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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Augen und versuchte, sich an eine einzige Erinnerung aus Susans und Jeffreys Kindheit zu klammern, als es nur noch sie drei gab, arm, aber in Sicherheit, in dem kleinen Haus auf den Keys vor dem Albtraum versteckt, dem sie entkommen waren. Sie wollte sich an einen ganz normalen Tag erinnern, an dem nichts Bemerkenswertes passiert war. Ein Tag, an dem die Stunden einfachverstrichen waren, weiter nichts. Doch eine solche Erinnerung stellte sich nicht ein und schien in unerreichbare Ferne gerückt.
    Als die beiden Frauen in der Ankunftshalle stehen blieben, löste sich Agent Martin von der gegenüberliegenden Wand, wo er sich unter einem großen Schild angelehnt hatte: WILL-KOMMEN AM BESTEN ORT DER WELT. Unter dem Schild verwiesen Pfeile auf die EINWANDERUNGS-BEHÖRDE, die PASSKONTROLLE und den SICHER-HEITSDIENST. Er legte die wenigen Meter bis zu ihnen mit drei großen Schritten zurück und versteckte seine Frustration darüber, für die beiden den Chauffeur zu spielen, unter dem breiten und wahrscheinlich leicht zu durchschauenden Lächeln, mit dem er Mutter und Tochter begrüßte.
    »Hallo«, sagte er, »der Professor schickt mich, um Sie abzuholen.«
    Susan betrachtete ihn misstrauisch. Sie sah sich seinen Dienstausweis, wie der Detective fand, ein, zwei Sekunden länger als nötig an.
    »Wo ist Jeffrey?«, wollte Diana wissen.
    Agent Martin lächelte, und diesmal so falsch, dass Susan es eindeutig durchschaute. »Nun ja, eigentlich hatte ich gehofft, das könnten Sie mir sagen. Mir hat er nur gesagt, er müsste nach Hause.«
    »Dann ist er nach New Jersey gefahren«, überlegte Diana. »Ich wüsste nur gerne, was er sich davon erhofft.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie es nicht wissen?«, fragte Martin.
    »Da sind wir beide geboren«, erklärte Susan dem Detective. »Da hat für uns alles angefangen. Da hat vieles angefangen. Er wird nach einer Spur suchen, die er verfolgen kann, um zu sehen, wo es alles enden wird. Das ist doch eigentlich naheliegend, besonders für einen Polizisten.«
    Agent Martin runzelte die Stirn. »Sie sind diejenige, die diese Spiele entwirft, richtig?«
    »Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht, richtig.«
    »Das hier ist kein Spiel.«
    Susan grinste süßsäuerlich. »Natürlich ist es das«, gab sie zurück. »Nur kein besonders schönes«, fügte sie bitter hinzu.
    Da der Detective nicht gleich antwortete, herrschte einen Moment lang Schweigen, das Susan mit der Frage unterbrach: »Und jetzt bringen Sie uns irgendwo hin?«
    »Ja.« Er zeigte auf die Passagiere der Business Class, die sich geduldig in einer Schlange vor der Passkontrolle aufreihten. »Ich habe ein paar Vorkehrungen getroffen, so dass wir den gewöhnlichen Papierkram umgehen können. Ich bringe Sie an einen sicheren Ort.«
    Susan lachte zynisch. »Ausgezeichnet. Den Ort wollte ich schon immer mal sehen. Falls er existiert.«
    Der Detective nahm eins der Gepäckstücke, die Diana auf den Boden gestellt hatte. Er griff auch nach Susans, doch sie winkte dankend ab. »Ich trage meine Sachen selbst«, sagte sie. »Habe ich schon immer.«
    Agent Martin seufzte, lächelte und schwang sich zu noch größerer Heiterkeit auf. »Wie Sie wünschen«, meinte er und kam zu dem Schluss, dass er Susan Clayton nicht besonders sympathisch fand. Dass er ihren Bruder nicht mochte, wusste er längst, und über Diana Clayton konnte er sich so schnell kein Bild machen, auch wenn er neugierig war, was für eine Frau einen Mörder heiratete. Die Frau eines Mörders. Die Kinder eines Mörders. Einerseits konnte er mit ihnen allen nicht viel anfangen, doch auf der anderen Seite wusste er, dass sie für das, was er sich vorgenommen hatte, unverzichtbar waren. Er hob den Arm, zeigte Richtung Ausgang und rief sich ins Gedächtnis, dass es ihm scheißegal sein würde, wenn die Claytons– nachdem sie ihm und dem Einundfünfzigsten Staat geholfen hatten, das Problem zu lösen –, am Ende alle draufgingen.
     
    Agent Martin bot den Frauen eine Kurzversion der Touristenrundfahrt durch New Washington. Er zeigte ihnen die Amtsgebäude, ohne sie jedoch mit nach drinnen zu nehmen, besonders nicht in das Büro, das er mit Jeffrey teilte. Während sie durch die Straßen und Boulevards der City fuhren, redete er munter drauflos und erläuterte ihnen gut gelaunt die Sehenswürdigkeiten. Er machte Schwenks in die näher gelegenen Neubaugebiete, hielt sich immer an die grünen Viertel, um schließlich vor einer etwas abseits gelegenen Reihe Stadthäuser zu halten, die

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