Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
Darius. „Wir warten seit geraumer Zeit auf Euch.“
„Das hörte ich bereits von Landgraf Blays“, sagte Harald mit höflichem Lächeln.
„Gab es Schwierigkeiten hierherzugelangen, Hoheit?“
„Keine, die ich nicht überwinden konnte.“
„Soll ich Euch eine Maske besorgen, Harald?“, erkundigte sich Cecelia mit einem koketten Augenaufschlag. „Ich bin sicher, ich finde genau das Passende für Euch.“
„Absolut“, sagte Darius. „Meine Wachmänner hatten strikten Befehl, niemanden ohne Maske einzulassen.“
„Sie gaben sich große Mühe, Eurem Befehl Folge zu leisten“, antwortete Harald. „Aber ich konnte sie davon überzeugen, dass eine Maske in meinem Fall keinen Sinn hätte. Schließlich bin ich hier, damit man mich sieht und erkennt, nicht wahr?“
„Natürlich, Hoheit, natürlich.“ Darius winkte rasch einen vorbeieilenden Diener mit einem Tablett herbei. Harald nahm ein Glas Wein, trank es in einem Zug leer, stellte es ab und nahm noch eines. Darius schickte den Diener weg, ehe der Prinz sich erneut bedienen konnte, und musterte den Neuankömmling argwöhnisch. Etwas stimmte nicht mit Harald; das spürte er ganz genau.
„Weshalb ausgerechnet ein Maskenball, mein lieber Fürst?“, fragte Harald und nippte vorsichtig an seinem Wein, als hindere ihn nur die Höflichkeit daran, eine Grimasse zu schneiden.
„Um ehrlich zu sein, Hoheit: Nur so waren die Herrschaften bereit, meiner Einladung Folge zu leisten. Zweifellos verleihen ihnen die Masken ein beruhigendes Gefühl der Anonymität. Wir werden später zur Demaskierung schreiten, wenn wir uns alle … etwas besser kennengelernt haben.“
Harald nickte. „Dann wird es Zeit, dass ich mich unter die Gäste mische, nicht?“
„Das ist der Sinn dieses kleinen Festes, Hoheit.“
Harald nickte den Gastgebern lächelnd zu und verschwand im Meer der Masken. Darius und Cecelia sahen ihm nach.
„Irgendetwas stimmt nicht“, sagte Darius langsam und tastete mit der Rechten geistesabwesend nach dem Giftdolch, den er im linken Ärmel verborgen hatte.
„Stimmt nicht? Was soll nicht stimmen, Liebling?“ Cecelia trank geziert einen Schluck Wein und ließ ihre Blicke durch den Saal schweifen. „Bis jetzt läuft die Sache ausgezeichnet. Alle wichtigen Leute sind da.“
Darius schüttelte eigensinnig den Kopf. „Ich meine das seltsame Benehmen Haralds. Er müsste … nun, aufgeregter sein, verdammt noch mal! Die Menschen hier können ihm zum Thron verhelfen, wenn er es versteht, sie für sich einzunehmen. Aber er tut, als sei es ihm völlig gleichgültig, was sie von ihm halten.“
Cecelia zuckte anmutig die Achseln. „Harald hat sich noch nie darum bemüht, anderen Leuten zu gefallen. Das muss er auch nicht; er ist ein Prinz.“
„Du könntest recht haben“, sagte Darius. Er nahm einen tiefen Schluck Wein aus seinem Weinglas, und als er es absetzte, stellte er zu seinem Erstaunen fest, dass es leer war. Stirnrunzelnd stellte er das Glas auf einen nahegelegenen Tisch. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt, sich zu betrinken. „Komm, meine Liebe, unsere Gäste warten, und wenn Harald ihnen nicht schöntut, müssen wir es eben tun.“
Cecelia lachte. „Du meinst, Gregory und ich werden uns um die Leute kümmern müssen . Du bist sicher voll damit beschäftigt, deine staatsmännischen und geschäftlichen Fäden zu spinnen.“
„Natürlich“, sagte Darius. „Davon verstehe ich am meisten.“
Sie lächelten einander zu und mischten sich einzeln unter die Menge.
Harald schlenderte durch den Saal, nickte den Gästen, die er erkannte, höflich zu und bedachte die Fremden mit einem kühlen Lächeln. Er blieb nirgends zu einer längeren Unterhaltung stehen, sondern wanderte so lange hin und her, bis er jeden der Anwesenden mindestens einmal genau ins Auge gefasst hatte. Schließlich trat er an das lodernde offene Feuer, stellte sich mit dem Rücken zur Glut und genoss die Wärme, die ihm langsam in die Knochen drang. Anscheinend konnten nicht einmal die dicken Steinmauern der Burg die unnatürliche Kälte abhalten, die sich im Wald ausgebreitet hatte. Bitterer Frost suchte das Land heim, und die Schneeschicht auf den Brustwehren wurde mit jedem Morgen dicker. Selbst auf dem Burggraben bildete sich schon eine dünne Eisdecke.
Harald zuckte die Achseln und trank seinen Wein in kleinen Schlucken. Von der anderen Seite des Saales warf ihm Darius düstere Blicke zu. Harald sah weg. Er hatte keine Lust, Gespräche zu führen. Stattdessen
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