin warf sich mit dem Rücken an die Wand und vollführte flinke Pirouetten, während er mit der Waffe in alle Richtungen zielte und dabei den Spannschieber nach hinten schob. Es machte laut Klick.
    Mit einem deutlichen Echo.
    Dieser Nachhall war der erste Eindruck, den Jeffrey hatte. Für den Moment stutzte er, dann verstand er, was es zu bedeuten hatte. Er sackte neben dem Detective zu Boden und flüsterte: »Sie können sich entspannen. Sagen Sie den anderen, sie sollen zur Haustür reinkommen.«
    Martin schwang weiter die Waffe in einem großen Halbkreis von rechts nach links. »Was?«
    »Sagen Sie den anderen, sie sollen herkommen. Sagen Sie ihnen, sie sollen die Waffen wegstecken. Außer uns ist niemand da.«
    Jeffrey

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