Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
machen“, antwortete Harald. „Nun lasst mich endlich durch!“
Der Mann grinste und schüttelte entschieden den Kopf.
„Ich nehme meine Befehle von Fürst Darius entgegen“, sagte er ruhig. „Ebenso wie Ihr, Hoheit. Setzt bitte die Maske auf!“
„Was, wenn ich mich weigere?“
„Dann werde ich Euch behilflich sein … Hoheit.“
Harald rammte ihm den ausgestreckten Finger dicht unters Brustbein, und der Hüne wurde leichenblass. Er kippte langsam vornüber, als wolle er sich vor Harald verbeugen, und blieb reglos auf dem Boden liegen. Die zweite Schildwache trat mit erhobener Waffe vor und erstarrte, als er die Spitze von Haralds Schwert an der Kehle spürte. Daraufhin senkte der Mann die Klinge und wagte nicht einmal zu schlucken. Er hatte zwar gewusst, dass Harald ein guter Schwertkämpfer war, aber er hatte noch nie jemanden erlebt, der so schnell ziehen konnte.
„Von wem nimmst du deine Befehle entgegen?“, fragte Harald mit gefährlich leiser Stimme.
„Von Euch, Hoheit“, stammelte der Posten. „Nur von Euch.“
„Freut mich.“ Harald trat einen Schritt zurück und schob die Waffe in die Scheide. „Nun öffne die Tür, Wächter!“
„Jawohl, Hoheit.“ Der Wachmann warf einen raschen Blick auf seinen Kameraden, der immer noch zusammengekrümmt auf dem Boden lag, betäubt von dem Schmerz, der sich wie ein Blitz in seine Brust gebohrt hatte, dann trat er zur Tür und klopfte zweimal. Schwere Riegel knirschten. Harald stieg über den gefallenen Posten hinweg und betrat ohne Eile die Gemächer des Ministers.
Alle Unterhaltungen verstummten, als Harald den großen Saal betrat. Das Stimmengewirr erstarb, die Musikanten hörten zu spielen auf, und Tänzer erstarrten in der Bewegung. Selbst die lodernden Flammen im großen Kamin schienen durch die jähe Stille in sich zusammenzusinken. Harald blieb an der Tür stehen und schaute sich um. Ein Meer unbewegter Masken starrte ihm entgegen.
Der Saal war gemessen an anderen in der Burg nicht groß, aber zwei- bis dreihundert Personen fanden bequem darin Platz. Die Anzahl der Besucher war eindrucksvoll, ohne einschüchternd zu wirken, und einem höfischen Fest angemessen, aber irgendwie machten die Masken einen Unterschied. Obgleich schlichte, dunkle Dominomasken überwogen, hatte etwa die Hälfte der Anwesenden eigene Masken mitgebracht. Diese Masken, reich geschmückt und phantastisch, aufwendig und bizarr, sahen Harald so unverwandt an, dass es ihn fast beunruhigte. Die überzeichneten Züge der Masken, die Glücksgefühl, Abscheu, Wut oder Trauer ausdr ü ckten, hatten fast etwas Dämonisches an sich. Links von Harald stand ein weißgesichtiger Pierrot Arm in Arm mit einem Vermummten, der sich einen Pferdekopf übergestülpt hatte. Zu seiner Rechten lehnte ein grinsender Sensenmann freundschaftlich an der Schulter einer kreischenden Pestgestalt. Ein Fisch glotzte ihm entgegen, eine Katze blinzelte, und überall dazwischen einfache schwarze Dominos, bemalte Gesichter und Lorgnetten aus getriebenem Gold und Silber. Harald starrte die Masken an, und sie starrten zurück.
Dann teilte sich das Meer falscher Gesichter jäh, als z wei Gestalten auf ihn zukamen. Haralds Anspannung ließ ein wenig nach, als er Fürst Darius und Fürstin Cecelia erkannte. Darius trug eine dunkle Seidenmaske und ein langes, staubgraues Gewand, dessen weiter Schnitt seine Fülle vergeblich zu kaschieren suchte. Cecelia hatte ein mit Halbedelsteinen besetztes, blausilbernes Ballkleid gewählt; obwohl es hochgeschlossen und knöchellang war, brachte es ihre perfekte Figur vorteilhaft zur Geltung. Silberglocken an Ärmel- und Rocksaum begleiteten jeden ihrer Schritte mit harmonischem Geklingel. Ihre Maske war eine zarte Lorgnette aus gehämmertem Gold an einem schmalen Stiel aus Elfenbein. Darius verbeugte sich vor Harald, und Cecelia deutete einen Hofknicks an. Hinter ihnen ahmte das Meer der Masken die Begrüßung nach. Harald nickte der Menge zu, und Darius forderte die Musikanten am anderen Ende des Saales mit einer fahrigen Geste zum Weiterspielen auf. Lebhafte Musik erklang, und das Meer der Masken löste sich zu einem ganz gewöhnlichen Kostümfest auf. Die Gäste plauderten in Gr ü ppchen, tanzten oder traten an das reich ausgestattete Büfett, um ein Glas Wein zu trinken und ein paar Häppchen zu essen. Zwei Dienstboten traten vor und schlossen die Flügeltür hinter Harald. Er hörte, wie erneut schwere Riegel knirschten.
„Willkommen, Hoheit“, sagte Fürst
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