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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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und sage: ›Wir müssen sorgsam vorgehen. Das braucht seine Zeit.‹ Wirklich«, stieß Jeffrey wütend hervor, »Das nenne ich Draufgängertum.«
    »Gottverdammt«, fluchte Susan und betonte jede Silbe, um ihrer Hilflosigkeit Luft zu machen. »Was sollen wir nur machen?«
    »Was können wir überhaupt unternehmen, ich meine, über das hinaus, was wir ohnehin schon tun?«, brachte Jeffrey zwischen den Zähnen hervor. »Wir nehmen die Liste mit den Häusern, vergleichen sie mit jedem Namen auf der Liste der Staatssicherheit und dann mit jedem Fahrzeug, in dem Opfer transportiert werden können. Sehen wir mal, was dabei rauskommt.«
    »Und gehen einfach davon aus, dass die junge Miss Kimberly, während wir all das tun, noch am Leben ist?«
    »Sie ist tot«, antwortete Jeffrey schroff. »Sie war in dem Moment tot, als sie heute Morgen den Fuß vor die Tür setzte – allein und spät genug dran, um die Abkürzung über eine menschenleere Straße zu nehmen. Sie wusste es zwar noch nicht, aber da war sie schon tot.«
    Zuerst schwieg Susan, auch wenn sie sich die winzige Hoffnung gönnte, ihr Bruder könnte sich irren. Dann entgegnete sie ruhig: »Nein, ich denke, wir sollten so schnell wie möglichhandeln. Sobald wir ein Haus gefunden haben, das passen könnte. Dann handeln wir. Denn wenn wir auch nur eine Minute zu lange warten, könnte das eine Minute zu spät sein, und das würden wir uns nie verzeihen. Niemals.«
    Jeffrey zuckte die Achseln. »Natürlich hast du recht. Wir unternehmen was, sobald wir können. Das will er vermutlich. Das ist wahrscheinlich der einzige Grund, weshalb die arme Kimberly Lewis in die Sache hineingeraten ist. Er hat sie nicht entführt, um seine perversen Gelüste zu befriedigen, sondern als Auslöser für eine Kurzschlusshandlung meinerseits.« Jeffrey klang resigniert. »Da hat er wohl schon gewonnen.«
    Susan kam plötzlich ein Gedanke, der sie wie ein Blitz durchzuckte. »Jeffrey«, flüsterte sie. »Wenn er sie entführt hat, damit du handelst – was durchaus logisch klingt, auch wenn wir es nicht sicher wissen, weil wir eigentlich gar nichts sicher wissen –, aber falls ja, ist es dann nicht genauso logisch, dass er uns mit irgendeinem Detail dieser Entführung etwas darüber verrät, wo wir nach ihr suchen müssen?«
    Jeffrey wollte etwas erwidern, überlegte aber erst. Er lächelte. »Susie, Susie, die Rätselkönigin. Mata Hari. Falls ich das hier überlebe, musst du raufkommen und mit mir zusammen eins meiner Oberseminare halten. Dieser Ranger in Texas hatte recht. Du wärst eine umwerfende Ermittlerin. Und ich bin überzeugt, du hast hier den absolut richtigen Riecher.«
    Er klopfte seiner Schwester liebevoll aufs Knie. »Das Schreckliche an der ganzen Sache ist, dass jede neue Erkenntnis uns ihm einerseits ein Stück näher bringt, es andererseits aber alles nur noch schlimmer macht.« Er lächelte wieder, doch diesmal war es ein trauriges Lächeln.
    Für den Rest der Fahrt zurück zu den Büros der Staatssicherheit blieben sie stumm. Susan beschloss widerstrebend, ihr gesamtes Waffenarsenal aus dem Stadthaus zu holen, wo sie esversteckt hatte, und während ihres gesamten übrigen Aufenthalts im Einundfünfzigsten Bundesstaat grundsätzlich genügend Schusswaffen und Munition bei sich zu haben, um ein für alle Mal die moralischen und psychologischen Rätsel zu lösen, die sie und ihre Familie verfolgten.
     
    Diana Clayton beobachtete, wie ihr Sohn gewissenhaft die ausgedruckte Liste mit den Angestellten der Staatssicherheit durchforstete. Sie sah, wie mit jedem Namen, den er las, die Frustration in ihm wuchs. Die Frauen mit Zugang zu den höheren Sicherheitsstufen waren vorwiegend Sekretärinnen und Angestellte niedrigen Ranges. Daneben stieß er auf ein paar Abteilungsleiterinnen und eine Anzahl Agentinnen.
    Ein Problem, mit dem sich Jeffrey herumschlug, ergab sich daraus, dass die Grenzen zwischen den Zugangsebenen fließend waren. Ihm leuchtete ein, dass jemand mit Stufe acht vermutlich auch einen begrenzten Zugang zu Ebene neun haben musste – so funktionierten Bürokratien. Und wenn die Frau seines Vaters wirklich clever war, dann würde sie auf einem niedrigeren Level bleiben und zugleich lernen, wie sie die höheren knacken konnte. Auf diese Weise würde sie ihr Geheimnis bewahren.
    Diana sprach wenig, während ihr Sohn in die Ausdrucke vertieft war. Sie hatte darauf bestanden, dass er und Susan sie über das, was an der Schule vorgefallen war, informierten, und das

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