Das Rätsel
dass daran selbst ein militärischer Dekodiercomputer scheitern musste. Der tiefere Grund war meist eine Paranoia, an die sich die Leute klammerten. Dieser Verfasser hatte allerdings etwas anderesim Sinn. Das Problem war, dass sie noch nicht wusste, was.
Doch – so viel schien ihr sicher – er wollte, dass sie es herausfand.
Ihr erster Versuch brachte EBDAC hervor … und deshalb hörte sie an dieser Stelle auf. Sie konzentrierte sich auf die ersten fünf Ziffern und teilte sie in 5-24-13 ein; das ergab EXM. Das war unsinnig, und so fuhr sie fort, bis sie EXMEB und dann EXMEUG vor sich hatte.
Ihre Mutter brachte ihr ein Glas Bier und kehrte an den Herd zurück. Susan nippte an der schäumenden braunen Flüssigkeit und genoss, wie sie ihr kalt die Kehle hinunterlief, dann machte sie sich wieder an die Arbeit.
Sie schrieb das Alphabet wieder auf, indem sie diesmal die sechsundzwanzig mit dem A verband und von hinten nach vorne arbeitete. Das erbrachte zunächst UYW und dann, in anderer Lesart, UBN …
Susan blies die Backen auf und stieß die Luft wie ein Kugelfisch aus. Sie kritzelte ein kleines Bild von einem Fisch in die Ecke und zeichnete dann eine Haifischflosse, die durch einen imaginären Ozean pflügte. Sie fragte sich, wieso sie den Hammerhai nicht eher gesehen hatte, und sagte sich dann, dass sich Raubfische gewöhnlich erst zeigen, wenn ihnen die Beute sicher scheint und nicht früher.
Dieser Gedanke brachte sie zu der Zahlenreihe zurück.
Es wird versteckt sein, sagte sie sich, aber nicht allzu gründlich.
Vor und zurück, was kam als Nächstes?
Subtraktion und Addition.
Ihr kam eine Idee, und sie nahm den Brief zur Hand.
»… möchte ich unserer Korrespondenz nur
eine
Bemerkung hinzufügen …«
Sie beschloss, zu jeder Zahl der Sequenz eine eins zu addieren. Damit kam sie auf 635246328. Die entsprechenden Buchstaben lauteten FCEBDFCBH, was ihr nicht weiterhalf. Sie versuchte es rückwärts und brachte ebenfalls nur Kauderwelsch zu Papier.
Sie hielt ihr Blatt in die Höhe, legte es zurück und beugte sich tief darüber: Sieh dir die Zahlen an, probier andere Kombinationen aus! Wenn ich 524135217 anders verteile … Auf diese Weise kam sie auf 5-24-13-5-21-7. Sie sah, dass sie die letzten Ziffern auch als 2-17 lesen konnte. Wenn sie dann wiederum jeweils eine eins addierte, kam sie zu 6-25-14-6-22-8. Das ergab FYNFWH, und sie wünschte sich allmählich, sie hätte ein Computerprogramm, mit dem sie numerische Muster untersuchen konnte.
Sie hielt sich weiterhin an ihren Ansatz und ordnete die Zahlen wieder neu, was noch mehr Nonsens erbrachte. Sie änderte sie noch einmal ab. Du hast es vor der Nase, dachte sie. Du musst nur den Schlüssel finden.
Sie nahm noch einen Schluck Bier. Sie unterdrückte das Bedürfnis, wahllos mit den Zahlen zu spielen, denn sie wusste aus Erfahrung, dass sie sich damit nur ein fruchtloses Chaos an Buchstaben und Zahlen bescheren und am Ende nicht mehr wissen würde, wo sie angefangen hatte, so dass sie ihre Schritte einzeln zurückverfolgen müsste. Das galt es zu vermeiden; wie alle Rätselexperten wusste sie, dass ihr Heil in der Logik lag.
Wieder betrachtete sie die Botschaft. Nichts, was er sagt, ist dem Zufall überlassen, dachte sie. Sie war sicher, dass sie eine eins addieren musste, es fragte sich nur, wie. Sie kämpfte gegen den Frust an.
Sie atmete tief ein und unternahm einen neuen Versuch. Sie sah sich die Folge noch einmal an und winkte ihre Mutterweg, die mit einem Teller Essen kam. Über ihre Aufgabe gebeugt, dachte sie: Er will, dass ich addiere, das heißt, er hat selbst bei jeder Zahl eins abgezogen. An und für sich ist das zu simpel. Aber was mich in die Sackgasse führt, sind die sinnlosen Buchstabenkombinationen. Sie sah sich den Brief noch einmal an.
Alice und dann die rote Königin. Hinter dem Spiegel. Eine kleine literarische Anspielung – das hätte sie eigentlich eher entdecken müssen.
Wenn man in den Spiegel sieht, kann man lesen, was falsch herum geschrieben wurde.
Sie nahm die Sequenz, drehte die Zahlen um und addierte dann die Eins.
822641526.
War es nun 8-22-6 … oder 8-2-26?
Aufs Geratewohl teilte sie die Ziffern in 8-2-26-4-15-26 auf. Dabei kam SYAWLA heraus.
Ihre Mutter schaute ihr über die Schulter.
»Da ist es«, bemerkte Diana frostig. Sie schnappte nach Luft, und ihre Tochter sah es auch.
ALWAYS
. Immer.
Susan betrachtete das Wort auf dem Blatt Papier und dachte: Es ist ein schreckliches Wort. Sie hörte, wie
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