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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Falle gab, daranbestand für ihn kein Zweifel, und er ging davon aus, dass es diese letzte war. Es war nicht kompliziert, ein entsprechendes Computerprogramm zu schreiben, besonders wenn man so wie Caril Ann Curtin zu den obersten Rängen der Regierungshierarchie Zugang hatte. Jeffrey ahnte, dass sie irgendwo eine Computeranweisung eingegeben hatte, informiert zu werden, wenn jemand Auskünfte über sie oder irgendein Mitglied ihrer Familie abrief. Das war eine ganz normale Vorsichtsmaßnahme, besonders bei jemandem, der – in einer Gesellschaft, in der es offiziell keine Geheimnisse gab – viel zu verbergen hatte. Ihm wurde klar, dass er wahrscheinlich die Warnung ausgelöst hatte, doch er sah keine Möglichkeit, es zu vermeiden. Er versuchte, bei seiner Suche zumindest zu verschleiern, von wem die Anfragen kamen, hoffte jedoch bestenfalls auf eine aufschiebende Wirkung.
    Er hatte begriffen. Es blieb nicht viel Zeit.
    Außerdem wusste er, dass sein Vater sich nicht nur für diesen Tag gewappnet, sondern ihn wahrscheinlich auch von vorn bis hinten geplant hatte. Einen anderen Grund für die Entführung der ehemaligen Freundin des zweiten Sohnes konnte Jeffrey nicht erkennen. Die Wahl von Kimberly Lewis war bewusst provokativ; sie musste zwingend zur Enttarnung führen und zwang ihn zu reagieren. Je mehr er darüber nachdachte, desto unbehaglicher fühlte er sich. Eine beharrliche Stimme in ihm bestand darauf, dass der Mörder bei dieser Entführung gar nicht damit rechnete, unerkannt davonzukommen. Es fehlte die Anonymität seiner früheren Taten. Die Verbrechen seines Vaters schlugen gewöhnlich wie der Blitz ein – unerwartet, schnell und wie eine Naturgewalt. Dieses hingegen zielte auf etwas anderes ab.
    Jeffrey wippte auf seinem Schreibtischstuhl und dachte, dass wahrscheinlich in der gesamten Kriminalgeschichte noch keinVerfolger so viel über seine Zielperson gewusst hatte wie er. Selbst das berühmte FBI-Profil des Universitäts- und Airline-Bombers Mitte der neunziger Jahre, das fast jedes Detail der Persönlichkeit des Bombers vorweggenommen hatte, konnte an die intime Kenntnis nicht heranreichen, die er sich teilweise angeeignet hatte, teilweise aus den tiefsten Schichten seines Unterbewusstseins hervorholen konnte. Doch all dieses Wissen und dieses Verstehen war, fürchtete er, von geringem Nutzen, da sein Vater, der Mörder, ein entscheidendes Element verdunkelt hatte: Sinn und Zweck seiner Taten.
    Einiges schien darauf hinzudeuten, dass seine Morde politische Motive hatten und dazu dienten, den neuen Staat zu unterminieren. Vielleicht waren sie aber auch persönlicher Natur – Botschaften, die an seinen Sohn, den Professor, gerichtet waren. Vielleicht gehörten sie zu einem Wettstreit, vielleicht zu einem Plan. Natürlich konnten sie beides oder keines davon sein.
    Vieles sprach dafür, dass die Morde der Perversion entsprangen. Ein ritualistischer Hintergrund war nicht auszuschließen. Sie konnten der reinen Bösartigkeit oder der reinen Gier entspringen. Es waren zwar seine Taten, doch er ließ sich dabei helfen. Sie waren einzigartig und doch so alt wie die Kriminalgeschichte.
    Sie waren wie die Partitur eines modernen Musikers für eine Symphonie: Mit ihren Klängen beschworen sie die Vergangenheit und wiesen in die Zukunft. Sie waren antik und futuristisch zugleich.
    Was wird er tun?, fragte er sich. Du solltest es besser wissen. Du kennst ihn und doch wieder nicht. Ihm schwirrten verschiedene Möglichkeiten durch den Kopf: Er wird einen speziellen Hinterhalt legen. Sie werden die junge Frau exekutieren. Sie werden verschwinden.
    Diese letzte Möglichkeit machte ihm am meisten Angst.
    Auch wenn er es nicht laut aussprach, so hatte sich Jeffrey zu einer einzigen, unwiderruflichen Entscheidung durchgerungen: Egal, welche Schrecken die Beziehung zwischen der neuen Familie und der alten mit sich bringen würden, sie sollte an diesem Tag enden. Für immer. Er streckte die Hand aus und griff nach der automatischen Pistole auf seinem Schreibtisch. Er schob sachte den Finger in den Abzugbügel und versuchte, sich das Gefühl auszumalen, wenn die Waffe abgefeuert wurde. Bringe es zu Ende, schärfte er sich ein. Letztes Kapitel. Letzte Strophe. Schlussakkord.
    Das Problem war nur, dass sein Vater sich vielleicht dasselbe wünschte.
    Er legte die Waffe hin und nahm seine Arbeit am Computer wieder auf. Binnen Sekunden hatte er die dreidimensionalen Pläne für den Wohnsitz der Familie Curtin auf dem

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