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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Bruder, der über den Spielplatz der jüngeren Kinder läuft. Es bestand aus unverwüstlichem grauem Beton, mit den scharfen Kanten eines Kubus und einer Gleichförmigkeit, dass ihm der Verdacht kam, die Menschen, die darin arbeiteten, seien wahrscheinlich genauso rigide und einfallslos wie der Bau selbst.
    Martin fuhr mit Schwung auf den Parkplatz neben seiner Dienststelle. Er bremste und sagte unvermittelt: »He, Clayton, sehen Sie den Mann da vorne?«
    Jeffrey blickte auf einen Mann in einem unscheinbaren blauen Anzug mit einer Aktentasche in der Hand, der allein zwischen den Reihen der modernen Autos entlanglief.
    »Beobachten Sie ihn einen Moment lang, und Sie werden etwas lernen«, fügte der Agent hinzu.
    Jeffrey sah, wie der Mann an einem kleinen Kombi stehen blieb. Er beobachtete, wie er sein Jackett auszog und es zusammen mit der Aktentasche auf den Rücksitz warf. Er ließ sich einen Moment Zeit, um die Ärmel seines weißen Hemdes aufzukrempeln und die Krawatte zu lockern, bevor er sichhinters Lenkrad setzte. Der Wagen fuhr rückwärts hinaus und verschwand. Martin bog in die Parklücke ein.
    »Was haben Sie gesehen?«, fragte der Detective.
    »Ich habe einen Mann auf dem Weg zu einem Termin gesehen. Oder vielleicht nach Hause, weil er eine Erkältung hat. Weiter nichts.«
    Martin lächelte. »Sie müssen lernen, richtig hinzuschauen, Professor. Ich hätte Sie für einen scharfsichtigeren Beobachter gehalten. Wie ist er in seinen Wagen gestiegen?«
    »Er lief hin und stieg ein. Was ist daran so ungewöhnlich?«
    »Haben Sie beobachtet, wie er die Tür aufschließt?«
    Jeffrey schüttelte den Kopf. »Nein. Vermutlich hat er eins von diesen Funkschlössern. Wie sie so ziemlich jeder hat …«
    »Aber Sie haben nicht gesehen, wie er ein Infrarotlicht an den Wagen hielt, oder?«
    »Nein.«
    »Hätte Ihnen kaum entgehen können, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Weil der Wagen nicht abgeschlossen war. Darum geht es, Professor. Der Wagen war nicht abgeschlossen, weil das nicht nötig war. Weil alles, was er darin ließ, sicher war, weil niemand auf diesen Parkplatz kommen und etwas stehlen konnte. Kein jugendlicher Dieb mit einer Knarre und einer Drogensucht würde hinter einem anderen Auto hervorspringen und seine Brieftasche verlangen. Und wissen Sie was? Keine Überwachungskameras. Kein Sicherheitsdienst, der hier patrouilliert. Keine Dobermänner oder elektronischen Bewegungsmelder oder Wärmesensoren. Der Platz ist sicher, weil er es einfach ist. Sicher, weil niemand daran denken würde, sich etwas zu nehmen, was ihm nicht gehört. Sicher, weil es eben hier ist.«
    Der Detective machte den Motor aus.
    »Und ich werde dafür sorgen, dass es so bleibt.«
    In der Eingangshalle des Gebäudes stand auf einem großen Schild:
     
    WILLKOMMEN IN NEW WASHINGTON
DIE ÖRTLICHEN VERORDNUNGEN SIND
JEDERZEIT IN KRAFT
AUF VERSTÖSSE GEGEN DAS AUSWEISGESETZ
STEHEN FREIHEITSSTRAFEN
RAUCHEN VERBOTEN
WIR WÜNSCHEN EINEN GUTEN TAG
     
    Jeffrey blickte zu Agent Martin hinüber. »Örtliche Verordnungen?«
    »Ist ’ne ziemlich lange Liste. Ich besorg Ihnen ein Exemplar. Darum geht es ja im Grunde.«
    »Was ist das für ein Ausweisgesetz? Was verstehen Sie darunter?«
    Martin lächelte. »Sie verstoßen in diesem Moment gegen das Ausweisgesetz. Das gehört zu unserem Sicherheitspaket. Der Zutritt zu unserem angehenden Staat wird streng kontrolliert, genauso wie zu einem anderen Land oder einem Privatsitz. Sie brauchen eine Genehmigung, um reinzukommen. Um eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten, müssen Sie durch die Passkontrolle. Aber das geht schon in Ordnung. Sie sind mein Gast. Und sobald Sie die Genehmigung haben, können Sie ungehindert im ganzen Staat umherreisen.«
    Jeffrey entdeckte ein Schild mit der Aufschrift EINWANDERUNG und blickte einen Flur entlang zu einem großen Raum mit vielen Schreibtischen, die jeweils mit einem Büroangestellten an einem Computerbildschirm besetzt waren. Er blieb stehen und sah den Leuten für einen Moment bei derArbeit zu, dann musste er sich beeilen, um mit Martin Schritt zu halten, der in forschem Tempo einen angrenzenden Flur entlangmarschierte, über dem SICHERHEITSBEHÖRDEN stand.
    Ein drittes Schild trug den Vermerk TAGESSTÄTTE. Ihre Sohlen patschten geräuschvoll auf den hochglanzpolierten Terrazzoboden und hallten von den Wänden wider.
    Nach einer Weile betraten sie einen weiteren großen Raum, nicht gar so groß wie der der EINWANDERUNG, aber immer noch beachtlich. Der Raum

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