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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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genauer. Sie war elegant, aber praktisch gekleidet und geschminkt wie die Damen des Hofes. Das hüftlange Haar hielt ein schlichtes Lederband zusammen, und an ihrem breiten Gürtel war gut sichtbar ein Schwert befestigt.
    „Das ist dein Schwert“, sagte Julia. „Du hast es mir im Düsterwald gegeben, erinnerst du dich?“
    „Ja.“
    Seine Stimme war plötzlich ausdruckslos und kalt. Julia sah ihn überrascht an.
    „Was ist los?“
    „Harald hat mich eben zu eurer morgigen Vermählung eingeladen.“
    Julia schaute weg, weil sie seinen Blick nicht ertrug. „Wir glaubten, du seist tot. Ich dachte, du seist tot. Du kannst dir nicht vorstellen, wie das für mich war, so allein in dieser Burg. Außerdem hatte ich in diesen Heiratsplänen von Anfang an kein Mitspracherecht, und Harald … war in deiner Abwesenheit sehr nett zu mir.“
    „Ja“, sagte Rupert. „Darauf wette ich.“
    Julia fuhr auf dem Absatz herum und stürmte den Gang entlang davon. Rupert schüttelte ärgerlich den Kopf. Warum zur Hölle hatte er nicht den Mund gehalten? Jetzt musste er ihr nachlaufen, sich entschuldigen und … er ließ die Schultern hängen. Was sollte das? Sie hatte zugegeben, dass sie Harald ehelichen würde. Rupert spähte den Gang entlang, aber sie war bereits verschwunden.
    Er öffnete seine Tür, trat ein, schob den Riegel vor und drehte den Schlüssel zweimal herum. Dann lehnte er sich gegen das solide Eichenholz, stieß einen langen Seufzer aus und ließ den Blick über sein Reich schweifen. Fünf mal fünf Schritt, ein Großteil davon durch Bett, Kleiderschrank und Waschbecken ausgefüllt. Schäbige Teppiche bedeckten den Boden, aber die kahlen Steinwände waren kalt und schmucklos. Eine schmale Verbindungstür führte in sein Bad. Rupert hatte sich nie zu Luxus und Überfluss hingezogen gefühlt, und jeder außer ihm hätte sein Schlafgemach als schlicht und karg empfunden. Als Prinz hatte er Anspruch auf eine richtige Suite und ein halbes Dutzend Kammerdiener, aber davon hatte er nie Gebrauch gemacht. Dienstboten standen immer im Weg herum, wenn man seine Ruhe haben wollte, und er konnte sich schließlich nicht in mehreren Räumen gleichzeitig aufhalten.
    Rupert ging auf sein Bett zu und kehrte noch einmal um, um sich zu vergewissern, dass die Tür abgeschlossen war. Er fuhr mit dem Finger über den schweren Eisenriegel, bis er spürte, dass er bis ans Ende vorgeschoben war. Seit er zum ersten Mal aus dem Düsterwald heimgekehrt war, empfand er Dankbarkeit, dass sein Zimmer keine Fenster hatte. Das bedeutete, dass er nur seine Tür gegen Dämonen sichern musste. Mit dem Schwert in der Hand konnte er ganzen Horden von Dämonen gegenübertreten, aber seit jener ersten Reise durch die endlose Nacht hatte er Angst vor Monstern, die sich aus dem Dunkel anschlichen, während er schlief und wehrlos war. Er musste ruhen. Er musste schlafen. Aber er wusste, er würde weder ruhen noch schlafen können, solange er sich nicht völlig sicher fühlte. Er trat an den Kleiderschrank, schüttelte ärgerlich den Kopf und gab seiner Furcht ein weiteres Mal nach. Er stemmte die Schulter gegen das Seitenteil und schob den schweren Kasten langsam vom Fleck, bis er die Tür verbarrikadiert hatte. Erst dann stolperte er zum Bett und setzte sich müde auf die Kante.
    Eine Öllampe brannte auf dem schlichten, hölzernen Wasch tisch. In Metallhalterungen am Kopfende des Bettes steckten zwei frische Kerzen. Rupert entzündete beide Kerzen mit der Öllampe, sorgfältig darauf bedacht, die Flamme nicht zu löschen. Der Gedanke, in einem völlig dunklen Raum zu erwachen, war ihm unerträglich. Er löste zögernd den Lederriemen des Schwertgeh änges und legte die Waffe in Reichweite auf den Boden neben dem Bett. Dann saß er einfach da und starrte die nackte Wand an.
    Der blaue Mond stand voll am Himmel. Die Dunkelheit hatte das Waldland verschlungen, weil er nicht rechtzeitig zurückgekehrt war, und Julia …
    „Ich hätte dich lieben können, Julia“, dachte er.
    Rupert legte sich aufs Bett, ohne die blutgetränkten Sachen auszuziehen, und flüchtete sich in den Schlaf. Seine Träume waren dunkel und friedlos.

    Fürst Darius huschte ruhelos durch die pechschwarzen Tunnel und flüsterte vor sich hin. Seine dünne, quengelnde Stimme hallte hohl von den mächtigen Steinwänden wider und schien in der feuchten Stille noch nachzuhallen, wenn er längst verschwunden war. Von Zeit zu Zeit hörte er das leise Trippeln vieler winziger Pfoten, wenn die

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