Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
Flammen. Tausende von Bauern werden sterben.“
Vivian zuckte die Achseln. „Bedauerlich, aber unumgänglich. Wenn der Düsterwald weiter vordringt, sterben sie ohnedies. Welche Rolle spielen ein paar Bauernopfer, wenn ihr Tod das Überleben des Waldkönigreichs sichert? Ich bin Soldat, meine Männer und ich gehen jedes Mal, wenn wir in den Kampf ziehen, das gleiche Risiko ein. Danach können wir neue Höfe errichten … und die niederen Stände vermehren sich wie die Karnickel.“
„Mag sein“, brummte Harald. „Dennoch fürchte ich, dass es den Baronen nicht sonderlich gefallen wird, wenn wir einen Teil ihrer Ländereien durch Feuer zerstören.“
„Meine Armee würde den König gegen jeden Feind verteidigen“, sagte Vivian ruhig. „Ganz gleich, woher er stammt.“
„Ein tröstlicher Gedanke“, entgegnete Harald. „Ich werde über Eure Worte nachdenken, Fürst Vivian, und über Euer großzügiges Angebot.“
„Das ich nur als Oberkommandierender der Truppen einlösen könnte, Hoheit.“
„Natürlich, Fürst Vivian. Natürlich.“
Vivian verbeugte sich leicht und setzte die Harlekinmaske wieder auf. Blassblaue Augen glitzerten kalt hinter der schwarzweißen Seide. Dann wandte sich Fürst Vivian ab und verschwand in der Menge. Harald runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf, als könne er so seine Gedanken ordnen. Vivians Anwesenheit auf dem Maskenball war keine Überraschung, aber irgendwie fühlte sich Harald fast enttäuscht. Er hatte mehr von dem Mann erwartet.
Er starrte in das leere Glas, warf es über die Schulter in den Kamin und nahm sich beiläufig ein neues Glas von einem Tablett, das ein Dienstbote an ihm vorbeitrug. Der Wein war lausig, aber nüchtern konnte Harald dieses verdammte Fest nicht ertragen. Als er aufschaute, sah er einen maskierten Fürsten mit seiner Dame unsicher in seine Richtung steuern. Harald seufzte und nickte ihnen freundlich zu. Er musste mit den Leuten sprechen, sonst konnte es sein, dass einige der Gäste unruhig wurden und den Ball vorzeitig verließen, und das war nicht Sinn der Sache. Er verneigte sich vor dem Fürsten und seiner Dame, und sie erwiderten den Gruß geschmeichelt mit einer tiefen Verbeugung und einem Hofknicks.
„Was ich alles tun muss“, dachte Harald erzürnt. „Was ich alles tun muss …“
Mehr maskierte Gestalten kamen und gingen, während das Fest seinen Lauf nahm. Harald unterhielt sich mit drei Fürsten, die er von Anfang an als Verschwörer verdächtigt und mit zwei weiteren, die er für treu ergeben gehalten hatte. Außerdem sprach er mit einer Reihe einheimischer Händler; allem Anschein nach war der Düsterwald schlecht für das Geschäft. Die Mehrheit seiner Gesprächspartner aber waren Höflinge. Einerseits neigten Höflinge von Natur aus zu einer konservativen Haltung, da sie als Grundbesitzer oder Verwaltungsbeamte des Königs bei politischen Veränderungen viel verlieren und fast nichts gewinnen konnten. Andererseits aber gehörten die meisten Höflinge dem niederen Adel an und strebten mit aller Macht den Aufstieg in den Hochadel an, und das gelang nur, wenn sie entweder mehr Land erwarben oder einflussreichere Posten bei Hofe erhielten. Deshalb kamen sie zu Harald, verborgen hinter ihren Masken aus Stoff, Federn und dünn gehämmertem Edelmetall. Die Masken wechselten, aber das Thema blieb das Gleiche: Beistand gegen Patronage. Nach einer Weile hörte Harald nicht mehr zu und sagte zu allem ja. Das sparte Zeit.
Cecelia und Gregory schritten Arm in Arm im Saal auf und ab. Sie lächelten, plauderten und sorgten dafür, dass die Anwesenden stets genug Wein in ihren Gläsern hatten. Die beiden gaben ein schönes Paar ab, klug und kühn. Cecelia sprühte vor Esprit; ihre witzigen Bemerkungen und boshaften kleinen Seitenhiebe brachten selbst die sauertöpfischsten Besucher zum Lachen. Gregory war zwar kein geborener Diplomat, aber er konnte charmant sein, wenn er sich Mühe gab; mit Cecelia an seiner Seite strahlte der junge Gardist Selbstvertrauen aus und flößte den Zauderern Zuversicht ein. Seine guten Manieren und seine offene Freundlichkeit wirkten beruhigend. Dass Cecelia ihn unterhakte, störte die wenigsten; jeder wusste oder ahnte zumindest, dass die beiden ein Liebesverhältnis hatten, und da auch Darius offensichtlich nichts dagegen einzuwenden hatte, beließen es die Höflinge bei einem Achselzucken oder einem spöttischen Blick. Die Politik schuf die sonderbarsten Bettgenossen – manchmal im wahrsten Sinn
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