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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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passt.«
    »Nun ja«, erwiderte Jeffrey, »dieses Kind schon, und das sagt uns etwas Wichtiges, nicht wahr?«
    »Und das wäre, Prof?«
    Jeffrey senkte die Stimme, so dass sie wie ein Krächzen tief aus seiner Kehle kam.
    »Jemand hält sich nicht an die Spielregeln.«
    Agent Martin sah finster drein.
    Jeffrey holte tief Luft. »Wenn sich natürlich herausstellen sollte, dass die Kleine tatsächlich mit einem Freund in Lederjacke auf einem heißen Hobel von zu Hause durchgebrannt ist, na ja, dann wäre wieder alles offen. Bei dem anderen Fall, der jungen Dame, deren Leiche Sie gefunden haben – wie viel Zeit liegt da zwischen ihrem Verschwinden und ihrer Entdeckung?«
    »Ein Monat.«
    »Und dem zweiten Fall?«
    »Eine Woche.«
    »Und vor fünfundzwanzig Jahren?«
    »Drei Tage.«
    Jeffrey nickte. »Einmal angenommen, Detective, es wäre derselbe Kerl, der diese Verbrechen begeht – eine Annahme, die sich auf äußerst dürftige Fakten stützt. Aber nehmen wir es trotzdem mal an. Dann müssten wir davon ausgehen, dass er dazugelernt hat, nicht wahr?«
    Agent Martin nickte. »Sieht ganz so aus.« Er hüstelte einmal heiser, bevor er ein einziges, furchterregendes Wort hinzufügte: »Geduld.«
    Jeffrey rieb sich die Stirn. Seine Haut fühlte sich kalt und klamm an.
    »Ich frage mich, wo er das gelernt hat.«
    Martin erwiderte nichts.
    Der Professor stand ohne ein Wort auf und ging in das kleine Badezimmer an der Rückseite des Büros. Er schloss die Tür hinter sich und beugte sich über das Becken. Er fürchtete, sich zu übergeben, doch es kam nur übel schmeckende, bittere Galle. Er spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, schaute sich in dem kleinen Spiegel in die Augen und stellte fest: Ich stecke in Schwierigkeiten.
     
    Jeffrey brauchte einen Moment, um seine Fassung wiederzugewinnen. Er starrte sein Ebenbild an, um sich davon zu überzeugen, dass er diesen furchtsamen Blick unter Kontrolle hatte, und kehrte ins Büro zurück, wo Agent Martin auf seinem Drehstuhl kreiste und über sein Unbehagen grinste.
    »Ich gebe zu, dass der Honorarscheck, der am Ende auf Sie wartet, nicht unbedingt leicht verdientes Geld ist, Prof. Nein, ganz und gar nicht …«
    Jeffrey setzte sich an seinen Schreibtisch und dachte einen Moment angestrengt nach.
    »Ich rechne nicht damit, dass wir enorm viel Glück haben könnten. Aber etwas ist mir aufgefallen. Dieses letzte Mädchen kam von der Schule, und das erste Opfer damals vor rund fünfundzwanzig Jahren war an einer Privatschule, und das Mädchen aus meinem Seminar war ebenfalls Schülerin beziehungsweise Studentin. Also, Detective Martin, statt grinsend rumzusitzen und die Situation, in die Sie mich gebracht haben, so furchtbar komisch zu finden, wird es langsam Zeit, dass Sie wie ein Ermittler vorgehen.«
    Martin saß augenblicklich aufrecht.
    Jeffrey deutete auf den Computer. »Ihr Apparat da, sagen Sie mir, auf welche Weise der zaubern kann.«
    »Das ist ein Computer der Staatssicherheit. Er hat Zugriff auf jede Datenbank im Bundesstaat.«
    »Dann werfen wir doch mal einen Blick auf den Lehrkörper der Schule, an der sie zuletzt war. Ich nehme an, Sie können Fotos und Lebensläufe auf dem Bildschirm aufrufen? Können Sie die nach Altersgruppen sortieren? Immerhin suchen wir nach einem Menschen über sechzig. Vielleicht auch Mitte bis Ende fünfzig. Weiß, männlich.«
    Martin drehte sich zu seinem Monitor um und tippte auf der Tastatur. »Ich bekomme auch einen Abgleich mit der Passkontrolle und der Einwanderungsbehörde«, sagte er.
    Während der Agent daran arbeitete, fragte Jeffrey: »An welche Informationen kommt die Einwanderungsbehörde denn im Einzelnen?«
    »Foto, Fingerabdrücke, DNA – auch wenn sie damit erst vor etwa einem Jahr angefangen haben –, Steuererklärungen für die letzten fünf Jahre, persönliche Daten wie verifizierbare Familiengeschichte, Fahrzeug, Wohnverhältnisse, Krankenblatt. Wenn Sie hier leben wollen, müssen Sie dem Staat weitreichenden Zugriff auf Ihr persönliches Leben gewähren. Das ist der Haken, der einige Reiche davon abhält, hierher zu ziehen. Manche von denen wohnen lieber, sagen wir, in San Franzisko, engagieren einen Bodyguard, verschanzen sich hinter hohen Mauern mit Natodraht und lassen ihr Leben – und die Art, wie sie an ihr Geld gekommen sind – im Dunkeln.«
    Agent Martin sah von seinem Monitor auf. »Der sagt mir, es gibt zweiundzwanzig Namen, die mehr oder weniger auf unser Profil passen. Weiß, männlich, über

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