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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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schimmerte durch und durch weiß und sauber, und die fluoreszierenden Lichter an der Decke gingen in das allgegenwärtige Grün der Computerbildschirme über. Es gab nirgends Fenster, und das leise Surren der Klimaanlage mischte sich in das gedämpfte Stimmengewirr hinter der Schalldämmung und den Glastrennwänden. So hätte er sich eher das Büro eines Wirtschaftsunternehmens vorgestellt und nicht ein Polizeirevier, nicht einmal ein ultramodernes. Hier war nichts von dem Dreck der Kriminalität zu spüren, der die Luft einer gewöhnlichen Polizeidienststelle verschmutzte. Nichts von der aufgestauten Wut, kein lauernder Wahn, keine Tobsucht, keine Zwangsmaßnahmen. Keine zerbrochenen Stühle oder verkratzten Schreibtischplatten – Spuren, die sonst Verhaftete aus Protest gegen die Handschellen hinterlassen. Niemand wurde laut oder vulgär. Nur die Synkopen der Tastaturen und das übliche stetige Hintergrundgeräusch effizienter Arbeit.
    Martin blieb an einem Schreibtisch stehen, an dem ihn eine junge Frau in adretter weißer Bluse und dunkler Hose begrüßte. Eine kleine Vase mit einer einzelnen gelben Blume stand auf der Ecke.
    »Soso, Detective, endlich zurück. Wir haben Sie schon vermisst.«
    Agent Martin lachte und erwiderte: »Aber klar! Klingeln Sie mal durch und geben dem Chef Bescheid, dass ich da bin?«
    »Wie ich sehe, mit dem berühmten Professor.« Die Sekretärin sah zu Jeffrey auf. »Ich habe ein bisschen Formularkram für Sie, Professor. Zunächst mal wegen eines provisorischen Passes und Ihre persönlichen Daten. Und dann ein paar Dokumente, die Sie bei Gelegenheit lesen und unterzeichnen müssten.«
    Sie reichte ihm eine Mappe.
    »Willkommen in New Washington«, sagte sie. »Wir sind alle sicher, dass Sie uns helfen können …«
    Sie hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als sie sich zu Agent Martin umdrehte und mit einem scheuen Lächeln hinzufügte: »… bei dem Problem, mit dem der Detective offenbar nicht allein fertig wird und das er keinem verrät.«
    Jeffrey warf einen Blick auf die Dokumentenmappe und meinte: »Nun ja, Agent Martin ist optimistischer als ich, aber ich weiß natürlich auch mehr über …«
    Er wurde von dem klobigen Detective unterbrochen: »Wir werden drinnen erwartet. Kommen Sie.«
    Er packte Clayton am Arm und führte ihn von dem Schreibtisch der Sekretärin weg zur Tür eines Büros. Dabei zog er Clayton dicht an sich heran und zischte ihm leise zu: »Niemand, verstanden! Niemand weiß davon! Halten Sie den Mund!«
     
    In dem Büro saßen zwei Männer hinter einem lackierten Rosenholztisch. Davor warteten zwei Ledersessel. Im Unterschied zu dem glatten, zweckdienlichen Eindruck, den der Hauptraum machte, versprühte dieses Büro einen eher antiken, opulenten Charme. An den Wänden standen Eichenregale, gefüllt mit juristischen Texten, und den Boden bedeckteein Orientteppich. Eine Wand zierte ein grünes Ledersofa unterhalb einer amerikanischen Flagge und der des geplanten Einundfünfzigsten Staates. Eine andere war voller gerahmter Fotos, doch Clayton hatte nicht die Zeit, sie sich genauer anzusehen, auch wenn er auf einem den Präsidenten der Vereinigten Staaten erkannte, der aus einer Behörde wohl nicht wegzudenken war.
    Ein großer, schilfrohrdünner Mann mit Glatze saß in der Mitte hinter dem Schreibtisch. Der Mann neben ihm war kleiner und kräftiger gebaut, dabei älter und wirkte mit seinem eckigen Kinn sowie dem schiefen Gesicht wie ein ehemaliger Boxer. Der Kahlkopf lud Jeffrey und Agent Martin ein, in den beiden Sesseln Platz zu nehmen. Zur Rechten des Professors öffnete sich eine weitere Tür, und ein dritter Mann trat ein. Er schien jünger zu sein als Jeffrey und trug einen teuren blauen Anzug mit Nadelstreifen. Er setzte sich auf das Sofa und sagte nur: »Legen Sie los.«
    Der Kahle lehnte sich mit einer glatten, raubtierhaften Bewegung vor. Wie ein Fischadler auf einem nackten Ast, der Nagetiere im Gras beäugt, nahm er Jeffrey in den Blick.
    »Professor, ich bin Agent Martins Vorgesetzter bei der Staatssicherheit. Der Mann zu meiner Rechten ist ebenfalls ein Beamter der Sicherheit. Der Herr auf der Couch ist ein Regierungsvertreter des Westlichen Territoriums.«
    Köpfe nickten, doch keine Hand streckte sich ihm zum Gruß entgegen.
    Der untersetzte Mann an der Seite des Schreibtischs nahm kein Blatt vor den Mund: »Fürs Protokoll sei an dieser Stelle noch einmal festgehalten, dass ich dagegen bin, den Professor hierher zu bestellen. Ich

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