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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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hatten sie getan, wenn auch nur in knappster Form. Sie war nicht in sie gedrungen. Sie erkannte, dass ihre Kinder Angst um sie hatten und sie vermutlich für das schwächste Glied in der Kette hielten. Ihr war auch bewusst, dass sie mit ihrer Gegenwart und dadurch, dass sie ihrer Meinung nach auf der Abschussliste ihres Mannes ganz oben stand, sie alle drei in Gefahr brachte. Dennoch klammerte sie sich an denGedanken, noch gebraucht zu werden. Sie rief sich ins Gedächtnis, wie sie vor fünfundzwanzig Jahren, als ihre Kinder darauf angewiesen waren, dass sie etwas unternahm, gehandelt hatte. Und eine innere Stimme sagte ihr, dass sie jetzt noch einmal gefordert war.
    Und so behielt sie ihre Gedanken für sich und versuchte, nicht im Weg zu stehen, was ihr keineswegs leichtfiel. Sie hatte nicht einmal protestiert, als Susan verkündete, sie wollte mit dem Wagen und dem Fahrer noch einmal zum Haus zurückkehren, um ein paar Kleider sowie Medikamente zu holen, die sie dort gelassen hatten, und noch ein paar Dinge, die sie nicht näher benannte, auch wenn ihre Mutter wusste, was sie meinte.
    Jeffrey hatte sich im Alphabet bis F durchgewühlt und dabei jeden Namen gelb markiert, der mit einer Adresse in einer blauen Siedlung verzeichnet war. Anschließend würde er die Liste der markierten Namen mit der Liste der sechsundvierzig Häuser abgleichen, die sie als mögliche Tatorte eingegrenzt hatten. Bis dahin hatte er dreizehn solche Übereinstimmungen festgestellt und sich für eine genauere Überprüfung vorgemerkt, sobald er die mühselige Kleinarbeit mit der Liste hinter sich hatte. Im Interesse der Gründlichkeit und weil er hinsichtlich der Liste mit sechsundvierzig Häusern gewisse Zweifel hegte, nahm er sich manchmal einen Namen und kehrte zu der Hauptliste im Computer zurück, wo er unter den Tausenden Bauplänen den ursprünglichen Grundriss zu dem Haus der jeweiligen Frau herauszog, um sich zu vergewissern, dass er nichts übersehen hatte. Das kostete zusätzlich Zeit, und er wischte den Gedanken beiseite, dass er sie einem siebzehnjährigen Mädchen in Todesangst stahl.
    Während er an der Arbeit saß, piepte der Computer neben ihm dreimal.
    »Das muss eine E-Mail sein«, sagte er zu seiner Mutter. »Kannst du sie bitte für mich abrufen?« Er sah kaum auf.
    Diana ging zur Tastatur und gab ein Passwort ein. Sie las einen Moment, dann wandte sie sich an ihren Sohn. »Du hast um eine Akte der Highschool Sierra gebeten?«
    »Ja. Der Freund des Mädchens. Ist es das?«
    »Ja. Es ist eine kurze Anmerkung von einem Mr. Williams dabei, offenbar der Direktor, die nicht gerade freundlich ist …«
    »Was sagt er denn?«
    »Er erinnert dich daran, dass es ein Verstoß Stufe gelb ist, wenn du vertrauliche Schülerakten unerlaubt benutzt, auf den eine Geldbuße und gemeinnützige Arbeit stehen …«
    »Trottel.« Jeffrey grinste. »Noch was?«
    »Nein …«
    »Druckst du es dann aus? Ich guck’s mir gleich an.«
    Diana folgte seiner Bitte. Sie las ein bisschen in den Anfang der Akte hinein und bemerkte, während der Drucker in Schwung kam: »Der junge Mr. Curtin hier scheint ein höchst bemerkenswertes Kind zu sein. Lauter Einsen und ebenso viele Probleme wegen auffälligen Betragens. Stört in der Klasse. Spielt Streiche. Wird beschuldigt, rassistische Graffiti zu sprühen, auch wenn es ihm nicht nachgewiesen werden kann. Soll hinter einer sexuellen Belästigung eines schwulen Mitschülers stecken, aber wieder können sie nichts beweisen. Hauptverdächtiger bei einem Laborbrand. Keine Maßnahmen ergriffen. Vorübergehend der Schule verwiesen, weil er ein Messer mitbringt … ich dachte, so etwas gibt es in diesem Staat nicht. Erzählt einem Klassenkameraden, er hätte eine Handfeuerwaffe in seinem Spind, doch die anschließende Suche erweist sich als negativ. Die Liste setzt sich endlos fort …«
    »Wie heißt er noch mal?«
    »Curtin.«
    »Und mit Vornamen?«
    »Das ist seltsam«, entfuhr es Diana. »Genau wie du. Nur anders geschrieben: G-E-O-«
    »Geoffrey Curtin«, sagte Jeffrey langsam. »Könnte das …«
    »Hier ist noch der Bericht eines Schulpsychologen, der nahelegt, ihn in eine psychologische Behandlung zu schicken, und die Empfehlung, ihn einer ganzen Reihe von Tests zu unterziehen. Hier steht auch, dass seine Eltern jede Form von psychologischen Untersuchungen abgelehnt haben …«
    Jeffrey drehte sich mit Schwung auf seinem Bürostuhl um und beugte sich zu seiner Mutter hinüber. »Wie schreibt sich der

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