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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Gesicht dagegen verzog sich zu einem schiefen Lächeln. Sie klatschte bescheiden, ein wenig spöttisch Beifall.
    »Er meint, Mutter, dass man, wenn man das Monster vernichten will, warten muss, bis es aus seiner Höhle kriecht, um es dann zu packen, und man darf es nicht mehr loslassen, egal was passiert, selbst wenn es einen in seine eigene Welt zerrt, weil der Kampf nämlich da beginnt und endet.«
    Für ein paar Sekunden schwiegen die drei, dann hob Susan zaghaft die Hand, wie ein Schulkind, das die Antwort nicht ganz sicher weiß, aber auch nicht die Chance verpassen will, aufgerufen zu werden.
    »Ich hab nur noch eine Frage«, meinte sie, und ihre Stimme verriet, dass ihre Zuversicht ein wenig ins Schwanken geraten war. »Wir drei finden ihn also, bevor er uns findet. Wir müssen ihm einen Schritt voraus sein, nehme ich an. Dann stellen wir ihn. Ob den Mörder oder den Vater. Und was genau bezwecken wir? Ich meine, was machen wir, wenn wir mit ihm zusammentreffen?«
    Darauf hatte noch keiner von ihnen eine Antwort.
     
    Susan und Diana entschieden sich dafür, am nächsten Morgen in Miami den ersten Flieger nach Westen zu nehmen. In der Zwischenzeit ließ sich Jeffrey von seiner Mutter auf elektronischem Wege den Brief schicken, den sie vor so vielen Jahren von dem Anwalt bekommen hatte, ebenso den Nachruf auf ihren Mann im Mitteilungsblatt der St. Thomas More Academy. Er versprach ihnen, dafür zu sorgen, dass jemand sie am Flughafen New Washington abholte, und dass er sich um ihre Unterbringung kümmern würde. Diese Aufgaben delegierte er augenblicklich an Agent Martin.
    »Meinetwegen«, erklärte sich der Detective bereit. »Was haben Sie vor, wenn ich damit fertig bin, Ihre Sekretärin zu spielen?«
    »Ich werde einen Tag weg sein. Vielleicht auch zwei. Sie sorgendafür, dass meine Mutter und meine Schwester in Sicherheit sind. Unter gar keinen Umständen darf ihre Ankunft an die Öffentlichkeit dringen. Sie werden unter falschem Namen einreisen, und Sie werden die Pseudonyme durch die Kontrollen Ihrer grandiosen Passbehörde schleusen, ohne dass es auf irgendeinem Computerbildschirm auch nur eine Sekunde blinkt oder dass irgendeine Beamtendrohne einen einzigen Rülpser darüber verliert. Das betrifft auch das Ausstellen provisorischer Pässe. Keine Computereinträge. Nicht einen. Dieses ganze verdammte System ist durchlässig, und ich will nicht, dass unsere Zielperson die Ankunft von Mutter und Tochter mitbekommt. Er würde sie an ihrem Alter, ihrer Herkunft, was weiß ich woran noch erkennen, und er wäre im Vorteil, bevor wir auch nur die leiseste Chance hätten, uns einen Schlachtplan zurechtzulegen.«
    Der Detective brummte etwas, das nach Zustimmung klang. Nicht eben glücklich, aber eindeutig der gleichen Meinung. Jeffrey nahm an, dass Robert Martin wahrscheinlich nur deshalb den Mund hielt, weil er dachte, drei Lockvögel seien besser als einer, wenn es darum ging, ihre Jagdbeute aufzubringen. Und die Vorstellung eines Schlachtplans sagte ihm wahrscheinlich ebenfalls zu.
    »Meine Schwester wird bewaffnet sein. Gut bewaffnet. Auch das sollte keinen Ärger machen.«
    »Ein Mädel so recht nach meinem Geschmack.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Und Sie, Professor, wo wollen Sie hin?«
    »Auf eine empfindsame Reise.«
    »Leise Musik bei Mondenschein? Gitarrengeklimper im Hintergrund? Und wo mag das wohl sein?«
    »Ich muss nach Hause«, erklärte Jeffrey. »Nicht für lang, aber ich muss hin.«
    »Sie werden nicht in dieses Drecksloch zurückgehen, das sich Universität schimpft«, erwiderte Martin schroff. »Das ist gegen unsere Abmachung. Sie bleiben für die gesamte Dauer der Ermittlungen hier, Professor.«
    Jeffrey reagierte ruhig, aber säuerlich. »Ich bin hier nicht zu Hause. Ich arbeite hier nur. Ich muss noch mal zurück.«
    »Wie auch immer«, seufzte Martin und gab sich desinteressiert, »Sie sollten einen Freund mitnehmen.« Damit griff der Detective in eine Schreibtischschublade und zog eine Neun-Millimeter-Halbautomatik heraus, die er Jeffrey grinsend hinwarf.
     
    Auf dem Nachtflug Richtung Osten fand er ein paar Stunden Schlaf, auch wenn er beim Sinkflug über dem Internationalen Flughafen von Newark aus einer Reihe von Albträumen erwachte, die ihn hartnäckig verfolgten. Es war kurz nach Sonnenaufgang, und es herrschte die Öde des nordöstlichen Winters, die sich während der nächsten Wochen halten würde. Über die luftverschmutzte Stadt hatte sich ein dichter, grauer Dunstschleier

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