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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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müsse man sie den Blicken der Neugierigen entziehen. Die daran befestigte silberne Schwertscheide war im Laufe der Zeit dunkel angelaufen und enthielt keine Waffe mehr. Der Seneschall seufzte ermattet.
    „Es ist weg“, sagte er mit belegter Stimme. „Curtana ist verschwunden.“
    „Aber das Schwert des Zwangs ist unsere einzige Hoffnung gegen die Dämonen“, sagte Bodeen. „Wer wäre wahnsinnig genug, es zu stehlen?“
    „Jemand, der einen Nutzen vom Untergang der Burg hätte“, sagte der Seneschall. „Das trifft im Augenblick auf viele zu.“
    „Die ganze Mühe“, brummte Julia, zu müde, um zynisch zu werden. „Umsonst! Kommt, Seneschall, was stehen wir hier noch herum?“
    „Natürlich, Prinzessin – der König muss die Wahrheit erfahren.“ Der Seneschall kehrte der leeren Schwerthülle den Rücken zu und starrte ins Dunkel. „Irgendwo in dieser Burg gibt es einen Verräter. Wir müssen ihn finden, Prinzessin, ihn und Curtana, ehe es zu spät ist.“
    „Vielleicht ist es das schon“, flüsterte Bodeen. „Vielleicht ist es das schon.“

    Julia starrte aus dem Stall in den Regen und seufzte. Obwohl es noch Nachmittag war, wurde es allmählich dunkel. Es regnete seit mehr als einer Stunde; ein gleichmäßiges, beharrliches Nieseln, das sich aufs Gemüt schlug und seinen Weg selbst durch die höchsten Kamine fand, so dass die Feuer zischten und qualmten. Wasser floss aus den Abflussrohren und von den überhängenden Regenrinnen und verwandelte den Hof in eine Schlammwüste. Es troff durch die vielen Lücken im Strohdach des Pferdestalls und klatschte geräuschvoll auf den Strohboden. Die Holzbretter knarrten und knarzten in der Nässe, und Julia, die immer noch nach draußen starrte, seufzte von neuem, vielleicht aus Mitgefühl. Hinter ihr bewegte sich der Drache.
    „Du solltest in deinem Zimmer sein und dich ausruhen“, sagte er.
    Julia lächelte, ohne sich umzudrehen. „Mir fehlt nichts. Ein paar geschmackvolle Narben für meine Sammlung, das ist alles. Am schlimmsten hat es den Seneschall erwischt; ich weiß nicht, wie er sich auf den Beinen halten konnte, bis wir den Südflügel verlassen hatten. Dem Hofarzt reichte ein Blick, um ihm strenge Bettruhe zu verordnen, aber er bestand darauf, zuerst mit dem König zu sprechen. Nur Bodeen und ich hielten ihn aufrecht, doch er blieb stur. Er ist ein zäher alter Vogel. Klappte erst zusammen, nachdem er König John alles berichtet hatte, was er über den Einbruch in das Arsenal wusste und vermutete. Bodeen und ich trugen ihn schließlich in seine Schlafkammer. Z äher alter Vogel.“
    „Du solltest selbst etwas ruhen“, sagte der Drache. „Ich wittere deine Schmerzen und deine Ermattung.“
    „Ich könnte eh nicht schlafen“, sagte Julia. „Noch nicht. Ich muss erst mal mit jemandem sprechen.“
    „Was ist es diesmal?“, fragte der Drache sanft. „Wieder jemand, der droht, dir Hofetikette beizubringen?“
    „Kaum. Ich bin von sämtlichen Unterweisungen befreit, da alle Anstandslehrer auf einer bewaffneten Eskorte bestehen, wenn sie mich unterrichten.“
    „Was ist dann? Was macht dir Sorgen?“
    „Ich weiß nicht.“ Julia kehrte der Stalltür den Rücken und setzte sich neben den Drachen. Die dicke Strohschicht polsterte den Erdboden etwas ab, und seine breite Flanke gab ihr Halt und Trost. Der Regen wurde zum angenehmen Hintergrundgemurmel, und das stete Triefen und Tropfen hatte etwas sonderbar Besänftigendes an sich. Der Duft frischen Heus hing in der Luft, kräftig und erdnah, und der Drache spürte, wie sich Julias Muskeln allmählich entspannten.
    „Drache“, sagte sie schließlich, „was ist mit den Pferden, die hier untergebracht waren?“
    „Köstlich“, beteuerte er würdevoll.
    Julia stieß ihm den Ellbogen in die Seite, und er tat ihr den Gefallen und ächzte , obwohl er kaum etwas spürte.
    „Du hast doch nicht im Ernst die prächtigen Pferde aufgegessen?“
    „Nein. Ich zog ein, und sie zogen aus – im Galopp, wenn ich mich recht entsinne.“
    Julia lachte und schmiegte sich an seine glatten Schuppen. Manchmal schien es ihr, als sei der Drache der einzige Freund, den sie hatte; eine Insel der Ruhe in einem Meer der Stürme. Nach Ruperts Abreise hatte der Drache ziellos das Gelände der Burg durchstreift, geschlafen, wo immer es ihm in den Sinn kam, und gefressen, was nicht die Flucht ergriff oder aktiven Widerstand leistete.
    Schließlich hatte er sich in einem der alten Pferdeställe niedergelassen und zu

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