Das Rascheln von Rosmarin (Historische Romane) (German Edition)
Habichtsgesicht erinnerte –, gelang es ihm, sein Anliegen in einer ruhigen, nicht überstürzten Art und Weise vorzutragen. Er spürte den Blick der Äbtissin nur allzu deutlich auf sich ruhen. Sie schien seiner zur Schau gestellten Sorglosigkeit nicht auf den Leim zu gehen.
„Eine Lady, wie Ihr sie mir beschreibt, hat unser Kloster heute Morgen recht zeitig verlassen“, erzählte die Frau ihm. „Eine Gruppe reisender Mönche und deren Begleitung haben uns zugesichert, die Lady sicher auf ihre Ländereien zurückzubringen, da sie selbst in die Richtung unterwegs waren.“
Dirick überkam da heftige Enttäuschung. Maris war in guten Händen, die sie nach Langumont zurückbrachten, und er hatte keinen Grund mehr sich hier einzumischen. Wie die Dinge standen lagen die Ländereien von Lord Merle von hier aus auch in der entgegengesetzten Richtung von Westminster und es war bereits höchste Zeit, dass Dirick nun Heinrich Bericht erstattete, über das, was er über Bon de Savrille in Erfahrung gebracht hatte.
Leider würde er Maris von Langumont nicht wiedersehen. Erst als er auf einem Nachtlager in der Abtei in den Schlaf fiel, erinnerte er sich daran, dass das alte Mütterlein genau das prophezeit hatte.
~*~
Beinahe zwei Wochen, nachdem man sie von Langumont entführt hatte, ritten Maris und ihre Begleitung auf die Tore der beeindruckenden Festung zu.
„Seid gegrüßt, Wachmann!“, rief sie und drängte ihr Pferd zum runtergelassenen Fallgitter hin, wobei sie sich von den übrigen Reisenden etwas absonderte. „Zieht das Tor für mich hoch!“
Sie hörte den überraschten Aufschrei des Wachmanns und das plötzliche Scharren von Füßen, die ihrem Wunsch eilig nachkamen. Das Fallgitter hob sich so schnell, wie die Zugbrücke dann runterglitt, und Maris, die nicht auf die Mönche hinter ihr wartete, trabte rasch über die noch geneigte Brücke.
„Mylady! Mylady!“ Die Begrüßungsschreie und die Soldaten umringten sie dergestalt, dass ihr Pferd nicht weiterkam.
„Wir glaubten, Ihr seid tot, Mylady!“, rief einer der Ritter, den sie vom Gefolge ihres Vaters her kannte.
„Mylady, ‘s ganz, fürchterlich schrecklich!“, rief ein anderer Mann, als er die Zügel ihres Pferdes zu fassen bekam.
Maris glitt ohne Hilfe aus dem Sattel und lächelte vor Erleichterung, klopfte den Männern auf die Schultern, die sie wiedererkannte. „Aber ich bin hier und jetzt ist alles wieder gut“, sagte sie zu ihnen, als sie zur Burg hin blickte. Wahrlich, ihre Mama war von ihrem Eintreffen unterrichtet worden, aber es gab keine Anzeichen von jemandem, der kam, sie zu begrüßen, bis auf die Männer im Burghof.
„Nein, oh nein, Mylady!“ Bern von Tristoff, der Hauptmann der Soldaten, drängte sie vorwärts. „Nein, Mylady, es ist nicht alles gut. Ihr müsst nach Eurer Mama sehen, da sie verzweifelt ist und nicht von ihrem Lager aufstehen will.“
„Ja, Bern, ich werde nach ihr sehen und sie wird wieder ins Leben zurückkehren, denn ich bin wohlbehalten wieder eingetroffen.“ Sie lächelte fröhlich, so froh wieder zu Hause zu sein ... aber keiner der Männer oder der Leibeigenen schienen in die Freude ihrer Heimkehr mit einzustimmen. „Schickt einen Boten zu mir und ich werde nach Mama sehen.“
Sie eilte auf die Burg zu, wobei ihr auffiel, dass es hier merkwürdig still war im Vergleich zu dem sonst üblichen Treiben auf Langumont. Sie würde einen Boten nach Papa ausschicken müssen, um die Nachricht zu überbringen, dass sie zurückgekehrt sei; sie mussten sich beide auf dem Weg hierher und dorthin verpasst haben, da er sich auf der Suche nach ihr befand. Aber zuerst würde sie ihre Mutter küssen und ihr zeigen, dass jetzt alles wieder gut war.
„Lady Maris!“ Bern blieb ihr auf den Fersen, die Stirn sorgenvoll gerunzelt. „Lady Maris, ‘s ist der Herr!“
„Ja, ich muss ihm Nachricht zukommen lassen, dass ich zurückgekehrt bin–“
„Mylady!“ Jetzt konnte sie aber die Verzweiflung in seiner Stimme nicht länger ignorieren und endlich schenkte sie ihm ihre volle Aufmerksamkeit. „Lady Maris, es ist wegen Lord Merle, dass die Lady nicht mehr aufsteht!“
„Papa? Ist er hier?“ Maris sprang das Herz vor Freude in die Höhe. „Ich werde dann also doch keinen Boten brauchen.“
„Mylady, der Herr – er ist tot.“
~ Teil II ~
KAPITEL SECHZEHN
Drei Monate später
„Es ist sein gutes Recht , dass der König
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