Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
Frauenarmee ausbilden?“
Julia lächelte süß. „Ich dachte, du müsstest ein Verlies besichtigen?“
Harald lachte. „Touch é, meine Liebe ! Die Kerker unter dem Burggraben sind so etwas wie ein Familiensprichwort. Vater droht mir damit, solange ich denken kann. Je mehr er sich erregt, desto länger hält er sich bei den schauerlichen Einzelheiten auf. Ich schätze, es gibt tatsächlich noch ein paar Zellen da unten, aber sie sind seit Jahrhunderten nicht mehr in Gebrauch. Unser Kerker besteht aus wenig mehr als einigen Arrestzellen; Leute, die zu einer Haftstrafe verurteilt werden, müssen auf den Feldern oder in den Ställen helfen, bis ihre Zeit um ist. Wozu wertvolle Arbeitskraft verschwenden?“
„Was ist, wenn sie die Flucht ergreifen?“
„Das ist unmöglich. Grey belegt sie mit einem Zwang.“
„Lassen wir das“, sagte Julia, die plötzlich merkte, wie weit Harald sie doch vom Thema abgelenkt hatte. „Was dieses Fest betrifft …“
„Es würde dir keinen Spaß machen. Solche Hofgesellschaften sind meist sehr steif.“
„Wirklich?“, fragte Julia spitz. Obwohl sie im Grunde gar nicht hingehen wollte, war sie doch ein wenig verstimmt, dass man sie einfach übergangen hatte. „Wer kommt denn alles?“
„Die Landgrafen, ein Teil des Hochadels und sonst noch ein paar Leute. Ich weiß es selbst nicht genau. Glaub mir, du würdest dich nur langweilen! Außerdem ist es ganz definitiv eine geschlossene Gesellschaft. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich bin schon viel zu spät dran. Wir treffen uns später, einverstanden?“
Er stürmte hastig los, ehe sie ihn mit weiteren Fragen löchern konnte. Julia starrte ihm verdrießlich nach. Jetzt wollte sie erst recht zu diesem gottverdammten Fest, und wehe dem, der sie aufzuhalten versuchte! Sie runzelte nachdenklich die Stirn. Eine Geselligkeit von dieser Größe ließ sich nicht ohne weiteres geheim halten. Sicher gab es den einen oder anderen Dienstboten, der Bescheid wusste und sich die Einzelheiten entlocken ließ, und dann … Julia grinste. Nach ihrer Diskussion mit König John war sie genau in der Stimmung, ungebeten in ein Fest zu platzen. Sie lachte leise vor sich hin und machte sich auf die Suche nach einem willensschwachen Diener.
Harald schlenderte lässig den Korridor entlang, die Hand wie beiläufig auf den Schwertknauf gestützt. Seine Schritte hallten von der Eichenvertäfelung wider, ein gleichmäßiges Geräusch, das die Stille unnatürlich laut durchdrang. Als er sich Fürst Darius’ Gemächern näherte, tauchten in immer kürzeren Abständen Wachposten in voller Rüstung aus den Schatten auf. Sobald sie Haralds grimmige Züge erkannten, traten sie schweigend in ihre Winkel und Nischen zurück. Harald beachtete sie nicht, aber insgeheim war er beeindruckt von Darius’ straffer Führung. Augenscheinlich wollte der Minister verhindern, dass jemand die kleine Plauderei störte, und durch die lockere Verteilung der Wachen erregte er weit weniger Aufsehen als durch einen dichten Sperrriegel. Harald schätzte, dass eine ganze Wachkompanie angetreten war, die zugleich als Frühwarnsystem und strategisch gut platzierte Kampftruppe diente. Der Umsturz schien zumindest gewissenhaft vorbereitet zu sein. Er war sehr gespannt, wer ihn alles erwartete.
Zwei hochgewachsene, muskelbepackte Aufpasser standen vor Fürst Darius’ Gemächern. Sie trugen einfache Lederrüstungen ohne Embleme oder Farben, die ihre Zugehörigkeit verrieten. Ihre Gesichtsausdrücke waren ausdruckslos, aber ihre Augen verrieten Kälte und Misstrauen, und sie hielten die Schwerter griffbereit, als Harald auf sie zukam. Sie verbeugten sich kurz, nachdem sie den Prinzen erkannt hatten, trafen jedoch keine Anstalten, ihm den Weg freizugeben. Stattdessen wies einer von ihnen mit dem Schwert auf einen kleinen Tisch zu seiner Linken. Harald trat vor und nahm eine schlichte, dunkle Dominomaske von einem Stapel. Er sah die Männer mit hochgezogenen Brauen an.
„Mit den besten Empfehlungen von Fürst Darius“, sagte einer der Männer. „Ein Maskenball, eigens für Euch veranstaltet, Hoheit.“
Harald lachte leise. „Masken! Wie passend. Aber für mich wohl nicht nötig, oder?“
Er warf die Maske wieder auf den Tisch. Der Posten schob sein Schwert in die Scheide, nahm die Maske und hielt sie Harald entgegen.
„Fürst Darius wünscht ausdrücklich, dass niemand unmaskiert über diese Schwelle tritt“, sagte er.
„Er wird in meinem Fall eine Ausnahme
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