Das Rascheln von Rosmarin (Historische Romane) (German Edition)
Kunde ... selbstbewusst und tapfer.“ In dem dämmrigen Licht sah Merle, wie sich die Hände seines Begleiters an der rauen, halbhohen Mauer festhielten.
„Und doch scheint Ihr nicht sehr überzeugt“, fragte er noch einmal nach. Dann schmunzelte er kurz. „Hat sich meine Tochter bei Euch beschwert?“
„Mylady scheint der Idee der Ehe nicht so recht hold zu sein“, gab Dirick da trocken Antwort.
„Und Ihr als der stets tapfere Ritter, der Ihr seid, wünscht nicht, eine Dame in Bedrängnis zu sehen.“ Merle grinste, wurde dann aber ernst. Er war sich sehr wohl der Art und Weise bewusst, wie Diricks Augen oft auf seiner Tochter zu ruhen kamen; und auch der Art und Weise, wie sie es zu vermeiden schien, ihn anzuschauen ... außer der Mann blickte gerade in die andere Richtung. „So ist es. Maris versteht sich nur zu gut darauf, selbst ihren Vater mit ihren traurigen Geschichten zu manipulieren. Es ist das Beste für sie, davon bin ich überzeugt, Dirick. Die Welt kann ein recht unfreundlicher Ort sein und ich werde nicht zulassen, dass sie allein und verwundbar zurückbleibt, sollte mir etwas zustoßen.“ Bei den letzten Worten war seine Stimme leiser geworden.
„Vielleicht begreift sie meine Entscheidung nicht“, fuhr Merle fort, „aber ich stehe dazu. Ich stehe tief in der Schuld von Michael d’Arcy ... denn es ist ihm zu verdanken, dass ich auch dieses Mal zu meinen Lieben nach Hause zurückkehren konnte. Ich war schwer verwundet und Michael hat mir das Leben gerettet. Für dieses Glück werde ich seinem Sohn das größte Geschenk machen, dessen ich fähig bin.“
Dirick nickte zustimmend, sagte jedoch nichts.
So standen die beiden Männer eine Weile schweigend in der Dunkelheit. Ein kalter, frischer Wind fuhr ihnen durch das Haar und die Umhänge, die sie um ihre Schultern geschlungen hatten, und jeder hing seinen Gedanken nach und es war, als wäre der andere gar nicht da.
Die Welt war still, bis auf diesen Wind, und als er von unten her Stimmen hörte, schaute Dirick hinab in den Burghof. Er stand nahe am Rand der Zinnen und schaute über die hüfthohe Mauer nach unten.
Stimmen drifteten zu ihm nach oben und er schaute zu, wie zwei Menschen durch den Schnee zum Stall stapften. Selbst in dem schlechten Licht erkannte Dirick den leuchtend blauen Umhang. Es war Maris und bei ihr war der silbrig blonde Victor, dessen Haar wie ein Leuchtfeuer im Mondlicht glänzte. Die zwei verschwanden in den Ställen und Dirick wandte sich rasch von dem Anblick ab, um festzustellen, dass Merle ihn genau beobachtete.
„Mylord, ich spüre, wie mich mein Lager zur Nacht ruft“, sagte Dirick. Er machte eine kleine Verbeugung – denn auch wenn andere Dinge ihm im Kopf herumspukten, vergaß er doch nie seine höfische Erziehung. „Ich bitte darum, mich jetzt zurückziehen zu dürfen, Lord Merle, und dann auch am morgigen Tag Abschied zu nehmen. Ich werde in der Frühe nach Breakston aufbrechen. Ich danke Euch hiermit schon für Eure gütige Gastfreundschaft und für all die Unterstützung, die Ihr meiner Suche nach dem Mörder meines Vaters angedeihen ließt. Aber ich habe hier schon zu viel Zeit verloren, Eure Gastfreundschaft und ein Lager in Eurem Hause zu lange genossen.“
„Es schmerzt mich, Euch gehen zu sehen“, sagte Lord Merle langsam.
„Ich muss weiterziehen“, sagte Dirick, als wolle er sich selbst von der Notwendigkeit aufzubrechen überzeugen. Er hatte seine Aufgabe weiterzuziehen, um Bon de Savrille zu finden, lange genug hinausgezögert, nur um weiterhin die Gesellschaft der wunderschönen Lady Maris zu haben ... und – fürwahr – um in der Nähe eines Mannes zu sein, der ihn an seinen eigenen Vater erinnerte.
Trauer überkam ihn da, er schob diese Verärgerung beiseite, die er angesichts Lord Victors empfand, die zum Teil vielleicht auch Selbstmitleid war. Dirick durfte eine Frau wie Maris nicht begehren und er hatte das gewusst, seit er alt genug gewesen war zu begreifen, was eine Frau ist. Es war eine harte Wahrheit, aber eine mit der er schon ewig lebte. Nichts daran hatte sich geändert, außer dass ihm das Herz weich geworden war, angesichts dessen, was er nie besitzen könnte. Aber sobald sie ihm aus den Augen geriet, würde sie ihm auch aus dem Sinn sein.
Daher musste er jetzt wieder zu seinen Pflichten zurückkehren und seine Kräfte von einer Frau wegdirigieren, die außerhalb seiner Reichweite lag, hin zu der Suche nach einem Mann, der
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