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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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das Geld auf dem Tisch. Sind wir uns einig?«
    »Habe ich eine Wahl, Mr. Manson?«
    Der Schreibtischstuhl unter dem Kahlen quietschte, als er sich einen Moment darauf drehte.
    »Das ist eine interessante Frage, Professor Clayton. Faszinierend. Eine Frage von philosophischer Bedeutung. Psychologischer Tragweite. Haben Sie eine Wahl? Gehen wir ihr doch einmal nach: finanziell natürlich nicht. Unser Angebot ist äußerst großzügig. Auch wenn es Ihnen nicht sagenhaften Reichtum beschert, so ist es doch beträchtlich mehr, als Sie jemals verdienen könnten, indem Sie in überfüllten Hörsälen psychotisch gelangweilte Studenten unterrichten. Aber emotional? Angesichts dessen, was Sie wissen – und was Sie vermuten – und was möglich ist, tja, ich weiß nicht. Könnten Sie sich einfach entschließen, diesen Aspekt ohne Antworten beiseitezulassen? Würden Sie sich nicht lebenslänglich in ein Gefängnis unbefriedigter Neugier begeben? Dann hat das Ganze natürlich auch noch eine ganz praktische Seite. Glauben Sie, uns läge daran, Sie mir nichts, dir nichts wieder ziehen zu lassen, ohne dass Sie uns geholfen haben, nachdem Agent Martin Sie nun schon mal hergebracht hat und nachdem er uns davon überzeugt hat, dass Sie der einzige Mensch im ganzen Land seien, der wirklich in der Lage wäre, unser Problem zu lösen? Würden wir einfach die Achseln zucken und Sie hier rausmarschieren lassen?«
    Diese letzte Frage hing in der Luft.
    »Wir leben in einem freien Land«, platzte Jeffrey heraus.
    »Tun wir das wirklich?«, fragte Manson zurück.
    Wieder lehnte er sich in derselben raubtierartigen Weise vor,die Jeffrey schon einmal beobachtet hatte. Ihm kam der Gedanke, dass der Kahlkopf, steckte man ihn in dunkle Gewänder mit Kapuze, sich in Stil und Erscheinung für eine Hauptrolle in der spanischen Inquisition empfohlen hätte.
    »Ist denn überhaupt irgendjemand wirklich frei, Professor? Ist irgendjemand in diesem Raum wirklich frei, da wir doch jetzt um diese Quelle des Bösen in unserem Gemeinwesen wissen? Macht uns dieses Wissen nicht zu Gefangenen des Bösen?«
    Jeffrey antwortete nicht.
    »Sie werfen interessante Fragen auf, Professor. Natürlich hatte ich von einem Mann Ihrer akademischen Reputation auch nichts anderes erwartet. Aber leider bleibt uns nicht die Zeit, solch hochgeistige Themen zu erörtern. Vielleicht können wir uns bei anderer, zwangloserer Gelegenheit einmal darüber austauschen. Im Moment steht Dringlicheres an. Ich frage Sie also noch einmal: Sind wir uns einig?«
    Jeffrey holte tief Luft und nickte.
    »Bitte, Professor«, sagte Manson in schneidendem Ton. »Sprechen Sie laut und deutlich, fürs Protokoll.«
    »Ja.«
    »Ich hatte nichts anderes erwartet«, erklärte der Kahle. Er deutete zur Tür, um anzuzeigen, dass die Sitzung beendet sei.

7. KAPITEL
Kaffee Smaragd Thant
     
    Diana Clayton verließ nur noch ungern das Haus.
    Einmal pro Woche fuhr sie notgedrungen zur nächsten Apotheke, um sich ihren Vorrat an Schmerzmitteln, Vitaminen und dem einen oder anderen Versuchsmedikament zu besorgen, die alle wenig gegen das deprimierend stetige Fortschreiten der Krankheit auszurichten schienen. Während sie auf ihre Pillen wartete, plauderte sie aufgesetzt heiter mit dem jungen Apotheker, einem kubanischen Immigranten, der immer noch mit so starkem Akzent sprach, dass sie kaum verstand, was er sagte, dessen Gesellschaft sie aber genoss, da er ihr in unerschütterlichem Optimismus ein bizarres Gebräu nach dem anderen empfahl, in der festen Überzeugung, es würde ihr Leben retten. Danach überquerte sie die vier Fahrbahnen der Route 1, indem sie vorsichtig dem Verkehr auswich. War dies geschafft, bog sie in eine Seitenstraße ab, in der – nur einen Häuserblock entfernt und ein Stück hinter den hässlichen, grellbunten Einkaufszentren am Highway der Keys – eine kleine Bücherei angenehm im Schatten lag.
    Der stellvertretende Leiter der Bibliothek, etwa zehn Jahre älter als sie, flirtete gern mit ihr. Er hockte auf einem erhöhten Sitz hinter einem vergitterten Fenster und wartete schon auf sie. Sobald er sie sah, legte er den Finger an den Knopf für die Sicherheitstüren. Obwohl verheiratet, war der Mann einsam, was er damit begründete, dass seine Frau nur Zeit für ihrezwei Pitbulls habe und ansonsten süchtig die Geschicke der Stars diverser Seifenopern verfolge. Er war ein schon fast komischer Schwerenöter, der Diana hartnäckig zwischen den spärlichen Regalen folgte und sie dabei im

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