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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Ratten, die in den Entlüftungsschlitzen hausten, bei seinem Näherkommen in ihre Löcher flüchteten. Darius ignorierte sie. Sie waren zu klein und ängstlich, um ihn anzufallen, solange er in Bewegung blieb. Ein zarter Lichtschein tauchte im Dunkel vor ihm auf, wie ein Stern in einer mondlosen Nacht. Darius wartete und kauerte reglos in der Finsternis, während er argwöhnisch den unsteten, hellen Fleck weiter vorn beobachtete. Er hörte nur seinen eigenen, keuchenden Atem. Nach einer Weile zog er seinen Dolch aus dem Ärmel und schlich vorsichtig weiter.
    Breite Streifen schmutzig-goldenen Lichts fielen aus einem seitlichen Luftschaft hoch in der Tunnelwand herein. Ein verrostetes Metallgitter teilte das Licht in ein Dutzend heller Strahlenbündel, in denen die Staub- und Rußteilchen der Tunnelluft tanzten. Darius kauerte am Rande des Lichtscheins und biss sich auf die Unterlippe. So viel Licht bedeutete, dass er sich einem bewohnten Teil der Burg näherte, und das bedeutete Essen, Trinken und die Chance, sich an seinen Feinden zu rächen. Aber er musste vorsichtig sein. Seit er ins Netz der verborgenen Tunnel und Entlüftungsrohre geflohen war (Wie lange war das her? Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren), hatte er Angst davor, in die Burg zurückzukehren.
    Selbst als Hunger und Durst ihn schließlich dazu zwangen, seine Tunnel eine Weile zu verlassen, lebte er in der ständigen Furcht, die Männer des Königs könnten ihn aufspüren und fassen. Er hegte keinen Zweifel, dass die Wachen ihn auf der Stelle töten würden. Er selbst hätte das angeordnet. Es war nur logisch – und so verließ er das Dunkel nur, wenn es sein musste, schlüpfte durch geheime Wandtüren und verborgene Entlüftungsschächte, wenn er sicher sein konnte, dass niemand ihn bemerkte. Er entwendete Brot, Fleisch und Wein, nie so viel, dass es auffiel, und nie genug, um den Hunger zu stillen, der in seinen Eingeweiden nagte, wann immer er wach war.
    Darius blickte in den goldenen Schimmer, der vor ihm lag, und kämpfte gegen den Impuls an, seine Tunnel zu verlassen und die Entdeckung zu riskieren, nur um wieder im Licht leben zu können. Die ständige Finsternis der verschlungenen Korridore lastete auf ihm und höhlte ihn unbarmherzig aus wie Wasser, das unentwegt auf einen Stein tropfte. Darius knurrte lautlos und schüttelte stur den Kopf. Er konnte das Dunkel noch nicht verlassen. Er hatte geschworen, in seinem Irrgarten zu bleiben, bis ihn sein dunkler Herr und Meister rief und ihm Macht über seine Feinde verlieh. Wahre Macht. Hexenmacht. Er spürte, wie sie in ihm brannte und beständig stärker wurde. Der Dunkle hatte Darius’ lang verschmähtes Talent erkannt und zum Leben erweckt. Darius grinste. Bald würde seine Macht brennen wie ein Fanal, und dann würde er das Dunkel verlassen und Vergeltung üben. Bis dahin wollte er warten, denn auch wenn er sich danach sehnte, wieder im Licht zu wandeln – der Rachedurst war größer. Bedeutend größer.
    Darius trat in das goldene Licht und stellte sich auf Zehenspitzen, um in den Seitenschacht zu starren. Die Lichtflut tat seinen Augen weh, und Tränen liefen ihm über die schmutzverklebten, stoppeligen Wangen, aber er konnte den Blick nicht abwenden. Nach einer Weile begannen seine Knöchel zu schmerzen. Er verdrängte das eklige Ziehen so lange wie möglich, aber dann musste er die Füße ausschütteln und sich von dem tröstlichen, goldenen Schein entfernen. Er blieb still stehen, wog die Für und Wider ab und zog aus dem Ärmel den letzten, kostbaren Kerzenstummel. Mit dem Dolchgriff schlug er Funken aus dem Metallgitter, bis der Docht endlich aufglomm. Im nächsten Augenblick umfing ihn der Tunnel, als habe er nur auf ein wenig Licht gewartet, um seine Existenz zu manifestieren. Darius zog erschrocken den Kopf ein, als er merkte, dass die Decke nur eine knappe Handbreit über seinem Scheitel verlief. Auch die Wände rückten näher und machten ihm klar, wie entsetzlich eng ihn der Tunnel umschloss. Er stolperte umher, und überall starrte ihm, kaum eine Handbreit entfernt, das alte Mauerwerk höhnisch entgegen. Kalter Schweiß lief ihm von der Stirn, und er ächzte , wimmerte und fuchtelte ziellos mit den Händen, während ihn blanke Panik erfasste. Darius drehte sich im Kreis, immer wieder, und konnte nicht stillstehen. Er war tief in den steinernen Eingeweiden der Burg lebendig begraben, Meilen entfernt von Licht, Luft und Freiheit. Plötzlich begann er laut zu wehklagen und mit

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