Das Rätsel
Monitor. Er machte sich mit der Inbrunst eines Studenten kurz vor dem Examen daran, sie genau zu studieren.
Er sah, dass das »Musikzimmer« keine Fenster hatte und in einem ausgebauten Keller an einen anderen Raum grenzte, der als »Hobbyraum« bezeichnet war. Dem Plan zufolge verfügte er nur über eine einzige Innentür, was ihn überraschte. Er sah genauer hin. Das ergibt keinen Sinn, dachte er. Nicht bei dem, wofür er den Raum benutzt. Hatte er seine Aufgabe erfüllt, so wollte er die Leiche, selbst sorgfältig eingehüllt, nicht quer durchs Haus tragen müssen. Das wäre das Gegenteil von perfekter Kontrolle. Er wusste, dass sein Vater dafür viel zu clever war.
Der Name des Bauleiters stand auf den Plänen. Jeffrey griff zum Telefon und rief in seiner Firma an. Er brauchte ein paar Minuten, um sich über verschiedene Telefonistinnen an ihn heranzuarbeiten, doch am Ende wurde er zum Chef des Unternehmensdurchgestellt, der sich gerade auf der Baustelle zu einer neuen Grundschule befand.
»Was gibt’s?«, fragte der Mann barsch. In dem Ton klang die ganze Frustration, das Schlamassel eines langen Arbeitstages durch sowie die unmissverständliche Botschaft, für weiteren Ärger nicht zu haben zu sein.
Jeffrey stellte sich als Special Agent bei der Staatssicherheit vor, was an der mürrischen Laune des Mannes wenig änderte. »Ich interessiere mich für ein Haus, das Sie vor über sechs Jahren gebaut haben, und zwar am Buena Vista Drive außerhalb von Sierra …«
»Sie erwarten von mir, dass ich mich an ein bestimmtes Haus erinnere? Nach so langer Zeit? Hören Sie, mein Freund, wir bauen ’ne ganze Menge, nicht nur Privathäuser, sondern auch Bürogebäude, Schulen und …«
Jeffrey unterbrach ihn. »An dieses Haus werden Sie sich erinnern. Die Familie hieß Curtin. War ein Bauherrenhaus. Teuer.«
»Nicht dass ich wüsste. Hören Sie, tut mir leid, wenn ich Ihnen nicht weiterhelfen kann, aber ich hab zu tun …«
»Dann strengen Sie sich an«, bat Jeffrey.
Noch während er sprach, ging die Tür zu seinem Büro auf, und seine Schwester kam mit einer Tasche herein, in der es metallisch klirrte, als sie sie auf dem Boden absetzte.
Diana drehte sich zu ihrer Tochter um und sagte ruhig und kryptisch: »Wir haben sie gefunden.«
Susan schnappte nach Luft und wollte gerade etwas erwidern, als Jeffrey lebhaft auf den Stapel Dokumente deutete, die aus den Druckern kamen.
»Was zum Teufel wollen Sie überhaupt wissen?«, fragte der Bauunternehmer in scharfem Ton.
»Ich will wissen, welche Veränderungen Sie vorgenommen haben.«
»Was?«
»Ich will wissen, inwiefern sich das Haus von den offiziellen Plänen unterscheidet, die beim Bauamt zur Genehmigung eingereicht wurden.«
»Hören Sie, junger Freund, ich hab keine Ahnung, wovon Sie da faseln. Das wäre gegen die Vorschriften. Ich könnte meine Lizenz verlieren …«
Jeffrey war abrupt und kalt. »Die verlieren Sie sowieso, wenn Sie mir nicht augenblicklich sagen, was ich wissen will. Welche Änderungen sind nicht auf den Plänen? Und kommen Sie mir ja nicht damit, Sie könnten sich nicht erinnern, das kaufe ich Ihnen nicht ab. Denn ich weiß, dass der Mann, der dieses Haus gebaut hat, zu Ihnen gekommen ist und Sie um ein paar Veränderungen gebeten hat, die auf den Architektenplänen nirgends eingezeichnet sind. Und er hat Sie vermutlich fürstlich dafür entlohnt, einfach nur diese Änderungen vorzunehmen, ohne sie in den offiziellen Plänen zu vermerken. Sie haben jetzt die Wahl. Sagen Sie es mir auf der Stelle, und ich werde das als eine Gefälligkeit werten, die Bauaufsichtsbehörde braucht dann nichts davon zu erfahren. Oder Sie schweigen sich aus, und Sie können Ihre Lizenz vergessen; dann haben Sie das letzte Haus zu diesen künstlich aufgeblähten Preisen des Einundfünfzigsten Staates gebaut, die Sie so reich gemacht haben, wie Sie es sich nie hätten träumen lassen. Bis morgen Vormittag ist es damit aus und vorbei.«
Jeffrey legte eine kleine Pause ein und fügte hinzu: »So. Habe ich mich deutlich ausgedrückt? Jetzt denken Sie dreißig Sekunden drüber nach und dann beantworten Sie mir meine gottverdammte Frage.«
Der Bauunternehmer überlegte einen Moment, bevor er antwortete: »Ich brauch die dreißig Sekunden nicht. Scheiß drauf. Sie wollen wissen, was anders ist? Okay. Von dem Kellerstudiogeht eine verborgene Tür nach draußen. Mein Angestellter hat ’ne Menge Arbeit damit gehabt; ist praktisch nicht zu sehen. Außerdem gibt es
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