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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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angestellt, mich zu finden, was ist dann mit ihm?«
    Der Agent verzog langsam das Gesicht zu einem Grinsen. »Ich hätte mich nicht auf die Suche nach Ihnen gemacht, Professor, wenn ich diese Möglichkeiten nicht vorher ausgeschöpft hätte. Ich bin kein Vollidiot.«
    »Wenn Sie also kein Vollidiot sind«, schlussfolgerte Jeffrey in einem befriedigten Ton, »dann haben Sie irgendwo eine Akte, die Sie mir noch nicht ausgehändigt haben und aus der in allen Einzelheiten hervorgeht, was Sie bis jetzt unternommen haben, um ihn zu finden. Und woran Sie gescheitert sind.«
    Der Detective nickte.
    »Die will ich haben«, insistierte Jeffrey. »Und zwar jetzt.«
    Agent Martin zögerte. »Ich weiß, dass er es ist. Ich weiß es, seit ich die erste Leiche gesehen habe.« Er bückte sich und schloss bedächtig die unterste Schublade seines Schreibtischsauf. Dort zog er einen versiegelten braunen Umschlag heraus und reichte ihn Clayton.
    »Die Geschichte meiner Frustration«, erklärte der Detective mit einem trockenen Lachen. »Lesen Sie es in Ruhe durch. Sie werden feststellen, dass Ihr alter Herr eine Kunst beherrscht gegen die ich nicht ankomme. Jedenfalls bis jetzt.«
    »Und die wäre?«
    »Zu verschwinden«, antwortete der Detective. »Sie werden sehen. Nun denn, kümmern wir uns lieber um die Gegenwart. Was gedenken Sie als Erstes zu tun, Professor? Ich stehe zu Ihren Diensten.«
    Jeffrey überlegte einen Moment, während er an dem Klebeband zog, mit dem der Umschlag versiegelt war. »Ich würde mir gern die Stelle ansehen, an der Sie die letzte Leiche gefunden haben. Die Nummer drei auf unserer Liste. Dann arbeiten wir einen Plan aus, wie wir vorgehen wollen. Und, wie gesagt, vielleicht können wir ja mit der Familie dieser letzten Vermissten reden.«
    »Um was herauszufinden?«
    »Die Mädchen haben alle was gemein, Detective. Irgendetwas verbindet sie miteinander. Aber was? Das Alter? Das Aussehen? Der Ort? Oder auch etwas Subtileres – vielleicht sind sie alle blonde Linkshänderinnen. Egal was, dieses besondere Merkmal macht sie zu Opfern. Es ist unsere Aufgabe, das herauszufinden. Wenn wir das verstanden haben, dann begreifen wir vielleicht auch die Regeln, nach denen unser Killer spielt.«
    Der Detective nickte. »Okay«, stimmte er zu. »Klingt wie der Anfang von einem Plan. Außerdem bekommen Sie dann ein bisschen was vom Territorium zu Gesicht. Also, fahren wir los.«
    Jeffrey nahm sich die entsprechende Fallakte. Er sah, dass derName des Mordopfers – Janet Cross – mit schwarzem Filzstift außen auf die Mappe geschrieben war, in der sich die Leichenfundort-Analyse, der Autopsie- sowie die Ermittlungsberichte befanden. Ich will gar nicht deinen Namen wissen, dachte er. Ich will nicht wissen, wer du warst. Ich will nicht wissen, dass du Ziele, Träume und Überzeugungen hattest, dass du die geliebte Tochter von jemandem warst oder auch jemandes Zukunftshoffnung. Ich will nicht, dass du ein Gesicht hast. Für mich bist du Nummer drei, sonst nichts. Er steckte die Akte und den geschlossenen Umschlag in seine Tasche.
    Der Professor stand auf und ging zu der Schreibtafel. Er zog mit einem stumpfen gelben Kreidestück eine senkrechte Linie in der Mitte. Er hatte das vage Gefühl, etwas Komisches zu tun; in einer Welt, die so sehr auf die elektronische Geschwindigkeit von Computern baute, war eine altmodische Kreidetafel wahrscheinlich immer noch am besten geeignet, Theorien zu skizzieren, dann zurückzutreten, sie anzustarren und schließlich diejenigen, die nicht weiterführten, wegzuwischen. Er hatte um die Tafel gebeten. Bei der Galveston-Ermittlung hatte er eine benutzt und in Springfield auch. Ihm gefiel dieses Hilfsmittel, das es fast schon so lange gab wie das Phänomen Mord.
    Er spielte einen Moment mit dem Kreidestück in der Hand und war sich durchaus bewusst, dass der Detective ihn beobachtete; dann schrieb er rechts oben:
Verdächtiger A: Falls uns der Mörder bekannt ist
. Dann in der linken Spalte gegenüber:
Verdächtiger B: Falls uns der Mörder nicht bekannt ist
.
    Er unterstrich das Wort
falls
.
    Agent Martin nickte, als er das Geschriebene las.
    »In Ordnung«, sagte er und trat näher. »Klingt logisch. Früher oder später erreichen wir einen Punkt, an dem wir die eineoder die andere Seite auswischen können. Sorgen wir also dafür, dass wir da möglichst schnell hinkommen.« Er tippte mit dem Finger auf die linke Seite, so dass von dem Wort
nicht
ein Kreidewölkchen aufflog. »Wenn Sie mich

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