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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Monitor. Ihm wurde klar, dass es falsch gewesen war, ihr nicht mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
    Es herrschte eine Weile Schweigen zwischen ihnen, dann sagte er: »Ich glaube, ich habe ein Problem. Wir haben ein Problem.«
    Diana runzelte die Stirn. Sie holte tief Luft und sprach aus, was sie gehofft hatte, nie sagen zu müssen: »Er ist nicht gestorben. Und er hat uns gefunden.«
    Jeffrey nickte. »Hat er …«, fing er an.
    Seine Mutter unterbrach ihn. »Er war hier. Im Haus, während ich schlief. Er ist Susan gefolgt und hat ihr Wortspiele und Rätsel geschickt. Sie hat ihm auf die gleiche Weise geantwortet. Ich weiß nicht, was er will, aber er spielt mit uns Katz und Maus …«
    Sie zögerte und fügte hinzu: »Ich habe Angst. Deine Schwester ist robuster als ich. Aber vielleicht hat sie auch ein bisschen Angst. Sie weiß es noch nicht. Ich meine, am Anfang hab ich noch gehofft, es wäre jemand anders. Ich konnte es einfach nicht glauben, nach all den Jahren. Aber jetzt bin ich sicher, dass er es ist …«
    Sie sprach nicht weiter, sondern starrte auf das Bild ihres Sohnes.
    »Woher weißt du es?«, fragte sie plötzlich. Sie sprach abgehackt, ein wenig schrill. »Ich dachte, es beträfe nur mich. Ichdachte … ich meine, was … hat er sich auch bei dir gemeldet?«
    Jeffrey nickte langsam. »Ja.«
    »Aber wie?«
    »Er hat mehrere Verbrechen begangen, und ich habe mich verpflichtet, bei den Ermittlungen zu helfen. Ich hab erst auch nicht geglaubt, dass er es ist. Genau wie du. Es kam mir so vor, als hätte ich mich all die Jahre an eine Lüge klammern dürfen.«
    »Was für Verbrechen?«
    »Solche, über die du nie sprechen wolltest.«
    Diana schloss für einen Moment die Augen, als könnte sie so das Bild aus ihrem Kopf verbannen, das nun in ihr Gestalt annahm.
    »Und jetzt soll ich ihn für die hiesige Polizei finden«, fuhr ihr Sohn fort. »Aber statt dass ich ihm auf die Spur komme, sieht es so aus, als hätte er mich gefunden.«
    »Er hat dich gefunden. Oh mein Gott. Bist du in Sicherheit? Bist du zu Hause?«
    »Nein, ich bin nicht zu Hause. Ich bin im tiefen Westen.«
    »Wo?«
    »Im Einundfünfzigsten Staat. Ich bin in New Washington. Da begeht er seine Verbrechen.«
    »Aber ich dachte …«
    »Ja, ich weiß. Das soll es hier eigentlich nicht geben. Deshalb hat man mich angeheuert. Jedenfalls dachte ich das, als ich herkam. Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.«
    »Jeffrey, was willst du damit sagen?«
    Ihr Sohn zögerte, bevor er antwortete: »Ich glaube«, begann er und wog jedes Wort bedächtig ab, da ihnen keine logischen Fakten, sondern eher ein Gefühl zugrunde lag, »dass er mich hergebracht hat. Dass alles, was er getan hat, darauf abzielte,mich hier direkt zu ihm zu führen. Dass er absichtlich so getötet hat, damit die hiesige Polizei mich holt. Ich fühle mich wie eine Figur in einem Spiel, dessen Regeln ich gerade erst zu verstehen beginne.«
    Diana hielt für einige Sekunden die Luft an, dann ließ sie den Atem mit einem leisen Pfeifen entweichen.
    »Er spielt Tod«, sagte sie unvermittelt.
    Hinter sich hörte sie einen Schlüssel im Haustürschloss, kurze Zeit später Schritte und schließlich die Stimme ihrer Tochter: »Mutter!«
    »Deine Schwester kommt nach Hause«, erklärte Diana. »Früher als sonst.«
    Susan betrat die Küche und sah augenblicklich das Bild ihres Bruders auf dem Bildschirm. Wie immer durchzuckte sie eine Mischung aus widerstreitenden Gefühlen.
    »Hallo, Jeffrey«, begrüßte sie ihn.
    »Hallo, Susan. Alles in Ordnung bei dir?«
    »Eher nicht«, antwortete sie.
    »Was ist?«, fragte Diana.
    »Er ist da. Schon wieder. Er hat mit mir Verbindung aufgenommen. Der Mann, der die Botschaften schickt …«
    »Das ist nicht irgendein Mann«, unterbrach sie Diana in scharfem Ton. Ihre Tochter sah sie erstaunt an. »Ich weiß, wer es ist.«
    »Dann …«
    »Es ist nicht irgendein Mann«, wiederholte die Mutter. »War es nie. Es ist dein Vater.«
    Alle drei verfielen in Schweigen. Susan sackte schwer auf einen Stuhl am Küchentisch nieder und nickte, während ihr Atem so flach wurde wie bei einem Feuerwehrmann, der durch den Rauch einer brennenden Wohnung kriecht.
    »Du hast es gewusst und nichts gesagt?«, entfuhr es ihr. Wutzog sich wie ein Gebirgskamm am Abgrund ihrer Worte entlang. »Du hast vermutet, er könnte es sein, und es für besser gehalten, mir nichts zu sagen?«
    Diana standen die Tränen in den Augen. »Ich war mir nicht sicher. Ich wusste es nicht definitiv.

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