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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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ihn dann zu Boden. „Rupert müsste schon eine Ewigkeit zurück sein.“
    „Es ist eine lange Reise, hin und zurück, und wie man hört, wird der Erzmagier nicht so leicht zu überreden sein.“
    „Ich hätte ihn nie in den Düsterwald zurückreiten lassen dürfen. Du weißt, wie es dort ist.“
    „Ja“, flüsterte der Drache leise, „und ob ich das weiß.“ Er versuchte, die Schwingen zu dehnen, und Julia massierte ihm die Narben.
    „Hast du immer noch Albträume?“, fragte sie plötzlich. Der Drache schüttelte den Kopf. „Ich manchmal schon. Nur träume ich jetzt, dass Rupert allein durch die Finsternis irrt und sterben muss.“
    „Rupert kann auf sich aufpassen.“
    Julia schniefte. „Wer’s glaubt, wird selig.“
    „Liebst du ihn, Julia?“
    Julia starrte durch die offene Stalltür. „Sieht aus, als hätte der Regen nachgelassen.“
    „Du hast meine Frage nicht beantwortet.“
    „Ich weiß.“
    „Menschen“, sagte der Drache und lachte vor sich hin. „Warum sagst du es ihm nicht?“
    „Weil er nicht hier ist! Er hat sich davongemacht und mich im Stich gelassen.“
    „Er konnte dich nicht gut mitnehmen und dein Leben aufs Spiel setzen, oder?“
    „Ich wäre mitgekommen! Ich kann mit dem Schwert genauso gut umgehen wie er. Alles wäre besser gewesen, als mich hier zu lassen. Er kommt nicht mehr zurück, Drache, ich weiß es. Die Dämonen haben ihn erwischt, und ich war nicht da, um ihm zu helfen!“ Julia drückte das Gesicht gegen die Flanke des Drachen und ließ den Tränen freien Lauf.
    Der Drache hob einen Flügel und legte ihn sanft um ihre Schultern, bis sie endlich zu weinen aufhörte.
    „Du bist müde“, sagte er sanft. „Warum gehst du nicht in dein Zimmer zurück und ruhst dich aus?“
    „Ich will nicht“, sagte Julia in die Flanke des Drachen. „Ich habe Angst vor dem Dunkel. Vor den Dämonen.“
    „Dann bleib hier bei mir. Schlaf. Hier bist du in Sicherheit, das verspreche ich dir.“
    „Danke“, sagte Julia so leise, dass es nur ein Drache hören konnte. Sie schmiegte sich an seine Flanke, ließ sich von seinem langsamen, gleichmäßigen Atem einwiegen und war schon bald eingeschlafen.
    „Menschen!“, brummte der Drache liebevoll. Er ließ den großen Schädel auf seinen Schweif sinken und hielt geduldig Wache, bis die Nacht vorbei war.

5
    Der dunkle Turm
    T ief im Düsterwald, im verborgenen Herzen der langen Nacht, lag eine Waldlichtung. Hoch droben neigten sich die Baumkronen nach innen und verwoben ihre knorrigen, verwachsenen Äste zu einem Geflecht, das eine dichte Laube bildete und alles Tageslicht aussperrte. Die Baumstämme waren gesprenkelt mit phosphoreszierenden Flechten, die einen unheimlichen blauen Schimmer verbreiteten. Schimmel und schmierige Moospolster bedeckten den Boden der Lichtung, in deren Mitte ein einzelner, halb verfaulter Baumstumpf in Form eines Herrscherthrons aufragte, und in diesem Dunkel, auf diesem modrigen Thron saß der Dämonenprinz.
    Auf seine Weise wirkte der Dämonenprinz beinahe wie ein Mensch. Er hatte das Aussehen eines Menschen, obwohl seine Züge verschwommen waren und seine dünnen Finger in Klauen endeten, aber die glühenden roten Augen verrieten keine Spur von menschlichen Gedanken oder Gefühlen. Er sah wie ein Mensch aus, weil es ihm Spaß machte. Früher hatte er eine andere äußere Form angenommen, und vielleicht würde er das in Zukunft wieder tun, aber derzeit lebte er nun einmal in der Welt der Menschen – wenn man bei einem Wesen, das nie geboren worden war, von „leben“ sprechen konnte.
    Selbst im Sitzen war er unnatürlich groß und hager bis zur Grenze der Auszehrung, seine fahle Haut hatte einen flackernden Perlmuttglanz, und seine Kleidung bestand aus tiefschwarzen Lumpen und Fetzen. Er trug einen zerknautschten, breitkrempigen Hut, den er tief in die Stirn gezogen hatte. Während er einer Aaskrähe gleich auf dem Thron kauerte, kaute er lässig auf etwas Lebendigem herum, das noch schwach zappelte und fiepte. Der Dämonenprinz brauchte keine Nahrung, aber seine Natur zwang ihn dazu, Angst zu verbreiten, und er liebte es, andere Lebewesen zu töten.
    Um den verrottende n Thron scharten sich die Dämonen des Düsterwalds, bucklige Schatten, soweit die Lichtung reichte. Am Boden kauernd oder hockend und auf den Bäuchen kriechend huldigten sie ihrem Herrscher. Sie beobachteten, wenn sie Augen hatten, lauschten, wenn sie Ohren hatten, oder … warteten ganz einfach. Sie waren Kreaturen der Finsternis,

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