Das Rätsel
bestimmt zurecht«, meinte Susan.
Als Agent Martin das Haus verlassen hatte, hörte er hinter sich das ungewohnte Geräusch eines Riegels, der vorgeschoben wurde.
Susan lief durch das Haus, während ihre Mutter per Computer Lebensmittel bestellte und die Lieferung durch einen lokalen Service arrangierte. Susan freute sich, als sie hörte, wie Diana ein paar Dinge orderte, die sie normalerweise als Luxus betrachtet hätten – etwas Brie, Importbier, einen teuren Chardonnay, Filetsteak. Susan inspizierte ihr Domizil wie ein General ein Stück Land vor der Schlacht. Es war wichtig für sie zu wissen, wo der Kampf ausgetragen werden würde, wenn es dazu kam. Sie musste erhöhtes Gelände zu ihrem Vorteil nutzen können und wissen, wo sie einen Hinterhalt legen konnte.
Diana hatte inzwischen bemerkt, was Susan beschäftigte, und beschloss, sich ihrerseits zu rüsten. Als sie ihre Bestellung abgeschlossen hatte, bat sie den Lieferservice um eine Beschreibung der Person, die sie schicken würden, außerdem um eine Beschreibung des Lieferwagens. Doch als sie aus der Leitung ging, traf sie die Erschöpfung vom Flug und die Anspannung wegen des Grunds ihrer Reise mit voller Wucht. Sie ließ sich schwer in einen Sessel fallen und schaute ihrer Tochter zu, die sich langsam von Zimmer zu Zimmer durcharbeitete.
Susan sah, dass die einzigen Schlösser an den Fenstern im Erdgeschoss veraltet und wahrscheinlich unwirksam waren. Die Haustür verfügte über einen einzigen Riegel, aber keine Kette. Es gab keine Alarmanlage. An der Rückseite befand sich eine Schiebetür zur Terrasse, mit einem Schnappschloss, das nicht dafür ausgelegt war, irgendetwas draußen zu halten. In einer Abstellkammer fand sie einen Besen, lehnte ihn aneine Wand und brach, mit einem schnellen Tritt, den Stiel vom Kopfteil ab. Sie verkeilte den Stiel zwischen Rahmen und Tür, so dass diese zwar mit primitiven Mitteln, aber dennoch wirkungsvoll verschlossen war. Wer hier einbrechen wollte, musste die Scheibe einschlagen.
Das Obergeschoss, stellte sie fest, war vermutlich sicher. Sie konnte keine Stelle entdecken, von der aus jemand ohne Leiter an eins der Fenster gelangen konnte. An der Rückseite des Hauses reichte ein kleines Blumenspalier bis zum Balkon des Elternschlafzimmers, doch sie bezweifelte, dass es dem Gewicht eines Erwachsenen standhalten würde, und die Rosen, die sich daran hochrankten, hatten spitze Dornen. Mehr Bedenken hatte sie hinsichtlich der angrenzenden Häuser; sie hielt es außerdem für möglich, dass jemand es über das Dach probieren könnte, stellte aber auch fest, dass es ihr nicht möglich war, dagegen Vorkehrungen zu treffen. Glücklicherweise hatte das Dach eine steile Neigung, und sie ging davon aus, dass jemand, der einbrechen wollte, es erst einmal im Erdgeschoss versuchen würde.
Sie machte ihre kleine Reisetasche auf und holte drei verschiedene Pistolen heraus. Neben den beiden Handfeuerwaffen – einer kurzläufigen Colt Magnum .357, die sie mit Flachkopfgeschossen geladen hatte, einer ausgesprochen wirkungsvollen Waffe für kurze Distanzen, und einer leichten Ruger .380 Halbautomatik, mit neun Schuss im Ladestreifen und einem zehnten in der Kammer – hatte sie eine vollautomatische Uzi-Maschinenpistole dabei. Sie hatte die Uzi von einem ehemaligen Drogendealer auf den Keys illegal erstanden, einem Mann, mit dem sie Angler-Informationen austauschte und der nie beleidigt war, wenn sie seine Einladungen zu einem Date ein ums andere Mal ausschlug. Der Verehrer hatte ihr die Waffe geschenkt, so wie andere Männer infrüheren Zeiten Blumen oder Pralinen mitgebracht hätten. Sie hängte die Maschinenpistole an einem Gurt über einen Kleiderbügel im Schrank des Schlafzimmers im ersten Stock und tarnte sie mit einem Sweatshirt.
Im Flur des Obergeschosses befand sich ein Wäscheschrank; sie versteckte die Ruger, geladen und schussbereit, zwischen zwei Handtüchern im mittleren Fach. Die Magnum wurde in der Küche hinter einer Reihe Kochbücher verstaut. Sie zeigte ihrer Mutter, wo sich die Waffen befanden.
»Hast du gemerkt«, fragte Diana leise, aber in trotzigem Ton, »dass hier nirgends bewaffnete Sicherheitsleute zu sehen sind? Zu Hause wimmelt es davon. Hier nicht.«
Sie bekam keine Antwort.
Die beiden Frauen gingen ins Wohnzimmer und ließen sich einander gegenüber auf die Polster fallen. Auch bei Susan machte sich plötzlich Erschöpfung breit. An Diana Clayton nagten fortgesetzt Schmerzen aufgrund ihrer
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